Mein irischer Held
aber hattest nur Augen für Hugh …“ Ein neuer Seufzer. „Leider kann ich nicht behaupten, dass ich dich für besonders vernünftig halte. Wirklich, wie bist du nur auf die Idee gekommen, dieser Ire könne der Richtige für dich sein?“
„Er ist stark, er wird mich beschützen.“
„Ich frage mich, ob du ein Leben an seiner Seite, zumal weit fort von England, überhaupt ertragen kannst.“ Helen erschauerte bei der Vorstellung, selbst nach Irland übersiedeln zu müssen. Anscheinend hatte sie vergessen, dass auch Sir Hugh Marstowe mit ihrer Tochter auf Rionallís gelebt hätte.
Genevieve lächelte. „Ich bin gern hier.“ Im Gegensatz zu ihrer Mutter liebte sie Irland. Das war nicht immer so gewesen. Doch inzwischen fand sie die wilde grüne Insel ungeheuer reizvoll.
In diesem Moment wurde die Tür erneut geöffnet, eine Gruppe von Kriegern betrat den Saal. Einer von ihnen war Bevan. Erwartungsvoll schaute er zu Genevieve hinüber.
„Entschuldige mich bitte einen Moment, Mutter.“
„Er ist ein Barbar“, hörte sie Helen murmeln.
Genevieve wandte sich noch einmal um. „Ich möchte allein und ungestört mit ihm reden“, sagte sie mit fester Stimme.
Lady Helen wollte protestieren, doch als sie die aufrechte Haltung und die gestrafften Schultern ihrer Tochter bemerkte, wurde ihr klar, dass es sinnlos gewesen wäre.
„Bevan! Ich hoffe, meine Mutter …“ Sie unterbrach sich, als er einen Schritt nach vorn machte und sich leicht zu ihr herabbeugte. Er war ihr jetzt so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Unwillkürlich hob sie den Arm und legte ihm die Hand auf die Brust.
Er sah sehr ernst aus. „Die Hochzeit wird noch heute stattfinden“, sagte er. Dann umschloss er ihre Finger mit den seinen.
Es tat weh, zu wissen, dass er gegen seinen Willen zu dieser Entscheidung gezwungen worden war. „Welche Eile …“, murmelte sie. Und dann: „Warum habt Ihr Euch eigentlich mit der Eheschließung einverstanden erklärt?“
Er schwieg eine Weile und meinte dann nur: „Vergesst Euer Versprechen nicht: Nach der Heirat werden wir getrennte Wege gehen.“
Sie nickte.
„Gut. Dann geht jetzt, um Euch für die Zeremonie fertig zu machen. Ich lasse Euch rufen, sobald der Priester hier ist.“
Ihre Augen brannten, so sehr musste sie sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. Bevan wollte sie wirklich nicht.
Das hatte sein Verhalten nur allzu deutlich bewiesen. Er erfüllte einzig eine ungeliebte Pflicht, indem er sie heiratete. Aber er würde wohl die Ehe vollziehen. Und das bedeutete, dass sie, Genevieve, ihre Angst überwinden musste.
Ihr war plötzlich sehr kalt.
Isabel war ebenfalls von Laochre nach Rionallís gekommen, um bei der Hochzeit dabei zu sein. Jetzt trat sie auf Genevieve zu, legte ihr sanft die Hand auf den Arm und sagte: „Kommt, ich werde Euch beim Umkleiden behilflich sein.“
Mit Füßen schwer wie Blei folgte Genevieve der Königin von Laochre die Treppe hinauf. In Genevieves Gemach holte Isabel ein Unterkleid aus safrangelber Seide und ein dazu passendes blaues Obergewand aus einer Truhe. „Zu Eurem dunklen Haar und den blauen Augen wird das sehr hübsch aussehen“,bemerkte sie.
Es klopfte, und kurz darauf trat Lady Helen in die Kammer ein. Sie hielt ein Schmuckkästchen in ihren Händen, und nachdem sie das Kleid begutachtet hatte, suchte sie farblich dazu harmonisierende Ohrringe und ein kostbares Geschmeide für die Braut heraus. Auch bestand sie darauf, dass niemand anderes als sie, ihrer Tochter das Haar richten dürfe.
Isabel erklärte sich sogleich damit einverstanden, und so bemühten die beiden Frauen sich gemeinsam um Genevieve. Sie kamen überraschend gut miteinander aus. Nur als Helen murmelte: „Er ist ihrer nicht würdig“, warf die Irin der Normannin einen zornigen Blick zu.
Genevieve reagierte augenblicklich: „Mutter, ich möchte nicht, dass du schlecht über meinen zukünftigen Gemahl sprichst.“
Isabel schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. „Ich bin sicher, dass alles bestens wird. Hier, nehmt noch diesen Schleier.“ Sie reichte der Braut ein cremefarbenes hauchdünnes Stück Stoff, das am Saum mit kleinen Perlen verziert war.
„Du siehst wirklich bezaubernd aus“, stellte Lady Helen fest. Trotz aller Bedenken gegen die Ehe musterte sie ihre Tochter voller Stolz.
Es dämmerte schon, als die Hochzeitszeremonie begann. Zuerst badeten Bevan und Genevieve als Zeichen des Willkommens die Füße ihrer Gäste. Eine Silbermünze wurde
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