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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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verlassen musste.
    Sobald ich zurück bin, werde ich sie umwerben, beschloss er. Auch wenn er Genevieve nie auf die gleiche Art lieben würde wie Fiona, so wollte er doch alles tun, damit ihre Ehe glücklich wurde.
    „Ich wünschte“, sagte Genevieve plötzlich, „ich hätte gestern nicht so viel Met getrunken. Ich habe mich sehr dumm benommen, nicht wahr?“
    Bevan schüttelte den Kopf. „Es war eine sehr schöne Nacht. Und wenn ich zurück bin“, er deutete auf die Männer, die im Hof hin und her liefen, um alles für den Aufbruch vorzubereiten –, „dann werden wir Nächte erleben, die noch schöner sind.“
    Sie errötete, denn sie begriff sogleich, was er meinte. Er hatte den Entschluss gefasst, doch eine richtige Ehe mit ihr zu führen. Mit ungewohnter Scheu schaute sie zu ihm auf. Er schenkte ihr ein Lächeln, das voll herrlicher Versprechen war.
    Während Bevans Abwesenheit dachte Genevieve viel über ihr letztes Gespräch mit ihrem Gemahl nach. Nachdem sie zunächst nur Erleichterung und Vorfreude – gepaart mit der nur langsam schwächer werdenden Angst vor körperlicher Nähe – gefühlt hatte, nahm im Laufe der Tage ihre Unsicherheit immer mehr zu. Sie fragte sich, was ihn bewogen haben mochte, seine Meinung zu ändern. Und zugleich drängten sich immer wieder Erinnerungen an Hugh in ihre Gedanken.
    Sie hatte nicht vergessen, wie unzufrieden ihr ehemaliger Verlobter stets mit ihr war. Nie hatte sie ihm etwas recht machen können. Er verabscheute ihre Liebe zur Musik, warf ihr vor, ihre adlige Stellung zu vergessen, wenn sie sich hausfraulichen Tätigkeiten widmete oder mit den irischen Mägden sprach. Und er versicherte ihr vor allem immer wieder, dass sie gar keine richtige Frau sei.
    Bevan hatte ihr bisher nicht ein einziges Mal vorgeworfen, dass sie ihre Pflichten als Burgherrin schlecht erfüllte. Einzig, dass sie die Wandbehänge hatte entfernen lassen, erregte sein Missfallen. Aber sobald sie dafür gesorgt hatte, dass diese einen neuen Platz fanden, gab es keine weiteren Vorwürfe. Er schien auch nichts dagegen zu haben, dass sie gern musizierte. Nur in der Liebe würde sie ihn sicher enttäuschen. Wie würde er reagieren, wenn er herausfand, dass sie tatsächlich keine „richtige Frau“ war?
    Um nicht ständig von ihren Ängsten gequält zu werden, versuchte Genevieve sich mit Arbeit abzulenken. Zum Glück gab es genug zu tun, denn manches war auf Rionallís vernachlässigt worden, solange Hugh und seine Leute in der Burg herrschten.
    Ewan trug ebenfalls seinen Teil dazu bei, ihre Sorgen zu zerstreuen. Er unterhielt sich oft mit ihr und nutzte jede Gelegenheit, ihr zu versichern, dass Bevan bald zurück sein würde. „Gemeinsam mit Ó Riordans Männern“, erklärte er voller Überzeugung, „werden er und seine Leute die Normannen innerhalb kürzester Zeit in die Flucht schlagen. Und keinem Iren wird etwas geschehen.“
    Genevieve wusste, wie verärgert er darüber war, dass er an dem Feldzug nicht hatte teilnehmen dürfen. Er wollte beweisen, dass er ein Mann, ein Krieger war. Deshalb ließ sie ihn gewähren, als er begann, Nachforschungen über Hugh anzustellen. Ewan wollte herausfinden, wo Marstowe sich aufhielt und was er seiner früheren Verlobten mit der Übersendung des blauen Bandes hatte mitteilen wollen.
    Nach ein paar Tagen hatte Genevieve mithilfe des Gesindes auch die bisher vernachlässigten Kammern von Rionallís gründlich gereinigt und aufgeräumt. Die Fußböden waren mit frisch geschnittenen Binsen bestreut, die Feuerstellen von Ruß befreit, wie das im Winter nur möglich war. Neben ihren alltäglichen Pflichten gab es nun nichts Wichtiges mehr für die Burgherrin zu tun.
    Da ihre Gedanken immer wieder zu Bevan und seiner Vergangenheit wanderten, hatte sie den Einfall, sich noch einmal mit der Truhe zu beschäftigen, die bis vor Kurzem in ihrer Kemenate gestanden und die – wie sie wusste – Fiona gehört hatte. Zweifellos würde es ihrem Gemahl nicht gefallen, wenn sie darin herumschnüffelte. Aber er musste es ja nicht erfahren …
    Sie ließ die Truhe, die man in eine ungeheizte Kammer gebracht hatte, in ihr Gemach zurücktragen. Als sie wieder alleine war, hob sie den Deckel und nahm das Kleid heraus, das ganz oben lag. Es war aus rosenfarbenem Leinen, und Genevieve hatte es schon einmal in der Hand gehabt. Damals hatte sie jedoch noch nicht gewusst, dass es Fiona gehörte. Auch das Kinderhäubchen, das sich darunter befand, hatte sie schon einmal betrachtet.

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