Mein ist dein Herz
Schachtel Zigaretten wird heraus-, aus- und hineingezogen.
Halb zwei: Ein kurzer Trip zum Auto scheint unvermeidlich, weil Jane so blöd war, den Zettel mit Seans Nummer ins Handschuhfach zu stecken und nun ernstzunehmende Zweifel an seinem Auftauchen bekommt.
Zwei Uhr nachts: Die hibbelige Jane und die vergeblich beruhigende Nancy verlegen ihren Warteplatz auf den erstbesten Tisch. Wobei der Eingang nun zum Stierobjekt wird.
Halb drei: Jane liebäugelt mit der Theke und spielt mit dem Gedanken, sich volllaufen zu lassen. Nancy versucht sich weiterhin im guten Zusprechen.
Drei Uhr nachts: Janes Magengeschwür und viel zu volle Blase melden sich zu Wort. Das eine wird mit einem stillen Wasser und warmen Baguettes zum Schweigen gebracht, das zweite mit einem Toilettenbesuch befriedigt.
Halb vier: Jane kommt sich selten blöd vor, und schwankt zwischen ›Heimfahren‹ oder ›Amüsieren‹. Nancy schlägt vor, Sean eine SMS zu schreiben.
Vier Uhr nachts: Jane scrollt sich durch sämtliche Facebook-Posts und liest sogar ein paar dümmliche Witze. Ein Blick auf die Uhr bringt ihren Geduldsfaden dennoch zum Reißen, sie fällt eine Entscheidung, zerknüllt den Zettel und richtet sich auf ...
Kapitel 8
M it zunehmend schlechterer Laune sitze ich in dieser - zugegeben - noblen Absteige und beobachte das Treiben von Janes besoffener Clique. Schnell wird klar, dass Tyler nichts anbrennen lässt und obgleich er von einschlägigen Handlungen größtenteils absieht, finde ich ihn bereits dermaßen unsympathisch, dass mir die Fäuste jucken.
Auch Jonas, mein und Deans Freund, der mich komischerweise, ohne ein zweites Mal nach dem Grund zu fragen, in diese Disko gebracht hat, schaut nun ziemlich grimmig drein.
Von Jane und Nancy fehlt jede Spur. Als dann auch noch der kleine Zeiger meiner Armbanduhr an der Vier angekrochen ist, fälle ich eine Entscheidung, oder besser gesagt mein Bauch.
»Was hältst du davon, wenn wir in die andere Disko fahren?«, frage ich kurzerhand.
»Und ich dachte schon, du fragst nie!«, erklärt Jonas, schnappt sich Handy und Autoschlüssel und bahnt sich sogleich einen Weg zum Ausgang.
Plötzlich kann es auch mir gar nicht schnell genug gehen. Irgendein Gefühl sagt mir, dass die Mädels dort sind und die Tatsache, dass Tyler allein hier war, bringt mich dazu, doch noch auf ein Aus zwischen ihm und Jane zu hoffen.
»Du wirkst so gehetzt, Wilder! Stimmt was nicht?«, fragt Jonas, sobald wir auf die Bundesstraße herausfahren.
Ich bedenke meinen Freund mit einem Seitenblick und erkenne erst jetzt, dass meine Finger auf die Türverkleidung eintrommeln.
Lässig schaut eben doch anders, aus. Nicht wahr?
»Es ist nur so, ich habe letztes Mal ein Mädchen kennengelernt ...«, beginne ich.
»Okay. Wo ist das Problem?«
»Irgendwie stimmen die Aussagen zu ihrer Person überhaupt nicht mit denen überein, die ich im Bezug auf sie geäußert hätte.«
»Hmm!«, summt er. »Weißt du, ich denke, dass man auch über dich viel Scheiße ›erfahren‹ könnte, wenn man jemanden befragt, für den du in irgendeiner Form zur hopsenden Laus auf der Leber wurdest. Nimm es dir deswegen nicht so zu Herzen, wie deine eigene Meinung!«
»Recht hast du!«
»Kenne ich sie?«, will er sofort wissen.
»Ich denke nicht, dass du Janessa kennst ...«
»Bears?«, fragt er und wird prompt von meinem Blick gemustert.
»Ja, aber woher ...«
»Sie hat meinem Chef mehrmals aus der Klemme geholfen, als er einen Engpass an Fachleuten hatte. Ziemlich fleißig, die Gute. Scheut keine Arbeit und springt wenn nötig selbst am Sonntag ein.«
»Ich dachte immer, dass sie irgendeinen Megaposten bei einem Elektronikriesen besetzt?«
Jonas nickt. »Tut sie ja. Sie ist eine Qualitätssicherung. Wegen ihrer engen Zusammenarbeit mit den Ingenieuren arbeitet sie allerdings auch des Öfteren auswärts.«
»Und Tyler?«, höre ich mich fragen.
»Ihr Freund?«
»Ex-Freund, wie ich annehme, wenn ich sein heutiges Benehmen richtig deute.«
»Ach deswegen hast du ihn für keinen Augenblick aus den Augen gelassen?«, erkennt er mit einem Lächeln, das sich jedoch beim nachfolgenden Satz verdüstert. »Leider ist es so, dass das nicht gerade viel bedeutet. Jane ist passiv, was das angeht und nimmt seine Flirtereien niemals ernst. Du müsstest mal zuhören, wie unsere Bestückerinnen über die beiden tuscheln ...«
»Besser nicht!«, kommentiere ich mit einem Zähneknirschen. »Was für ein Arschloch!«
»Bears ist selbst
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