Mein irischer Held
bequem und einladend aus. Aber es war zweifellos nicht als Ehebett gedacht, dazu war es zu schmal.
Genevieve starrte auf die Verbindungstür zu Bevans Schlafgemach. Ihre Finger spielten nervös mit dem Seidenstoff ihres Gewands. Ihr Herz klopfte in ängstlicher Erwartung. Wann würde ihr Gemahl kommen? Würde er überhaupt erscheinen?
Nach einer Weile überlegte sie, dass es in Irland wohl üblich war, die Hochzeitsnacht im Bett des Ehemannes zu verbringen. Vermutlich hatte die Braut den Bräutigam dort willkommen zu heißen. Also öffnete sie die Verbindungstür und betrat zögernd Bevans Kammer. Hier gab es tatsächlich ein großes mit Vorhängen versehenes Bett. Sie zog es jedoch vor, sich auf einen nahe dem Kamin stehenden Stuhl zu setzen und dort auf ihren Ehemann zu warten.
Nach einer Weile nahm Genevieve ihren Schmuck ab, und noch etwas später zog sie ihr Hochzeitsgewand aus und schlüpfte, nur mit dem Hemd bekleidet, unter die Bettdecke. Sie schloss die Augen und bemühte sich, möglichst gleichmäßig zu atmen.
Bevan ist nicht Hugh, wiederholte sie in Gedanken immer wieder, er wird mich nicht demütigen.
Die Zeit verging, und irgendwann wurde Genevieve klar, dass ihr Gemahl offensichtlich nicht vorhatte, die Ehe zu vollziehen. Ihre Erleichterung war mit etwas vermischt, was sich beinahe wie Kummer anfühlte …
10. KAPITEL
Bevan wusste besser, als Genevieve es zu ahnen vermochte, welches Wechselbad der Gefühle seine junge Gemahlin durchzustehen hatte. Aber auch er selbst war unsicher, wie er mit der Situation umgehen sollte. So ließ er geduldig die Scherze seiner Freunde über sich ergehen, lachte zu den derben Witzen, die sie über die ehelichen Freuden von frisch Vermählten machten, und bemühte sich, wenig Alkohol zu sich zu nehmen, obwohl jeder mit ihm auf sein zukünftiges Glück trinken wollte. Endlich – er hatte einige betrunkene Männer von ihrem Plan, ihn zu begleiten, abbringen müssen – machte er sich auf den Weg nach oben.
Er betrat sein Schlafgemach und verriegelte die Tür hinter sich, froh darüber, dass er nach seiner zweiten Eheschließung nicht die Räumlichkeiten bewohnte, die er mit Fiona geteilt hatte. Es war besser, das Leben mit Genevieve in einer Umgebung zu beginnen, die nicht zu sehr von alten Erinnerungen geprägt war. Vielleicht wäre es sogar noch besser gewesen, ihr nicht die Kammer zu überlassen, die einst ihm und Fiona als Schlafgemach gedient hatte. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern.
Mit einem Seufzen schaute Bevan sich um. Auf Rionallís gab es trotz all seiner Bemühungen, alten Erinnerungen aus dem Weg zu gehen, vieles, was ihn an früher gemahnte. Ein Teil des Gesindes lebte schon seit Jahren in der Burg, auch kannte er praktisch alle Pächter und ihre Familien. Die meisten von ihnen waren zur Hochzeitsfeier gekommen und hatten ihm und seiner Braut alles Gute gewünscht. Einige wenige schienen der Normannin gegenüber misstrauisch zu sein. Doch alle hatten sich gefreut, Bevan wieder als ihren rechtmäßigen Herrn begrüßen zu können.
Ihre Treue erfüllte ihn mit einer gewissen Zufriedenheit. Aber genießen konnte er dieses Gefühl momentan kaum. Es gab zu viel anderes, das ihn beschäftigte. Dass Genevieve nur durch eine Tür von ihm getrennt im Nebenraum schlief, erfüllte ihn mit Unruhe. Er war sich sicher, dass sie ihn – wie es sich für eine Gemahlin gehörte – in ihrem Bett willkommen heißen würde. Und er konnte nicht leugnen, dass er sie begehrte. Trotzdem zögerte er, zu ihr zu gehen. Sie würde sich, nach allem, was Hugh ihr angetan hatte, vor dem, was in der Hochzeitsnacht geschehen sollte, fürchten.
Tatsächlich fürchtete auch er selbst sich ein wenig. Wie würde er reagieren, wenn sie keine Jungfrau mehr war? Er hatte selbst gesehen, wie Hugh mit ihr umgesprungen war. Und nach allem, was er wusste, konnte er nicht ausschließen, dass der Normanne Genevieve vergewaltigt hatte.
Bevan seufzte tief auf und beschloss, sich zunächst einmal gründlich zu waschen. Kaltes Wasser konnte ein wirksames Mittel gegen gewisse zur Unzeit erwachte Begierden sein …
Gänsehaut bedeckte Bevans Körper, als er sich nach dem Waschen in ein Tuch wickelte. Um das nasse Haar zu trocknen, setzte er sich auf den Stuhl, der neben dem Kamin stand, in dem noch immer ein kleines Feuer flackerte.
Plötzlich bemerkte er eine Bewegung. Er sprang auf und griff nach seinem Dolch. Dann erstarrte er. Die Vorhänge des Betts wurden auseinandergeschoben
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