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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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von ihr schwer verletzt. Der Mörder ging in den Knast, aber ihr lauft frei herum. Das finde ich ungerecht, und wie findest du das?« Das erste Mal forderte er Lenas Meinung.
    Sie hatte in den vergangenen zwei Minuten jegliche Furcht abgeschüttelt. Mit Max zusammen fühlte sie sich sicher. Und so hatte sie Gelegenheit, in den Gesichtern der Männer zu lesen. Harmlose Typen, die niemanden provozierten. Zwei Kerle, die sich eine Wohnung teilten, um die Mietkosten zu halbieren, vermutlich auch mit zwei Schlafzimmern. Vielleicht Studenten. Freundliche Männer, die unglücklicherweise mit einem Aufwiegler unterwegs gewesen waren.
    Und das war’s mit Lenas Verständnis.
    »Das ist scheißungerecht«, antwortete sie.
    » Also ...«, sagte Max kühl. »Also müsst ihr bestraft werden, nicht wahr?«
    Der Türke wollte weglaufen und Max machte eine Bewegung an seinem Revolver. Es ratschte und er murmelte: »Schussbereit, Freunde. Das kennt ihr, nicht wahr? Noch eine Bewegung und ich schieß dir die Birne weg, Arschloch. Kümmert sich in diesem Bunker sowieso niemand drum.«
    Meret gehorchte.
    Stefan sowieso. Eine Statue der Panik.
    » Okay«, sagte Max. »Nun gehen wir in euer Wohnzimmer. Oder habt ihr das nicht?«
    Stefan nickte wie ein Hase mit Batteriebetrieb.
    »Also Abmarsch!«
    Brav gingen die überforderten Männer ins Wohnzimmer, wo sich das fand, was Lena vermutet hatte. 142er Flatscreen, X-Box und drei Handys auf dem Tisch. Auf dem Bildschirm wartete dieses Spiel, in dem man durch eine Stadt laufen, fahren, flüchten und wahllos Leute umbringen konnte. Wie gesagt, voll porno!
    » Und damit wir keine Zeit verlieren«, sagte Max, »kniet ihr euch jetzt hin. Man nennt das Büßerstellung, aber davon wisst ihr wohl nichts, nehme ich an.««
    Stefan tat es, Meret zögerte, doch die auf ihn gerichtete Waffe überzeugte ihn. Sie knieten zwischen Wohnzimmertisch aus Kiefer und TV-Wand. Beide schwitzten und fürchteten sich, das nahm Lena wahr, und obwohl ihr Zorn brodelte, hatte sie Mitleid mit den Typen.
    » Und nun bist du dran«, sagte Max und blickte Lena an. Er fummelte in seiner Hosentasche, brachte etwas zutage und reichte es der Frau. Ein Klappmesser, scharf wie ein Rasiermesser, das eine Feder in der Luft zerschneiden konnte. »Töte sie!«
    Sie drückte auf einen Knopf. Schnapp machte das Messer.
    Bis zu diesem Punkt hatten sie alles besprochen.
    Doch sprechen und tun waren verschiedene Dinge.
    Lena starrte M ax an.
    » Schneide ihnen die Kehle durch oder stoß es in sie rein. Sie haben Deniz getötet!« Max sprach klar, entspannt und ruhig. Lena hatte den Eindruck, in einer Therapiestunde zu sein und einem Spiel beizuwohnen, welches sie heilen würde.
    » TÖTE SIE!« Max Stimme war nach wie vor ruhig, aber drängend.
    Stefan öffnete den Mund und Max reagierte sofort. »Wenn du schreist, stirbst du durch meine Waffe, kleiner Kerl. Wenn du schweigst, hast du vielleicht noch eine Chance.« Welche das war, verriet er nicht.
    Lena ging zu Meret, der am ganzen Leibe zitterte. Der Mann brabbelte: »Ihr seid komplett verrückt. Verrückt, wisst ihr das?«
    » Du hast meinen Freund getötet«, flüsterte Lena und in diesem Moment spürte sie Tränen, die über ihre Wangen liefen wie unwillkommene Besucher. Sie wollte die Tränen nicht, konnte sie aber auch nicht unterdrücken. »Ich habe meinen Freund geliebt, und ihr ...«
    » Fuck!«, brüllte Meret. »Das war ein Unglück! Wir alle waren besoffen.«
    » Nein«, flüsterte Lena. »Du warst nicht besoffen, hast du selbst ausgesagt. Du warst mitgerissen, begeistert. Du wolltest das nicht, okay, und vielleicht ist es auch so, aber mein Freund ist tot.«
    » Scheiß auf deinen Freund!«, schrie Meret zornig, aufgebracht und schwitzend, voller Angst und deshalb aggressiv, denn eine Frau durfte ihn nicht erniedrigen, bei Allah, das durfte sie nicht. »Scheiß drauf, kapierst du das, Fotze?« Er sprach hochdeutsch. Schien gebildet zu sein. Vaters Lieblingssohn.
    Lena kniete sich hin, ihr Gesicht auf Augenhöhe zu ihm. Sie betrachtete ihn wie ein exotisches Tier und flüsterte sanft: »Warum kann es dir nicht einfach leidtun, Mann? Eine einfache Entschuldigung, und alles wäre aus der Welt. Ich habe dich beim Prozess beobachtet. Dein Gesicht war wie aus Stein und selbst jetzt noch ...«
    » Fick dich, Schlampe«, zischte Meret.
    » Warum?«, ließ Lena nicht locker. »Nur weil ich eine Frau bin?«
    » Für eine Braut geh’ ich nicht in den Knast, klar?«
    Das waren seine

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