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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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hungrig und erschöpft.
    Nachdem der Heiler am Abend zuvor noch einmal nach dem Kranken gesehen und erklärt hatte, das Wichtigste seien jetzt Ruhe, Wärme und Schlaf, hatte Bevan das Kind mit hinauf in sein eigenes Gemach genommen.
    Genevieve hatte darauf bestanden, bei ihm und dem Jungen zu bleiben. Und da sein Bett groß genug für drei war, hatte er schließlich eingewilligt. Sie hatten den Knaben zwischen sich gelegt. So konnten sie sich sicher sein, dass mindestens einer von ihnen wach wurde, wenn es dem Kleinen schlechter gehen sollte. Ein paarmal war Bevan aus dem Schlaf geschreckt, weil der Junge hustete. Der zarte Körper zitterte vor Anstrengung. Die Hände des Kindes schienen nach etwas zu tasten, was nicht da war. Sein Atem ging laut und unregelmäßig.
    Bevan tat, was in seiner Macht stand, um die Qual des Jungen zu lindern. Dabei fragte er sich, ob seine Tochter Brianna wohl auch so gelitten hatte. War Fiona Nacht für Nacht bei ihr gewesen? Oder hatte die Erschöpfung sie irgendwann gepackt, so dass sie die Kleine nicht mehr selbst pflegen konnte?
    Dass er damals nicht da war, an der Seite seiner Tochter, konnte Bevan sich nicht verzeihen. Er war nicht bei ihr gewesen, als sie krank wurde. Er hatte sie nicht in Armen halten können, als sie starb. Er war aus dem Krieg zurückgekehrt, in dem er gekämpft hatte, als man Brianna bereits beerdigt hatte.
    Die Ereignisse des letzten Tages hatten in Bevan Gewissensbisse geweckt. Unruhig waren seine nächtlichen Träume gewesen, und als er schließlich aufwachte und Genevieve schlafend neben sich entdeckte, verwirrte ihn das einen Moment lang. Dann musste er sich widerwillig eingestehen, dass es sich gut anfühlte, neben einer Frau aufzuwachen.
    Genevieve atmete ruhig, und auch das Kind schien sich ein wenig erholt zu haben. So hatte Bevan es gewagt, die beiden allein zu lassen, um nach unten in den großen Saal zu gehen.
    Noch ehe er sein Mahl beendet hatte, trat Patrick zu ihm. „Lass uns einen Spaziergang machen“, sagte er.
    Sie verließen das Gebäude. Draußen war es kalt, aber es hatte aufgehört zu schneien. Im Osten färbte sich der Himmel leicht rötlich. Bald würde die Sonne aufgehen.
    „Ich habe Ruaidhrí eine Nachricht geschickt. Er hat darauf geantwortet, dass er dich sehen möchte.“
    „Der Hochkönig befiehlt mich nach Tara? Warum?“
    „Es geht um Rionallís. Der englische König ist zurzeit ebenfalls dort. Gemeinsam wollen sie entscheiden, was mit dem Besitz geschehen soll.“
    Bevan stieg die Zornesröte ins Gesicht. Seiner Meinung nach war die Sache eindeutig: Er war der ursprüngliche Eigentümer von Rionallís, also gehörten Land und Burg ihm. Patrick jedoch hatte zugelassen, dass eine politische Frage daraus gemacht wurde. Das bedeutete, dass ein Kompromiss gefunden werden musste.
    „Du willst also immer noch, dass ich sie heirate“, meinte Bevan vorwurfsvoll.
    „Es ist die beste Lösung. Beide Könige werden zufrieden sein, und du musst nicht um Rionallís kämpfen.“
    „Ich kann sie nicht zur Frau nehmen.“ Dafür gab es mehr als einen Grund. Zum einen wollte er den Schwur nicht brechen, den er nach Fionas Tod abgelegt hatte. Zum anderen aber ging es auch um Genevieve. Sie war in ihrer Unschuld allzu verführerisch. Und sie hatte nach ihren Erfahrungen mit Hugh Angst vor Männern.
    Einen Moment lang stellte Bevan sich vor, wie es sein würde, mit Genevieve ein Kind zu haben. Ein Mädchen mit blauen Augen, dunklem Haar und einem ebenso warmen Lächeln wie Genevieve es besaß. Dann fiel ihm Brianna ein. „Ich kann nicht“, wiederholte er. Es war ihm unmöglich, sein Herz erneut zu verschenken. Er konnte kein weiteres Ehegelübde ablegen, er konnte nicht mit der Furcht leben, ein zweites Mal Frau und Kind zu verlieren.
    „Vielleicht wirst du heiraten müssen“, sagte Patrick.
    „Unsinn“, entfuhr es seinem Bruder.
    „Ruaidhrí hat mir mitgeteilt, dass König Henry alle irischen Könige zu sprechen wünscht.“
    „Also wirst du auch nach Tara gehen?“
    „Eine endgültige Entscheidung habe ich noch nicht getroffen. Isabel allerdings meint, ich sollte der Aufforderung Folge leisten. Sie glaubt, nur so könne der Frieden zwischen Iren und Normannen gesichert werden.“ Er blieb stehen und schaute Bevan fest in die Augen: „Wenn König Henry verlangt, dass du Genevieve heiratest, werde ich nicht umhinkönnen, es dir zu befehlen.“
    „Dazu hast du kein Recht.“
    „Ich bin dein König. Ich kann nicht an dich allein

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