Mein irischer Held
Und darüber bin ich sehr froh. Ich muss Anfang nächster Woche wieder aufbrechen. König Henry hat mich nach England befohlen. Aber sorge dich nicht. Ich werde dir ein paar meiner verlässlichsten Diener schicken. Sie wer den mir Bescheid geben, wenn du wider Erwarten Probleme mit Bevan bekommen solltest. Ich verbürge mich dafür, dass meine Leute sich durch nichts aufhalten lassen werden, wenn du sie losschickst, um Hilfe zu holen.“
„Danke. Aber ich bin davon überzeugt, dass mein Gemahl mich niemals so schlecht behandeln würde, wie Hugh es getan hat.“
„Das glaube ich auch. Wie gesagt, dein irischer Krieger gefällt mir inzwischen recht gut. Gib dir ein wenig Mühe, dann wird er dir auch sein Herz schenken.“
„Das glaube ich kaum“, murmelte sie. Doch unabhängig von ihren Gedanken schloss sie ihren Vater in die Arme. „Ich werde mein Bestes tun.“
„Gut. Vergiss nicht, du bist schön und klug. Du wirst dein Ziel erreichen. Sollte trotzdem etwas schiefgehen, so gibst du uns einfach Bescheid. Ich werde nicht zögern, dir zu Hilfe zu eilen.“
„Danke, Vater.“
Die nächste Nacht verbrachte Bevan gar nicht in seinem Gemach.
Genevieve hatte sich entschlossen, in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Aber sie hatte die Tür zur Nebenkammer einen Spalt weit offen gelassen. Sie war sicher, dass sie hören würde, wenn ihr Gemahl erschien. Aber er kam nicht.
Auch tagsüber sah sie ihn kaum. Und die Nacht darauf verbrachte sie wieder allein.
Schließlich war der Morgen da, an dem ihre Eltern abreisten. Der Abschied fiel Genevieve schwer, obwohl ihre Mutter versprach, im Frühjahr für einen längeren Aufenthalt wiederzukommen. Als ihr Vater ein paar Scherze über seine zukünftigen Enkelkinder machte, wäre Genevieve beinahe in Tränen ausgebrochen. Sie würde ihm keine schenken, denn um Mutter zu werden, brauchte sie einen Mann, der ihr Bett teilte.
Als sie ihren Eltern ein letztes Mal zuwinkte, war Genevieve noch immer sehr traurig. Sie beschloss, sich mit Arbeit abzulenken. Früher hatte das immer geholfen.
Nachdem sie verschiedene kleinere Pflichten erledigt hatte, begab sie sich zu den Vorratskammern. Sie war gerade damit beschäftigt, einen Sack Korn aus einer Ecke zu hieven, als eine ältere Frau mit breiten Schultern zu ihr trat und sagte: „Lasst diesen Sack liegen, Mylady. Wir haben genug Männer hier, die die schweren Tätigkeiten übernehmen können.“
„Ich schaffe das schon“, gab sie zurück. Obwohl ihre Arme und ihr Rücken von der Anstrengung schmerzten, wollte sie nicht nachgeben.
„Mylady, so seid doch vernünftig. Ihr habt kürzlich geheiratet und könntet Eurem Baby schaden.“
„Ich erwarte kein Baby.“ Sie ließ den Sack los und zwang sich ruhig und gleichmäßig zu atmen. Sie wollte an etwas anderes denken, aber wie von selbst wanderten ihre Gedanken zu dem kleinen Declan. Obwohl er längst nicht mehr im Säuglingsalter war, hatte er noch geduftet wie ein Baby. Sein Haar war so fein und seine Haut so weich gewesen. Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, ihn in den Armen zu halten.
Mit Mühe gelang es ihr, einen tiefen Seufzer zu unterdrücken. Bevan war von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen. Er hatte ihr nie Hoffnung auf etwas gemacht, was er ihr nicht geben konnte. Wie war sie eigentlich nur auf die Idee gekommen, sie könne sein Herz gewinnen? Nie würde sie ein eigenes Kind haben. Niemals.
„Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis ihr eines erwartet.“ Die Stimme der Frau riss Genevieve aus ihren traurigen Überlegungen. „Die Männer der MacEgans sind stark.“ Ein bedeutsames Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der Irin. Und leiser fuhr sie fort: „Keine Frau, die ich kenne, könnte ihnen widerstehen. Ihr habt großes Glück. Viele beneiden Euch, weil ihr Bevan MacEgan erobert habt. Er behandelt seine Leute gerecht und ist ein großer Kämpfer. Zudem sieht er gut aus. Mir gefällt er viel besser als dieser Normanne, mit dem ihr zuerst verlobt wart.“
In England hätte niemand gewagt, so mit ihr zu reden. Und im ersten Moment wollte Genevieve aufbrausen. Doch dann lächelte sie stattdessen. Die Offenheit, die in Irland viele Menschen an den Tag legten, hatte etwas Bewundernswertes. „Ihr habt recht“, sagte sie. „Wie heißt Ihr?“
„Mairi.“
„Ich bin froh, dass ich Euch kennengelernt habe, Mairi.“
„Ihr seid sehr freundlich, Mylady.“ Sie zögerte einen Moment lang, ehe sie fortfuhr: „Früher haben die anderen Frauen und ich uns
Weitere Kostenlose Bücher