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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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anschließend in der Wasserschüssel zurückgelassen. Und jedes der anwesenden jungen Mädchen versuchte, sie an sich zu bringen. Es hieß nämlich, dass diejenige, die die Münze erhaschte, als Nächste heiraten würde.
    Anschließend trat das Hochzeitspaar vor den Priester, der ihren Bund segnete. Bevan hielt dabei die Hand der Braut. Einen Moment lang freute Genevieve sich über die Wärme, die der Druck seiner Finger ihr vermittelte. Dann jedoch bemerkte sie den traurigen Blick ihres Bräutigams. Ihre Freude verflog sofort.
    Dachte Bevan an seine erste Eheschließung? An die Frau, die er so sehr geliebt hatte, dass er die Augen vor ihren Fehlern verschlossen hatte? Für Genevieve war das eine quälende Vorstellung.
    Zum Abschluss der Zeremonie gab ihr frisch angetrauter Gemahl ihr einen Kuss, durch den die Verbindung besiegelt wurde. Die Gäste eilten herbei, um dem jungen Paar Glück zu wünschen. Bedienstete erschienen mit Bechern voller Met und anderen Getränken. Irgendwer rief: „Das Fest kann beginnen!“ Und alle strömten zu den mit Speisen überladenen Tischen.
    Die Braut nahm, begleitet von Bevan, in der Nähe ihrer Eltern Platz. Da Lady Helen sie aufmerksam beobachtete, bemühte sich Genevieve, ein glückliches Gesicht zu machen. Zum Glück sah sie, wie ihr Ehemann nacheinander seinen Schwiegereltern und Isabel, die am selben Tisch saß, zulächelte.
    Während der letzten Stunden hatte Genevieve sich immer wieder gesagt, dass es ein gutes Gefühl sein müsse, mit einem Mann verheiratet zu sein, der sie nie schlagen oder auf andere Art quälen würde. Sie mochte Bevan und hatte sich eingeredet, dass auch er mit der Zeit zufrieden damit sein würde, an ihrer Seite zu leben. Natürlich waren ihr hin und wieder Zweifel daran gekommen, ob ihre optimistische Vorstellung von der Zukunft sich als richtig erweisen würde. Dann hatte sie sich in Erinnerung gerufen, wie seine Augen vor Verlangen geglüht hatten, als er sie küsste. Er begehrte sie. War das nicht zumindest ein Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Ehe?
    Jedes Mal, wenn sie mit ihren Überlegungen bis zu diesem Punkt gekommen war, hatte sie sich bemüht, rasch an etwas anderes zu denken. Denn die Vorstellung dessen, was man gemeinhin als eheliche Pflichten bezeichnete, erfüllte sie noch immer mit großer Angst. Damit die Ehe rechtskräftig wurde, würde ihr Gemahl von ihr erwarten, dass sie ihm ihre Jungfräulich keit zum Opfer brachte. Und nach den Erfahrungen mit Hugh erschien ihr dieses unverhältnismäßig groß.
    Genevieve goss sich etwas Wein in ihren Becher und nahm einen großen Schluck, um ihre Angst und Nervosität zu bekämpfen. Aber es half nichts. Von Minute zu Minute fühlte sie sich schlechter. Ihre Fantasie gaukelte ihr Bilder vor, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieben. In England war es üblich, dass mehrere Frauen das Schlafgemach der frisch Vermählten stürmten, um die Braut unter Gelächter bis auf ihr Hemd auszuziehen. Ja, manchmal durfte sie nicht einmal dieses Kleidungsstück anbehalten. Völlig entblößt wurde sie ins Bett gebracht, wo sie dann die Ankunft ihres Gemahls erwarten musste.
    Unsicher schaute Genevieve sich um. Folgte man in Irland den gleichen Traditionen? Nichts wies darauf hin, aber sie fürchtete sich trotzdem. Würde gleich eine Gruppe Frauen zu ihr kommen, um sie nach oben zu führen?
    Nach einer Weile entschloss sie sich, selbst den ersten Schritt zu machen. Sie erhob sich und wollte zur Treppe gehen.
    „Was habt Ihr vor?“, fragte Bevan.
    „Ich bin müde. Ich denke, ich sollte ins Schlafgemach gehen.“ Sie schenkte ihrem Gemahl ein schwaches Lächeln und eilte, ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten, aus dem Saal. Dabei sagte sie sich immer wieder, dass sie selbst es gewesen war, die Bevan vorgeschlagen hatte, eine Ehe nur dem Namen nach einzugehen. Sie hatte ihm versprochen, ihm alle Freiheiten zu lassen. Vielleicht würde er es vorziehen, weder diese noch sonst eine Nacht mit ihr zu verbringen.
    Erst auf der Treppe wagte sie es, sich noch einmal umzuschauen. Bevan hatte sich erhoben, machte aber keine Anstalten, ihr zu folgen. Sein Blick allerdings war fest auf sie gerichtet. Und ihr schien, als läge in seinen Augen ein ermutigender und beinahe zärtlicher Ausdruck.
    Sie holte tief Luft und schritt die restlichen Stufen hinauf. Nun stand sie vor der Tür zu ihrer Kemenate. Nach kurzem Zögern öffnete sie diese und trat ein. Die Bediensteten hatten ein neues Bett aufgestellt. Es sah

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