Mein ist dein Herz
wie gestellt.
Nun streckt sie ihre Finger nach meinem Hemdkragen aus - eine ihrer typischen Gesten, um sich meine Aufmerksamkeit zu sichern -, ich weiche aber unbewusst vor ihr zurück.
»Warum so abweisend, Wilder?«, lallt sie und reibt sich mit ihrem Busen an meinem Oberarm.
Ach herrje, wie anzüglich!
»Bei mir heißt es schon länger: Nur gucken, nicht anfassen!«, erkläre ich nunmehr bewusst distanziert.
Eine ihrer viel zu dünn gezupften Augenbrauen schießt in die Höhe. »Sag bloß, du hast eine Freundin?«
Anstelle einer verbalen Antwort deute ich mir dem Kopf auf die Box vor mir.
Aileen bedenkt Jane mit einem abwertenden Blick und wagt es tatsächlich, mit den Augen zu rollen. Ich hasste diese Geste schon früher, nun aber, bringt sie mich schier zur Weißglut.
Roll mit deinen Glupschern jemand anderes aus, nicht meine Freundin!
»Weiß sie, dass du ein beziehungsunfähiger Ficker bist?«, fragt sie abfällig und klettert, ehe ich mich versehen kann, zu Jane auf die Box.
Ich bin dermaßen baff, wegen so einer plötzlichen Wendung, dass ich einfach nur da stehe und mich frage, was ich machen soll.
Sollte ich sie zu mir herunterzerren und mit einem kräftigen Tritt in den Hintern aus unserem Radius befördern, würde es unter Umständen bedeuten, dass ich den Abend ruiniere. Schlussendlich könnte ich mich deswegen nicht mehr im Spiegel ansehen, weil sie ja im Endeffekt so etwas wie eine Frau ist.
Zeitgleich ahne ich, dass ich ihr ohne mit der Wimper zu zucken den Hals umdrehe, wenn diese Schnepfe meiner Freundin auch nur ein Haar krümmt. In dem Fall bürge ich nämlich für gar nichts ...
Als Aileen sich nach vorne lehnt und Jane etwas ins Ohr sagt, merke ich, wie Jane die Hand zur Faust ballt, diese aber im nächsten Moment entspannt. Es findet ein kleiner Austausch statt, den ich voller Anspannung verfolge - allem voran die Körpersprache der beiden Frauen - und während ich bei Jane reine Defensive und Wachsamkeit erahnen kann, gerät meine Ex gerade in Rage. Sie spielt sich künstlich auf und gibt offensichtlich lauter biestige Sachen von sich.
Schluss!
Ich reiche Jane meine Hand, die sie nach kurzem Zögern ergreift. Meine regelmäßige Atmung setzt allerdings erst dann ein, als sie mir gegenübersteht.
»Ein bisschen heiß, nicht? Gehen wir raus?«, will sie sofort wissen.
»Machen wir ...«
Wir drehen Aileen den Rücken zu und schlängeln uns an den tanzenden Leuten vorbei. Kurz vor dem Ausgang spüre ich aber eine Hand auf meiner Schulter. Der dunkelhaarige Teufel baut sich vor mir auf, löst den letzten Knopf ihrer Bluse, um mir einen besseren Blick auf ihr Dekolleté zu gewähren und legt ihre Hände zu mir in den Nacken.
Meine Versuche, diese Klette von mir zu lösen, ohne sie viel zu grob anzufassen, scheitern allesamt, deswegen bin ich umso erleichterter, als Jane eingreift und sie von mir wegzerrt.
Mit der Frage: »Sag Mal, bin ich deine Freundin?« und einer simuliert freundschaftlichen Umarmung führt sie diesen Teufel in Frauenkleidung nach draußen.
»Nein ... spinnst du? Ich verkehre nicht mit untreuen Schlampen, wie du eine bist!«, erwidert sie, nachdem sie zur Besinnung kommt, und schubst Jane unsanft von sich weg.
»Pass auf, was du sagst!«, zische ich ihr zu.
»Was? Schmerzt die Wahrheit? Na los, Bitch. Erzähl deinem lieben Freund, mit wem du dich unter der Woche vergnügst. Ansonsten muss er tatsächlich dumm und verarscht sterben.«
Obwohl ich davon ausgehe, dass sie spätestens jetzt eine verpasst bekommt, steht Jane wie angewurzelt da und starrt Aileen einfach nur an. Fassungslosigkeit statt Wut. Entsetzen, das nur leider in die falsche Richtung gerichtet ist, nämlich auf mich.
Das ist er auch, der Augenblick, an dem es bei mir Klick macht.
Klick!
Alle Veränderungen in ihrem Benehmen.
Klick!
Ihre andauernde Unruhe.
Klick!
Ihr beständig schlechtes Gewissen.
Ich schaue sie an, gehe in ihren schuldbewussten Augen förmlich unter und möchte am liebsten auf die Knie sinken. Sie darum anbetteln, dass sie diese Behauptung widerlegt, mich umarmt und mir sagt, dass sie mich liebt ... Aber genau das wird zur letzten Ziffer im Zahlenschloss für den Safe, wo ich meinen Schmerz verschlossen halte.
Klick!
Sie hat noch nie gesagt: Ich liebe dich!
Kapitel 24
S eine Enttäuschung und der schmerzerfüllte Blick gehen mir durch und durch. Trotz warmer Außentemperaturen legen sich die kalten Griffel einer unangenehmen Gänsehaut um meinen Körper. Das
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