Mein irischer Held
als Frau dem Mann untertan seid. Ich möchte wetten, dass Euer irischer Mann keine Ahnung davon hat, was er tun muss, um Euch zu zähmen.“
„Hinaus mit Euch!“, befahl Genevieve. „Ich werde nicht zulassen, dass Ihr mich oder meinen Gemahl in meinem eigenen Heim beleidigt.“
„Vielleicht wird es nicht lange Euer Heim bleiben“, antwortete Marstowe höhnisch. „Habt Ihr einmal überlegt, was alles geschehen kann, solange Euer Ire fort ist, um für andere zu kämpfen? Wer schützt Euch und Rionallís während seiner Abwesenheit? Und was wollt Ihr tun, wenn er in der Schlacht fällt?“
Es kostete sie große Mühe, ruhig zu bleiben. Aber sie war fest entschlossen, sich von Hugh nicht provozieren zu lassen. „Habt Ihr nicht gehört, dass ich Euch aufgefordert habe, die Festung zu verlassen? Meine Leute werden Euch und Eure Männer hinausbegleiten.“
Er starrte sie an. Seine Augen glühten vor Hass. „Vergesst nicht, was ich Euch gesagt habe, Genevieve. Ein einziger Pfeil reicht, um einen Krieger zu töten. Ich weiß, dass Euer Gemahl gegen Strongbow und seine Normannen kämpft.“ Ein hässliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Tatsächlich habe ich schon mehrfach darüber nachgedacht, ob ich Strongbow nicht meine Unterstützung anbieten soll. Es würde mir Spaß machen, Euren Iren mit dem Schwert zu durchbohren.“
Auf einen Wink von Genevieve waren Ewans bewaffnete Männer näher getreten. Marstowe musterte sie herablassend. Aber dann entschied er sich doch, seinen eigenen Leuten einen Wink zu geben und den Saal, gefolgt von ihnen, zu verlassen.
Genevieve blieb einen Moment lang reglos stehen. Dann spürte sie, wie ihre Knie weich wurden, und sie ließ sich auf eine Bank sinken. Ihr Kopf schmerzte plötzlich. Während sie sich Stirn und Schläfen rieb, dachte sie, dass Hugh recht hatte: Wenn Bevan etwas zustieß, war sie selbst auf Rionallís nicht mehr sicher.
In der Nacht nach Marstowes Auftauchen konnte Genevieve lange nicht einschlafen. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie das arrogante, boshafte Gesicht ihres ehemaligen Verlobten vor sich. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte an nichts anderes denken als daran, wie er sie früher gequält hatte. Angstschweiß brach ihr aus, und sie begann, am ganzen Körper zu zittern.
Schließlich stand sie auf und fing an, unruhig im Raum auf und ab zu gehen.
Mairi, die bemerkt hatte, wie sehr der Besuch des Normannen die junge Frau aufgewühlt hatte, erschien spät am Abend noch einmal an Genevieves Tür. Und als sie von innen Geräusche hörte, trat sie unaufgefordert ein. „Ich werde Euch einen Tee kochen, der Eure Nerven beruhigt“, bot sie an.
Zunächst weigerte Genevieve sich, doch Mairi zählte ihr auf, welche Kräuter sie verwenden würde und wem der Trank bereits bei welchen Gelegenheiten geholfen hatte. „Ihr werdet den Geschmack nach Kamille und Pfefferminz mögen. Und wenn Ihr erst getrunken habt, werdet Ihr Euch schon bald besser fühlen.“
Tatsächlich tat das heiße Getränk Genevieve gut. Aber auch Mairis Gesellschaft hatte eine beruhigende Wirkung auf sie.
„Ihr schadet Euch selbst, wenn Ihr immer so traurig seid“, sagte die ältere Frau. „Bestimmt würde es Euch helfen, wenn Ihr nicht so viel allein wäret. Auch wenn Bevan nicht hier ist, habt Ihr ein Recht darauf, unter Leute zu kommen. Meiner Meinung nach ist es sogar eine Eurer Pflichten als Burgherrin. Deshalb finde ich, dass Ihr morgen unbedingt zu Seán, unserem Braumeister, kommen solltet. Er hat Euch doch eingeladen, nicht wahr?“
Obwohl sie lieber daheim geblieben wäre, wusste Genevieve, dass es unhöflich gewirkt hätte, die Einladung abzulehnen. Schon bei ihrer Hochzeit hatte sie sich vorgenommen, alles zu tun, um das Verhältnis zu den Pächtern zu verbessern. Die Iren waren ein stolzes Volk, dessen Mitglieder nicht so leicht vergaßen, wenn man ihnen Unrecht tat. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Strongbow Rionallís überfallen. Und Marstowe hatte die Pächter so schlecht behandelt, dass einige von ihnen Genevieve verständlicherweise immer noch ein gewisses Misstrauen entgegenbrachten.
„Lasst uns zusammen zu Seán gehen“, schlug sie Mairi vor.
Und so schritten am nächsten Nachmittag die beiden Frauen gemeinsam über das verschneite Land. Der Wind war kalt, aber als sie Seáns Hütte betraten, die wie ein Bienenkorb geformt war, schlug ihnen die angenehme Wärme eines Torffeuers entgegen.
Ein rundlicher Mann mit roten Wangen kam
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