Mein irischer Held
wirklich zu seiner Frau machen würde, als Mairi sich zu ihr gesellte.
„Als Nächstes treten die Schwertkämpfer gegeneinander an“, sagte diese. „Jeder weiß, dass Bevan der Beste ist. Aber an dem Wettbewerb will er nicht teilnehmen.“
„Warum nicht?“
„Weil der Sieger sich aussuchen darf, welche der anwesenden Schönheiten ihn küssen soll.“
„Darf jeder zum Kampf antreten?“
„Ja. Ah, sie fangen schon an.“
Zwei Männer standen sich gegenüber und warteten auf das Zeichen, um den Kampf zu beginnen.„Los!“ Gleich darauf konnte man hören, wie Metall auf Metall schlug. Obwohl Genevieve die Regeln, nach denen gegeneinander angetreten wurde, nicht durchschaute, begriff sie doch, dass es nicht darum ging, dem Gegner schwere Verletzungen zuzufügen. Aber es war dennoch ein ernsthafter Kampf und kein Spaß, den sie beobachtete. Ein geschickter Angriff, und plötzlich floss Blut. Damit stand der Sieger fest. Er hob triumphierend die Arme und zog dann eine der jungen Frauen an sich, um sie herzhaft zu küssen.
Die Zeit verging wie im Fluge, während ein Schwertkampf nach dem anderen ausgefochten wurde. Als Letztes trat Ewan nach vorn.„Wer will gegen mich antreten?“,fragte er und schaute auffordernd in die Runde.
Niemand rührte sich. Ewan sah so jung aus, und trotz der Waffe, die er in der Hand hielt, wirkte er irgendwie wehrlos. Da begriff Genevieve, dass sich niemand meldete, weil keiner ihn beschämen wollte. Alle waren davon überzeugt, dass er nicht die geringste Chance auf einen Sieg hatte.
Einem plötzlichen Impuls folgend, trat Genevieve vor. Sie schaute sich kurz um und bat dann einen der Krieger um sein Schwert. Er reichte es ihr nur zögernd, und einige der Männer begannen zu protestieren. Genevieve hob die Hand, um die Umstehenden zum Schweigen zu bringen. „Ich werde gegen Ewan antreten“, verkündete sie. „Es stimmt doch, dass jeder am Wettkampf teilnehmen darf?“
Ein paar Frauen steckten die Köpfe zusammen, einige kicherten. Ein gedämpftes Murmeln erfüllte den Saal. Dann ertönten erste ermutigende Rufe, die immer lauter wurden.
Genevieve straffte die Schultern und nahm die Kampfposition ein.
Bevan wollte mit Gesten zu verstehen geben, dass sie die Waffe zurückgeben sollte. Als Genevieve nicht reagierte, bahnte er sich einen Weg durch die Menge und eilte auf seine starrsinnige Gemahlin zu. Sie hielt ihn auf, indem sie die Spitze des Schwerts auf ihn richtete. „Tretet zurück, Bevan. Dies ist mein Kampf, nicht der Eure.“
„Ich gestatte Euch nicht …“
Sie machte einen Schritt nach vorn, so dass die Spitze der Waffe seine Brust berührte. „Ihr könnt mich herausfordern, wenn der Wettstreit zwischen Ewan und mir beendet ist.“
Die Zuschauer brüllten vor Begeisterung. Trahern legte Bevan eine Hand auf die Schulter. „Lass sie. Sie hat das Recht zu kämpfen. Und ich möchte es sehen.“ Er schenkte Genevieve ein ermutigendes Lächeln.
„He, Junge“, rief jemand Ewan zu, „traust du dir zu, eine Frau zu besiegen?“
Ewan wurde rot vor Scham und Wut und senkte sein Schwert. Er war im Begriff, auf den Kampf zu verzichten.
„Hör nicht auf die Leute“, sagte Genevieve zu ihm. „Zeig ihnen lieber, wie eifrig du geübt und was du gelernt hast.“
Er zögerte.
„Zeig es ihnen“, beharrte sie.
Er rührte sich noch immer nicht. Also beschloss sie, einfach zu beginnen. Sie konzentrierte sich, hob das Schwert und griff an. Erst im letzten Moment wehrte Ewan den Schlag ab.
„Du kannst mehr“, zischte Genevieve ihm zu. „Ich weiß es. Ich habe es gesehen. Zeig auch den anderen, was du gelernt hast.“
Er warf ihr einen zornigen Blick zu. Aber sie hatte ihr Ziel er reicht: Ewan war nun bereit, zu kämpfen.
Langsam umkreiste er Genevieve. Dann kam der erste Schlag. Er wurde mit solcher Kraft ausgeführt, dass Genevieve kaum in der Lage war, ihn abzuwehren. Einen Moment lang fühlte sich ihr Arm taub an. Aber sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Denn schon griff Ewan erneut an. Zum Glück hielt er sich an das Muster, das sie so oft geübt hatten. So kamen seine Schläge nicht überraschend für Genevieve, und sie hatte die Möglichkeit, ihnen auszuweichen oder zu parieren.
Es war ihr Wunsch, Ewan als den stärkeren, schnelleren Kämpfer mit dem größeren Geschick erscheinen zu lassen. Doch schon sehr schnell stellte sie fest, dass er wirklich dazugelernt hatte. Sie musste sich anstrengen, wenn sie nicht allzu bald als Verliererin dastehen
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