Mein irischer Held
künftige Gemahlin bewirkte, dass Bevan sich noch unbehaglicher fühlte. Ruaidhrí hatte ihm befohlen, gleich nach seiner Rückkehr zu heiraten. Auch der Earl war der Ansicht gewesen, dass die Hochzeit möglichst bald gefeiert werden sollte. Alle schienen zu fürchten, dass Hugh etwas unternehmen würde, um die geplante Ehe doch noch zu verhindern.
Genevieves Eltern reisten gemeinsam mit den Iren, hatten sich aber die ganze Zeit über abseits von ihnen gehalten. Lady Helen schien ihren zukünftigen Schwiegersohn für einen wahren Teufel zu halten. Longford wiederum hatte begonnen, ihm eine gewisse Achtung entgegenzubringen, zweifellos eine Folge des Bogenschusses, den Bevan abgegeben hatte, um seine Tochter aus der Gewalt des Entführers zu befreien. Trotzdem war auch das Verhältnis zwischen dem normannischen Earl und dem irischen Krieger noch immer angespannt. Man bemühte sich, einander aus dem Weg zu gehen.
Die Reisenden waren nur noch ein paar Meilen von Rionallís entfernt, als sich ihnen ein einzelner Reiter näherte: Connor.
Er grüßte alle, lenkte sein Pferd dann neben das seines Bruders und meinte leise: „Bevan, du machst ein Gesicht, als würde man dich zur Hinrichtung führen und nicht zum Traualtar. Oder hast du dich in der Zwischenzeit doch wieder gegen die Ehe entschieden?“
„Du wirst bald auf meiner Hochzeit tanzen können.“
„Gut! Ich gratuliere. Obwohl es mich auch ein bisschen traurig macht, dass nicht ich die schöne Genevieve heimführen kann. Ihre blauen Augen erinnern an den Sommerhimmel, ihre Lippen sind so süß wie Honig und …“
Bevan warf ihm einen so bösen Blick zu, dass Connor mitten im Satz verstummte. Doch dann sagte er rasch: „Keine Sorge, sie würde mich nicht nehmen. Du wirst es sein, der das Ehebett mit ihr teilt.“
Eifersucht brannte in Bevans Brust. Dummkopf, schalt er sich selbst. Er kannte seinen Bruder gut genug, um zu wissen, dass Connor nicht abgeneigt war, die Gesellschaft einer temperamentvollen Frau zu genießen. Aber niemals würde er versu chen, sich zu nehmen, was einem anderen gehörte.
Ihm fiel ein, wie zugewandt Fiona stets zu Connor gewesen war. Und nicht nur zu ihm. Sie hatte auch Fremde mit geradezu überschwänglicher Freundlichkeit auf Rionallís willkommen geheißen. Nur ihm gegenüber, ihrem Gemahl, hatte sie stets eine gewisse kühle Zurückhaltung bewahrt. Insbesondere wenn er mit ihr allein war, hatte er oft das Gefühl gehabt, dass sie sich innerlich vor ihm zurückzog. Zwar hatte er ihren Körper zur Ekstase bringen können, doch ihre Seele schien dann weit fort zu sein.
Sie war ein wenig unausgeglichen gewesen, dachte er. Doch schon im nächsten Augenblick schüttelte er verärgert über sich selbst den Kopf. In letzter Zeit schien er sich immer deutlicher an die Schwächen seiner Frau zu erinnern. Dabei hätte er viel lieber an all die schönen Dinge gedacht, die er während der Jahre an Fionas Seite erlebt hatte.
Seine Gedanken wanderten zu Genevieve. Wenn er sie in den Armen hielt, schien sie ganz bei ihm zu sein. Trotz der nur zu verständlichen Angst, die sie vor Männern hatte, war sie offensichtlich gern mit ihm zusammen. Ja, selbst wenn sie zornig auf ihn war, stieß sie ihn nicht zurück. Und bald schon würde sie ihm gehören. Als ihr Gemahl würde er das Recht haben, das Bett mit ihr zu teilen.
Genau das war es, was ihn so beunruhigte. Er war zu dieser Ehe gezwungen worden. Würde er deshalb den Treueschwur, den er nach Fionas Tod abgelegt hatte, brechen müssen? Genevieve hatte gesagt, sie sei damit einverstanden, dass sie nur dem Namen nach eine Ehe führten, sie wolle ihm jede Freiheit lassen, es ihm ermöglichen, seine eigenen Wege zu gehen. Aber in der Hochzeitsnacht würde er sie zu seiner Frau machen müssen, wenn er nicht das Risiko eingehen wollte, dass man ihre Verbindung für ungültig erklären konnte.
Bevan runzelte die Stirn. War es möglich, einer Frau körperlich nahe zu sein, ihr alles zu geben, ohne sich gefühlsmäßig zu binden? Konnte er sein Herz vor allen zärtlichen Gefühlen verschließen? War es möglich, Fiona auf diesem Wege treu zu bleiben? Würde er überhaupt die Ehe mit Genevieve vollziehen können, ohne sie in Panik zu versetzen? Auf keinen Fall wollte er, dass durch sein Verhalten die Erinnerung an all die Qualen aufflammte, die sie durch Hugh hatte erleiden müssen.
Einen Moment lang fühlte er sich entsetzlich schuldig, weil Genevieve immer wieder sein Verlangen weckte. Woran lag
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