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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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brannte jetzt, und ihre Beine waren schwer wie Blei. Auch das Zittern hatte aufgehört. „Ich möchte mich anziehen und nach dem Kind schauen“, sagte sie.
    „Bitte, geduldet Euch. Ihr seid geschwächt und müsst Euch erst richtig aufwärmen.“
    Seufzend gab Genevieve nach. „Kennt Ihr die Eltern des Jungen? Habt Ihr sie benachrichtigt?“
    „Der Vater des Kleinen ist einer der Soldaten, die mit Bevan nach Rionallís gezogen sind. Er ist nicht zurückgekehrt.“
    „Und die Mutter?“
    „Bevan wird jemanden zu ihr geschickt haben.“ Isabel zögerte, schien sich dann allerdings durchgerungen zu haben, noch mehr zu erzählen. „Ich denke, ich sollte Euch etwas sagen: Bevans Tochter starb an einem Fieber als sie etwa so alt war wie der Junge. Niemand könnte sich aus diesem Grund aufopferungsvoller um den Kleinen kümmern als mein Schwager.“
    Genevieve senkte den Kopf. Bevan hatte ihr gegenüber nie erwähnt, dass er Vater einer Tochter war. Sie empfand Mitleid mit ihm. Aber sie war auch zornig. Der Ton, in dem er mit ihr gesprochen hatte, konnte alles andere als höflich bezeichnet werden.
    Eine halbe Stunde später betrat Genevieve den großen Saal. Nichts wies darauf hin, dass hier vor Kurzem noch mehrere Menschen damit beschäftigt waren, das Leben eines kleinen Jungen zu retten. In einer ruhigen Ecke nahe dem Kamin entdeckte sie Bevan, der mit geschlossenen Augen in einem Lehnstuhl saß und das in warme Decken gehüllte Kind an sich drückte.
    Der Heiler, der herbeigerufen worden war, hatte ihn und die Mägde angewiesen, die Gliedmaßen des Jungen zu massieren. Nach und nach waren sie wieder warm geworden. Doch leider war der Kleine während der ganzen Zeit nicht zu Bewusstsein gekommen. Auch sein geräuschvolles Atmen verriet, dass es um ihn noch immer sehr schlecht stand.
    Lass ihn nicht sterben, betete Bevan stumm. Er war zutiefst aufgewühlt. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Fiona und der Tochter, die er mit ihr gehabt hatte. Lange Zeit war es ihm gelungen, die Tatsache, dass beide gestorben waren, aus seinen Gedanken zu verdrängen. Nicht ein einziges Mal hatte er ihre Gräber besucht. Dass sie auf Rionallís zu Grabe getragen wurden, war einer der Gründe, warum er die Burg verlassen hatte. Doch nun konnte er plötzlich nicht länger vor seiner Trauer fliehen.
    Er öffnete die Augen und starrte das Kind an. Für einen Augenblick schien es ihm, als hielte er wieder seine kleine Tochter in den Armen. Aber abgesehen vom Alter hatte der Junge nichts mit dem Mädchen gemein, das er vor zwei Jahren verloren hatte.
    Ein Geräusch ließ ihn aufblicken. Genevieve stand vor ihm. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, streckte dann aber nur die Hand aus, um sanft die Stirn des Kindes zu berühren.
    „Der Junge hat Fieber.“ Bevans Stimme klang rau.
    „Er wird gesund werden“, antwortete Genevieve mit mehr Überzeugung, als sie innerlich fühlte. Dann drückte sie Bevan ein Stück Stoff in die Hand.
    Es war das bestickte Leinentüchlein, das sie ihm schon einmal gegeben hatte. Er starrte es einen Moment lang an. „Woher habt Ihr das?“
    „Isabel hat es auf meine Bitte hin aus Eurem Gemach geholt. Ich dachte, es würde Euch freuen, es bei Euch zu haben. Es bedeutet Euch viel, nicht wahr?“
    Er nickte. „Es ist eine Erinnerung an Fiona. Sie hat es an unserem Hochzeitstag bei sich getragen. Später hat sie es als Teil des Häubchens verwendet, das sie für unsere Tochter zur Taufe nähte.“
    Genevieve sah, wie viel Mühe er sich gab, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Doch er konnte den Schmerz, den er über den Verlust von Frau und Kind empfand, nicht völlig verbergen. Unwillkürlich hob sie die Hand und folgte mit den Fingerspitzen der Narbe, die sich über seine Wange zog. Dabei dachte sie, dass die Narben, die das Schicksal seinem Herzen zugefügt hatte, zweifellos schlimmer seien.
    Eine Zeit lang stand sie schweigend bei ihm, teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen ihm und dem Kind. Dann endlich sagte sie: „Möge Gott Euren Schmerz lindern.“
    Zu ihrer Überraschung griff er nach ihrer Hand und drückte sie. „Wollt Ihr Euch zu mir setzen?“
    Sie zögerte, doch dann holte sie einen Stuhl herbei, um mit Bevan gemeinsam über das Leben des Jungen zu wachen.
    Es war draußen dunkel, und viele Bewohner der Burg schliefen noch. Bevan saß jedoch schon an einem der langen Tische im Saal. Er hatte sich aus der Küche etwas zu essen und zu trinken bringen lassen. Er war durstig,

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