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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Zigarettenkippen verrotteten. Hinzu kam der Geruch, den zumindest in der Küche das im Wohnzimmer geöffnete Fenster nicht übertünchte.
    Kopfschüttelnd verließ Max den Ort der Verwüstung , und seine Lust, nach etwas Trinkbarem zu suchen, sank auf Null. Es wurde Zeit, abzuhauen.
    Hier würde er es keine Stunde länger ertragen.
    Sollte sein Vater tun und lassen, was er wollte.
    Wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, ging er zurück und nahm mit spitzen Fingern den Block hoch, auf dem die erschreckenden Zeichnungen waren.
    Minimum 200 Volt, Bewusstlosigkeit nach 3 Minuten, Kandidat 12.
    Maximum 240 Volt, Tod nach 13 Minuten, Kandidat 7.
    Und dann sah er etwas, ganz klein geschrieben, was er bisher übersehen hatte. Eine Adresse. Sollte er versuchen, sie sich zu merken? Zu umständlich. Er riss das Blatt aus dem Block, faltete es und verstaute es in seiner Jeans. Zwar sagte ihm die Adresse nichts, aber er war sicher, dort Antworten zu finden.
    Es wurde Zeit, dass er einen Stadtplan kaufte.
     
     
    Der Falk-Plan war wie alle Stadtpläne dieses Herstellers einfach zu lesen und handlich. Er hatte ihn an einem Kiosk in den Katakomben der U-Bahn gekauft.
    Schnell hatte er die Adresse gefunden. Altonaer Straße, Spandau.
    Die U 7 brachte ihn zur richtigen Station.
    Max benötigte nur Minuten, um den Zielort finden. Eine kleine Werkshalle, die so weit nach hinten versetzt war, dass sie von der Straße aus kaum auszumachen war. Sie schien eine dieser neuen Hallen zu sein, die man in wenigen Tagen aus Fertigelementen errichtete, was noch nicht lange her sein konnte, da es weder einen gepflasterten Zugangsweg noch Parkplätze davor gab.
    Er wurde das Gefühl nicht los, diesen Ort zu kennen.
    Die Sonne versank hinter den Dächern der Stadt, es wurde kühl.
    Straßenlaternen schalteten sich ein. Der Abend nahte. Es war still in diesem Bereich der Altonaer Straße.
    Max strebt auf die Halle zu und suchte den Eingang.
    Drei Stufen führten zu einer Stahltür. Er drückte die Klinke und tatsächlich öffnete sich die Tür. Sehr merkwürdig, fand er. Eine stille Einladung an alle Penner der Stadt. Es sei denn, jemand war hier.
    Es war dunkel, er schob sich in die Halle und schloss leise die Tür hinter sich. Er drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Dort hinten war Licht, gedämpft, aber eindeutig elektrisches Licht.
    Er schlich sich zwischen Spanplatten und Bauschutt hindurch und versuchte, keine Geräusche zu verursachen. Er hörte Stimmen. Hinter einer halbhohen Wand wurde geredet.
    Er verharrte und hielt die Luft an.
    Männerstimmen.
    Er ging in die Hocke und schob seinen Kopf zwischen eine umgekippte Schubkarre und einen Mörteleimer. Im fahlen Licht mehrerer billiger Schreibtischlampen erblickte er seinen Vater. Und nicht nur ihn, sondern weitere Männer, alle im gehobenen Alter. Sie drängten sich um etwas, was Max nicht erkennen konnte. Erste verhangene Worte drangen zu ihm. Alle sprachen englisch. Max verstand jedes Wort, da er zweisprachig aufgewachsen war.
    » Der Proband war zu alt.«
    » Ja, wir hätten es wissen müssen.«
    » Er wusste davon und hat deshalb ...«
    » Wir brauchen junge Leute ...«
    » ... und was machen wir mit ihm?«
    Ein Schemen trat zur Seite und Georg W. Fielding wies auf einen Mann, der zusammengesunken auf einem Stuhl saß, den Kopf auf der Brust, festgeschnallt und verkabelt.
    Max stockte der Atem.
    Was ging hier vor sich? Was taten die alten Männer?
    »Es dauert länger als eine Viertelstunde. Er brüllte wie am Spieß, aber der Proband ...«
    » Er dachte, der Schüler mache sich einen Spaß mit uns.«
    » Gut so. Sonst würde er die Wahrheit kennen und wir wären in Gefahr.«
    » Er muss es gerochen haben.«
    » Das verbrannte Fleisch?«
    » Ja.«
    »Dann hat er es ignoriert.«
    »Tun sie das nicht alle?«
    Stimmen wirbelten durcheinander, Füße scharrten , und der Mann auf dem Stuhl bewegte sich nicht.
    Nun roch auch Max den feinen Hauch von verbranntem Fleisch. Er schloss die Augen und schnupperte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, rutschte seine Hand zum Schritt. Unter der Je ans pochte es erbärmlich. Oh nein, das konnte nicht sein. Nicht hier. Nicht jetzt.
    » Wir müssen ihn entsorgen«, sagte jemand mit rauer Stimme. Er hatte einen weichen Südstaatenakzent.
    Georg W. Fielding bestätigte: »So etwas darf nie wieder geschehen. Wir müssen die Testpersonen besser prüfen. Unsere Fragen sollten akkurater, genauer werden. Wenn jemand auch nur ansatzweise etwas von diesem

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