Mein irischer Held
begann sie auf und ab zu gehen.
„Lady Genevieve, wie freundlich, uns zu empfangen.“
Sie fuhr herum.
Hugh betrachtete sie mit einem leicht spöttischen Lächeln.
Scheinbar gelassen erwiderte sie seinen Blick. Er sah verändert aus. Das blonde Haar hatte er sich sehr kurz schneiden lassen, zudem war er glatt rasiert. Dass er nur seine leichte Rüstung trug, ließ darauf schließen, dass er nicht mit einem feindseligen Empfang gerechnet hatte. Den Helm hielt er unter dem Arm.
„Ihr habt meine Nachricht also erhalten?“ Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.
„Was wollt Ihr?“ Zu ihrer eigenen Überraschung stellte Genevieve fest, dass ihre Stimme völlig ruhig klang.
„Ich bin hier, um mich für das, was ich getan habe, zu entschuldigen. Inzwischen ist mir klar geworden, dass es ein Fehler war, mich meinem Zorn hinzugeben. Ihr habt darunter zu leiden gehabt. Das bereue ich nun.“
Tatsächlich sah er beschämt drein, doch sie hatte den Verdacht, dass ihm nicht sein brutales Verhalten peinlich war, sondern die Tatsache, dass er sich vor Zeugen bei einer Frau entschuldigte.
„Es wäre mir lieb, wenn wir uns unter vier Augen unterhalten könnten“, fuhr er fort. „Ich habe Euch noch mehr zu sagen.“
„Was Ihr mir mitzuteilen habt, müsst Ihr hier vortragen“, gab sie zurück. „Ihr werdet verstehen, dass ich jedes Vertrauen zu Euch verloren habe.“
Er senkte den Kopf. Und plötzlich hatte Genevieve das Gefühl, dass es ihm mit seiner Entschuldigung doch ernst war. Er wirkte mit einem Mal so jung, dass sie sich unwillkürlich an den charmanten Ritter erinnert fühlte, in den sie sich einst verliebt hatte. Aber sie durfte nicht vergessen, wie er sich in den Monaten danach verändert hatte.
„Ich bin hier, um Euch alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Ich hoffe, Ihr seid zufrieden in Eurer Ehe. Und ich hoffe auch, dass Ihr mir all meine Fehler verzeihen könnt.“
Sie seufzte auf. Er hörte sich so ehrlich an, und doch durfte sie ihr Misstrauen nicht aufgeben. „Welch anderen Gründe haben Euch nach Rionallís geführt?“, erkundigte sie sich.
In diesem Augenblick zeigte sich kurz ein bitterer Ausdruck auf seinem Gesicht. „Seid Ihr glücklich mit diesem Iren?“
Das war eine Frage, auf die sie nicht zu antworten brauchte.
Hugh setzte sich und streckte die Füße weit von sich. Wollte er ihr zu verstehen geben, dass die Sitte der Gastfreundschaft es erforderte, dass sie ihm die Füße wusch? Nun, sie würde sich nicht vor ihn knien, um dieser Pflicht nachzukommen. Nie wieder würde sie vor ihm knien.
Genevieve verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Möchtet Ihr etwas Met?“ Sie winkte einer der Mägde zu, und diese füllte zuerst den Becher, der vor Marstowe stand. Dann versorgte sie auch seine Leute mit dem wärmenden Getränk.
Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, sagte Hugh leise: „Erinnert Ihr Euch an den Tag, an dem ich Euch das blaue Seidenband geschenkt habe? Wir hatten einen Jahrmarkt besucht. Als Dank für das Geschenk habt Ihr mir einen Kuss gegeben.“
„Das ist lange her.“
„Hm …“ Er griff nach ihrer Hand, aber Genevieve trat einen Schritt zurück. Nie wieder wollte sie von Hugh berührt werden.
„Damals habt Ihr mich geliebt.“ Er schaute ihr fest in die Augen. „Ihr könnt es nicht leugnen. Es war Euer Wunsch, meine Gemahlin zu werden. Wir waren beide davon überzeugt, zusammenzugehören.“
O nein, dachte sie, Ihr wart davon überzeugt, dass ich Euch gehörte.
„Man könnte Eure Ehe mit diesem Iren annullieren lassen“, fuhr er fort. „Wenn wir gemeinsam zum König gingen … Bitte, gebt mir eine Chance. Zusammen können wir glücklich werden.“ Er gab einem seiner Männer ein Zeichen, und dieser trat vor, um ihm ein Holzkästchen zu überreichen. Hugh öffnete den Deckel. Auf einem samtenen Kissen lag ein wunderschön gearbeiteter goldener Haarreif, auf dem Saphire glänzten. „Eine Geschenk für Euch, Genevieve.“
Zorn wallte in ihr auf. Glaubte er wirklich, er könne die Vergangenheit auslöschen, indem er ihr ein Schmuckstück schenkte? „Ich wünsche keine Annullierung“, erklärte sie mit fester Stimme. „Und Euch würde ich selbst dann nicht heiraten, wenn Ihr der letzte Mann auf Erden wäret. Ich sagte es Euch schon.“
Sein Gesicht wurde hochrot vor Wut. „Ihr seid also immer noch genauso überheblich wie früher“, stieß er hervor. „Dabei stünde es Euch gut an, endlich zu begreifen, dass Ihr
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