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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Adam
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Luft holt, um etwas zu sagen, diese aber unverrichteter Dinge wieder ausatmet und an meiner Seite langsam zum Ausgang schreitet.
    »Meine Jacke ...«, erinnern sich Sean und Nancy nahezu zeitgleich, was sofort für einen kollektiven Lacher sorgt.
    »Schön, einen neuen Beifahrer zu haben ... Den Freitagabend in Sean´s Begleitung zu verbringen, war grausam, vor allem deswegen, weil es in Untermei...«
    Weiter kommt Jonas nicht. Sean funkt dazwischen und hat es plötzlich supereilig.
    »Wir sehen uns später ...«, verheißt Nancy, nachdem unser kleiner Beifahreraustausch stattgefunden hat. Mit einem zufriedenen Grinsen winkt sie uns zu, als Jonas allerdings kräftig Gas gibt und mit quietschenden Reifen über den Parkplatz driftet, ahne ich, dass sie spätestens jetzt ihre Entscheidung bereut hat.
    »Sie hasst Raser, oder?«, rät Sean.
    »Ich würde eher sagen, dass sie Angst hat. Der Wunsch für jemanden die Kupplerin zu spielen, scheint jedoch größer zu sein.«
    »Und, klappt´s?«
    »Was denn?«, frage ich und schüttle meine Benommenheit ab.
    »Das Kuppeln ...«, erklärt Sean mit einem sanften Lächeln.
    »Ich ... ähm ... keine Ahnung!«
    »Es wäre doch schade, wenn die ganze Mühe umsonst war ...«, bemerkt er leise und steckt die Hände in die Hosentaschen. Erst jetzt fällt mir auf, dass er nun viel zurückhaltender ist. Das Interesse ist noch deutlich da, nur der Ausdruck von diesem ist nun ein anderer.
    »Lass uns fahren, Loco!«
    »War das gerade eine Anspielung auf den Gott des Chaos?«, fragt er empört.
    »Ja, so ähnlich und das auch nur im Ansatz ...«
    Ich meine, er ist doch ein süßer Verrückter, oder? Ein niedlicher, charmanter und außergewöhnlicher wohlgemerkt, der meine Prinzipien, die gewohnte Lebensweise und selbst den Blutdruck durcheinanderbringt. Also meiner Meinung nach ist er genau das ... ein hübscher Loco (Verrückter) mit einem richtig schönen Boca (Mund) ...
    »Auf was denn?«
    »Erklär ich dir ein anders ...«

    D ie Bundesstraße begrüßt uns mit einer ermüdenden Reizlosigkeit und wäre da nicht Seans plötzlich erwachte Neugierde, die sich speziell auf mich, meine Arbeit und Interessen gerichtet hat, käme ich sicherlich in Versuchung, einzuschlafen. So aber beantworte ich eine Frage nach der anderen und wundere mich bald schon nicht mehr darüber, dass ihm wenige Sekunden später zehn weitere einfallen.
    Als Sean ganz genau in Erfahrung gebracht hat, welche Farben, Gerichte und Blumen ich mag, denke ich, dass die Zeit gekommen ist, meine Neugierde zu stillen. Tja, falsch gedacht. Es stellte sich als eine Aufwärmrunde heraus.
    Bevor er jedoch richtig ausufernde Fragen stellen kann, sind wir bereits in Kempten angekommen.
    »Da wären wir ...«, sage ich leise.
    »Wow! So schnell!«, bemerkt Sean, wobei man auch bei ihm keineswegs von Begeisterung sprechen kann.
    Was auch mir vorher entglitten ist, weil ich einer Inquisition Rede und Antwort stand, wird unverhofft zum Hauptthema in meinen Gedanken: Wie geht es jetzt weiter?
    »Soweit ich weiß, lebst du doch aber gar nicht hier?«, höre ich mich einen Tick zu euphorisch fragen.
    »Ja, aber ich will eigentlich nicht, dass du meinetwegen ...«
    »Wie kommst du sonst nach Hause?«, unterbreche ich ihn.
    Sean zuckt mit den Schultern, lehnt sich etwas weiter vor und trommelt mit den Zeigefingern auf dem Armaturenbrett. Ich deute es als ein handfestes Zeichen dafür, dass er angestrengt nachdenkt.
    »Mir wird schon ... ich könnte ...«, setzt er an, schüttelt dann aber den Kopf, nimmt meine Hand und schaut mich dermaßen flehentlich an, dass ich beinahe einen Unfall baue. »Kannst du bitte hier rechts fahren? Da ist ein Mc Donalds ...«
    Obwohl es überraschend und auch so gut, wie zu spät kommt, biege ich wie befohlen ab und parke das Auto unmittelbar neben das Gebäude.
    Es dauert keine Minute, ehe er aussteigt, den Wagen umrundet und nun meine Tür sperrangelweit aufreist und mir »Komm!« zuruft.
    Ein bisschen zu widerwillig steige ich aus und erzittere sogleich, weil der kalte Winterwind sofort unter meine kurze Jacke schlüpft. Als Sean jedoch seinen Arm etwas zu schüchtern und doch bestimmt um meine Taille legt, erlebe ich zum ersten Mal das, worüber ich unglaublich oft gelesen, es aber niemals für möglich gehalten habe: Alles, was nicht mit ihm zu tun hat, wird aus meinen Gedanken gedrängt. Selbst meine mangelnde Begeisterung, ausgerechnet jetzt in ein Schnellbistro zu gehen, scheint nun töricht zu sein,

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