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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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werden. Vor seinen Augen wehten bunte Bilder, die zwar nicht greifbar, aber dennoch milchig stabil waren.
    » Du musst essen, mein Sohn.«
    Dads Stimme klang mitfühlend. Max wollte so viel fragen. Was der Satz auf dem Spiegel zu bedeuten habe, die Zeichnung auf dem Block, aber die Müdigkeit ließ ihn nicht los. Er stemmte sich dagegen.
    »Ich hab dich lieb, Dad.«
    » Ich weiß, mein Junge.«
    » Ich hab dir viel zu erzählen.«
    » Später.«
    » Aber ...«
    Und der nikotinbraune Zeigefinger auf seinen Lippen. »Pssst. Schlafe wieder. Wenn es Essen gibt, wecke ich dich, okay?«
    » Ich habe Fragen ...«
    » Ich weiß.«
    » Brauche Antworten.«
    » Aber ja.«
    » Ich soll dein Assistent sein, hast du gesagt.«
    » Aber das bist du doch.«
    » Nein, bin ich nicht.«
    » Armer Junge.«
    » Ja, ich bin ein armer Junge.«
    Max nickte, zumindest glaubte er, es getan zu haben , und schlief wieder ein.

21
     
    Berlin, 2013
     
    » Woher weißt du, dass sie zuhause sind?«
    Max lächelte. »Sie wohnen zusammen in einer Bude. Das habe ich in 20 Minuten rausgekriegt. Beide arbeiten in einer Waschstraße, also sind sie jetzt daheim. Und wenn nicht, warten wir.«
    Er parkte das Auto vor einer Hochhaussiedlung. Plattenbau, grau, groß und flach. Kolosse der Vergangenheit, düster und deprimierend.
    Sie stiegen aus.
    Max ging vorneweg. Sein Schritt war der eines Mannes, der genau wusste, was er wollte. Er blickte sich nach ihr um. »Hast du Angst?«
    » Ja.«
    Er grinste. »Ich auch.«
    Er betätigte eine Klingel. Es gab keine Gegensprechanlage. Die Tür öffnete sich ratschend. Es stank nach Schimmel, Pisse und Kohl. Sie nahmen den Fahrstuhl und Max drückte auf die 8. Während der Fahrstuhl aufstieg, sagte er: »Du weißt, wie sehr ich dich liebe?«
    » Ja, Max.«
    » Wenn du dich anders entscheidest, kehren wir um.«
    Lenas Magen revoltierte und sie fürchtete , sich im Fahrstuhl zu erbrechen, trotzdem sagte sie: »Ich stehe dazu.«
    Max sagte: »Du wirst wieder ruhig schlafen können.«
    Er nahm sie in seine starken Arme und drückte sie an sich. Er streichelte ihre Haare und küsste sie sanft auf die Wangen. »Du bist ganz wunderbar. Und heute beenden wir es. Danach bin ich dran.«
    Sie hatten alles besprochen. Das, was Lena tun sollte, wie Max sich verhielt, doch als es soweit war, wusste Lena, wie weit Phantasie und Realität auseinander lagen. Dennoch folgte sie Max, denn sie vertraute ihm.
    Sie stiegen aus dem Fahrstuhl und gingen den Flur entlang. Der Bodenbelag unter ihnen war von Zigarettenkippen übersät und stank so, wie alles hier. Schweiß, Alkohol, Nikotin und Armut.
    Vor Wohnung 12 blieben sie stehen. Ein Auge am Guckloch.
    » Bist du dir sicher?«, wisperte sie.
    » Ja.«
    Max betätigte die Klingel und sofort wurde geöffnet. Das ging schneller als gedacht, und endlich begriff Lena, dass es ernst wurde. Vorbei die Hassphantasie, hinein ins wirkliche Leben. Sie würde die Richterin sein.
    Der junge Mann, sie erkannte ihn sofort wieder, fragte: »Und? Was wollen Sie?«
    Max wartete nicht, sondern stieß mit dem Fuß die Tür auf, zerrte Lena hinter sich her, warf die Tür wieder zu und zückte eine Waffe. Er hielt sie dem jungen Mann vor die Stirn. Dieser zuckte zurück, wedelte mit den Armen und stotterte: »Wer ... wie ...?«
    » Bist du alleine?«, fragte Max. Seine Stimme klang eiskalt.
    » Nein ... ja ...«
    » Hol deinen Freund her und zwar hopplahopp!«
    » Geht nicht.«
    » Warum?«
    » Er sitzt auf’m Pott.«
    » Dein Name?«
    » Stefan.«
    » Der deines Freundes?«
    » Meret.«
    » Türke?«
    » Ja.«
    » Beide wartet ihr auf den Termin, um in den Jugendknast zu gehen? Für drei Monate?«
    » Woher wissen Sie das?«
    Er schwitzte und sah Lena an. Dann begriff er.
    »Oh nein, sie ist die ...«
    Max grinste. »Ja, sie ist die Freundin von dem, den ihr getötet, und von dem anderen, dem ihr die Rippen gebrochen habt.«
    Noch immer schwebte sein Revolver vor Stefans Stirn.
    Hinter Stefan öffnete sich eine Tür. Ein Mann, dunkle Haut, tätowiert und schlank, trat heraus und sagte: »Was’n hier los?«
    Max lachte hart. »Herkommen, Meret. Sonst knalle ich zuerst Stefan ab und dann dich.«
    Meret nestelte an seiner Hose und kam zu ihnen. Seine Augen waren weit und weiß. Voller Angst.
    »Okay, meine Freunde. Nun sind wir alle beisammen für eine nette kleine Party. Voll porno, wie ihr das sagt. Um es kurz zu machen. Ihr habt vor zwei Jahren den Freund dieser Dame hier getötet und einen anderen Freund

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