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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Adam
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Und seine Haare? Ist er brünett oder blond?«
    »Woher der plötzliche Wissensdrang, Mum? Du musst nicht so tun, als ob du glücklich bist, dass ich Tyler betrogen habe.«
    Die Horrorbehandlung meiner Haare wird tatsächlich für einen strengen Blickwechsel unterbrochen. Dann schüttelt meine Mutter den Kopf und fängt an, meine gewellten Haarsträhnen zu einem lockeren, französischen Zopf zu flechten.
    »Ich tu nicht nur so, ich bin es auch! Du glaubst mir gar nicht, wie froh ich bin, dass du endlich erkannt hast, wie wenig Tyler in dein Leben passt.«
    Meine Gesichtszüge entgleisen, der Blick erstarrt und was es bedeutet, einfach zu atmen, gerät gänzlich in Vergessenheit. Letzteres, bis zu dem Moment, an dem mir klar wird, dass ich ersticke.
    »Ist es dein Ernst?«, frage ich atemlos, sobald das Gefühl für meine Gesichtsmuskeln zu mir zurückkehrt.
    »Absolut! Aber ... lass uns ein anderes Mal darüber reden. Deine Grübelfalten schauen echt grässlich aus! Die Frisur ist fertig, ins Kleid stecken wir dich Bohnenstange auch gleich rein und schminken kannst du dich auch im Auto! Lass Sean nicht länger warten und beeil dich ein bisschen, wenn du nach ... Wo, hattest du gesagt, findet die Hochzeit nochmal statt?«
    »Kempten!«
    »Ach ja ... also, wenn du nach Kempten fährst.«
    Ich kratze mir nervös über die Stirn. »Ähm ... danke! Für das Kleid und auch dafür, dass du die nächste Benutzung der Effilierschere überflüssig gemacht hast.«
    »Sei mal nicht so bissig, Kind! Bissigkeit weckt bei den Männern stets das Bedürfnis, dich zu zähmen.« Mit diesen Worten zieht sie mir das Kleid über, bringt mir dann ein schönes Paar Schuhe, die seltsamerweise wirklich gut mit dem Kleid harmonieren und einen unverschämt großen Absatz haben. »Wusste ich doch, dass die gut zusammenpassen!«, bemerkt sie, nach dem abschätzenden Blick auf meine Gesamterscheinung und befördert mich daraufhin mit einem Wangenkuss nach draußen. »Viel Spaß, meine Süße! Bring ihn bald mit, damit ich mir selbst ein Bild von ihm mache.«
    Es gibt auf einmal so viele Fragen, die ich ihr stellen möchte, ein Blick auf die Uhr in meiner Armatur reicht aber völlig aus, um in Panik zu geraten. Es ist bereits Viertel nach drei! Allerhöchste Zeit, um loszufahren, wenn ich es vermieden will, dass ich Sean auf halbem Wege zu mir antreffe.
    Den bodenlangen Rock meines Seidenkleides angehoben, steige ich aufs Gas und düse durch die Stadt. Suche unterdessen Tusche, Puder, Kajal und Lipgloss zusammen, um meinem - abgesehen von den angehenden Blauflecken - farblosen Gesicht, Farbe zu verleihen. Sobald diese griffbereit sind, lege ich mit den Worten »Sieht bestimmt schwieriger aus, als es ist« los.
    Unspektakulärer geht es nicht, mögen Sie denken? Nun das dachte sich wohl auch der liebe Herr Gott, als er ungnädigerweise dafür sorgte, dass ich so gut wie jede rote Ampel erwische, die es auf dem Weg von Kaufbeuren bis zur Bundesstraße gibt, die nach Kempten führt. Kaum dort angekommen - zu der Zeit war lediglich ein Auge geschminkt - entdecke ich auch noch den Streifenwagen hinter mir.
    Zu blöd auch, dass ich den Polizisten viel später gesehen habe, als es bei ihm mit mir der Fall war und dieser nun dementsprechend nicht sonderlich begeistert von dem Manöver ist, mit dem ich über die B12 düse.
    Da hilft auch kein Fluchen, als er mich überholt und den Schriftzug ›Polizei - Bitte folgen‹ aktiviert.
    Nur nicht schwitzen!, ermahne ich mich immerzu. Wird schon!
    Halb fertig geschminkt und trotz gutem Vorsatz total verschwitzen Handflächen, befolge ich seine unmissverständliche Anweisung, folge ihm auf den einzigen Parkplatz zwischen Kaufbeuren und Marktoberdorf und warte geduldig, wenngleich auch voller Ungeduld darauf, dass er aussteigt.
    Ob angemessen oder nicht, fällt mir auf, dass der junge Mann gut aussieht und überhaupt sehr freundlich wirkt. Groß, blond, blauäugig, markantes Kinn, tolle Lippen. Ein Musterbeispiel von einem hübschen, deutschen Mann!
    »Weshalb die Eile?«, fragt er prompt, sobald ich das Fenster heruntergelassen habe.
    Scheiße! Bin ich auch noch zu schnell gefahren?
    Wieso immer ich? , frage ich niemand Bestimmten und blicke zum wolkenlosen Himmel, um die Tränen meiner Wut auf mein verdammtes Schicksal zu unterdrücken. Ein Strafzettel hat mir gerade noch gefehlt. Vor allem deswegen, weil er bei meinem Glück Stunden brauchen wird, bis dieser ausgestellt ist.
    Ich bin so enttäuscht von mir

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