Mein irischer Held
dass es ihr heiß den Rücken hinunterlief. Nun legte er ihr zudem die Hand auf den Arm. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.
„Es gab andere Bewerber. Manche sahen sogar recht gut aus.“
Er hob die Brauen. „Tatsächlich? Nun, ich sehe auch recht gut aus.“
Überrascht lachte Genevieve auf. „Natürlich seid Ihr ein gut aussehender Mann“, erklärte sie amüsiert.
„Das war nur ein Scherz.“ Bevan wirkte plötzlich verlegen.
„Nun, meine Antwort war ernst gemeint. Ich finde Euch sehr attraktiv.“
Jetzt schaute er sie an, als wollte er sie am liebsten küssen. Sie hielt den Atem an. Doch der Moment verging, ohne dass ihr Gemahl sich ihr genähert hätte. Schade …
Beide lauschten eine Weile Traherns Erzählungen, doch dann wandte Genevieve ihre Aufmerksamkeit wieder Bevan zu. „Leben Eure Eltern noch?“
„Nein, sie sind schon seit einigen Jahren tot. Beide starben, noch ehe ich Fiona heiratete. Vermutlich hätten sie die Verbindung nicht gutgeheißen.“
Dieses Geständnis erstaunte Genevieve. Sie hatte angenommen, alle Eltern würden sich für ihren Sohn eine Gemahlin wie die wunderbare Fiona wünschen. Dann fiel ihr ein, was Ewan erzählt hatte. Vielleicht war Bevan doch nicht völlig blind für die Schwächen seiner Frau gewesen? „Was hätten Eure Eltern gegen die Ehe einwenden können?“
Bevan seufzte. „Fiona war eine Ó Callahan, und mein Vater hasste die ganze Familie. Er hat immer behauptet, es seien Lügner und Viehdiebe. Aber der wahre Grund für seine Ablehnung war ein anderer. Der König der Ó Callahans wollte, genau wie mein Vater, meine Mutter heiraten.“
„Aber sie hat doch ihn gewählt. “
„Nein, das hat sie nicht. Sie hätte sich für jenen Ó Callahan entschieden, aber ihr Vater zwang sie, einen MacEgan zu heiraten.“
Bevan schenkte Genevieve noch einmal Met ein. Sie schob den Becher fort. Ihr war schon ein wenig schwindelig, weil sie mehr getrunken hatte, als sie gewohnt war.
„Ist die Ehe trotzdem glücklich geworden?“
„Anfangs wollte meine Mutter die Scheidung. Alle paar Wochen begab sie sich zum Hofe des Hochkönigs, um dort für ihr Ziel zu kämpfen. Doch jedes Mal gelang es meinem Vater, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Er hat sie umworben, sie angefleht, der Ehe noch eine Chance zu geben. Nun, zum Schluss hatten die beiden sechs Söhne.“
Genevieve schüttelte fassungslos den Kopf. „Ist es in Irland einer Frau wirklich gestattet, sich von ihrem Gemahl scheiden zu lassen?“ Ihre Vorstellungskraft reichte nicht aus, sich eine Frau auszumalen, die es wagte, beim König um die Scheidung von ihrem Gemahl zu bitten. Und wenn es tatsächlich irgendwo in England eine so mutige und selbstbewusste Person geben sollte, so würde der König ihren Wunsch zweifellos nicht erfüllen.
„Es gibt sieben Gründe, die eine Frau anführen kann, um eine Scheidung zu erlangen. Nach der Trennung darf sie sogar ihre Mitgift behalten. Aber im Fall meiner Mutter wurde keiner dieser sieben Gründe anerkannt. Sie musste also, wenn sie nicht alles verlieren wollte, bei meinem Vater bleiben. Und irgendwann begann sie dann doch, ihn zu lieben.“
„Seid Ihr Euch dessen sicher?“
„Ja. Mein Vater starb, weil er sich im Kampf eine Verletzung zuzog, die sich entzündete. Ein paar Tage lang war er sehr krank und litt schreckliche Schmerzen. Meine Mutter blieb fast die ganze Zeit an seinem Krankenbett, hielt seine Hand und sprach ihm Mut zu. Er starb in ihren Armen. Leider hat sie ihn nur um ein paar Monate überlebt.“
„Es ist ein großes Glück, Liebe in der Ehe zu finden“, sagte Genevieve leise. „Manchmal beneide ich die einfachen Leute beinahe, weil sie heiraten können, wen auch immer sie wollen.“
„Hier bei uns in Irland können fast alle Menschen ihren Gemahl oder ihre Gemahlin frei wählen. Es kommt nur selten vor, dass die Eltern so sehr gegen eine bestimmte Verbindung sind, dass diese nicht zustande kommt.“
In diesem Moment wünschte Genevieve sich nichts mehr, als dass Bevan Fiona nie begegnet wäre. Wenn er sich seiner verstorbenen Gemahlin nicht noch immer verpflichtet fühlen würde, wäre sein Herz frei gewesen, und er hätte sich vielleicht in sie, Genevieve, verliebt.
Natürlich sprach sie diesen Gedanken nicht aus. Stattdessen fragte sie: „Wie habt Ihr Fiona kennengelernt?“
„Sie war allein in den Wald gegangen, um Beeren zu sammeln. Dabei traf sie auf einen Keiler. Aus Angst vor dem Wildschwein kletterte sie auf einen Baum und
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