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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod
Autoren: Volker Ferkau
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stehen ließ, sie schrie ihn nieder, sodass er bald wie dressiert auf ihre Fingerschnippe hörte. Nachdem Max mir das alles unter Tränen gestanden hatte, versuchte Elsbeth sich herauszureden. Sie wollte ihre Ruhe haben, ein Kind habe zu gehorchen, schließlich bestände ihr Leben nicht nur darin, sich um ein Balg zu kümmern. Ich war erstaunt, wie offen sie damit umging. Für sie war es ganz normal. In meiner Gegenwart behandelte sie Max sehr liebevoll, kaum hatte ich das Haus verlassen, musste er springen wie ein Tanzbär. Ich wusste nicht mehr ein noch aus.«
    Lena rauchte nun doch eine , und schließlich stand sie auf und ging in die Küche. Der alte Mann brauchte Zeit, denn seine Stimme hatte zu zittern begonnen. Sie brühte einen Tee auf und füllte Georges Kaffeetasse aus der Kanne. Georg nickte dankbar und drückte seine Zigarette in das Wasserglas.
    » Überfordere ich Sie?«, fragte er höflich.
    » Noch nicht, Herr Fielding.«
    » Nennen Sie mich George.«
    » Und wie steht es mit Ihnen, George?«
    Er grinste schräg. »Ich glaube, es wird höchste Zeit, all dies loszuwerden. Ich möchte es nicht mit ins Grab nehmen, falls Sie verstehen ...«
    Sie nahm den Beutel aus der Tasse.
    »Eines Tages kam ich nachhause. Es herrschte eine unheimliche Stille. Dann sah ich sie. Elsbeth lag verkrümmt auf der untersten Stufe einer Treppe, die zum Schlafzimmer nach oben führte. Sie müssen wissen, meine Frau war übergewichtig, also unbeholfen. Ihr eigenes Gewicht war zweifellos ein Grund dafür, dass sie tot war. Ich stand völlig unter Schock. Als ich die Treppe hinaufblickte, stand dort Max. Er war sechs Jahre alt. Und er lächelte. Er lächelte sehr zufrieden.«
    George nippte an seinem Kaffee und zündete sich eine neue Zigarette an. »Bis heute weiß ich nicht, ob Max etwas mit dem Treppensturz zu tun hat. Vielleicht will ich es ganz einfach nicht wissen. Ich würde es nicht ertragen. Hat er sie die Treppe runtergestoßen? Hat er nicht? Fragen Sie mich nicht, was ich glaube. Es würde zu den Dingen passen, die später geschahen. Sagt man nicht, dass Schuld ein Trauma hervorrufen kann?«
    Lena nickte. »Ja, das mag sein.«
    George war ins Stocken geraten. Die Erinnerungen drohten ihn zu überwältigen. Er sagte: »Nun wurde es richtig schlimm.«

39
     
    Ihr Name war Erika Drops. Sie saß Donald gegenüber und verdrehte die Augen, als hätte sie Magenschmerzen.
    » Wissen Sie, Herr Polizist ...«
    » Stark. Mein Name ist Stark«
    » Ach, Herr Stark. Ich weiß ja nicht, ob ich was falsch mache. Aber ich glaube, ich weiß, wer die Frau ist. Die mit dem Kopftuch.«
    » Na, dann erzählen Sie mal.«
    » Aber was ist, wenn ich jemanden falsch beschuldige?«
    » Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Drops.«
    » Da waren zwei Sachen, Herr Pol ... Stark. Zum einen die Stimme von dem Mann und dann die Handtasche von der Frau.«
    » Wie heißt die Frau Ihrer Meinung nach?«
    » Lena, Magdalena Mora.«
    Donald durchfuhr es. Er musste sich zusammenreißen, nicht aufzuspringen und die Fahndung auszurufen. Hatten sie endlich den einen wichtigen Hinweis? Hatte Bruder Glück dem Tempelhofer Damm einen Besuch abgestattet? Er machte sich Notizen.
    » Lena Mora«, echote er. »M-o-r-a?«
    » Ja, denn ich hab ihre Handtasche erkannt. Den braunen Lederbeutel. Ich hab ihr immer gesagt, sie soll sich mal eine richtig schöne Handtasche kaufen, aber sie mochte das Ding.«
    » Aha ...«
    » Und der Mann hatte eine Stimme wie mein .... bleibt das auch unter uns?«
    » Sie können mir vertrauen.«
    » Mir kann nichts passieren? Wissen Sie, man liest so viel über Rache und so.«
    » Sie werden unbehelligt bleiben.«
    » Also ich war mal bei einem Psychologen. Wegen Probleme mit meinem Mann. Und einmal hat der sich aufgeregt, also nicht mein Mann, sondern der Doktor. Also auch mein Mann hat sich dauernd aufgeregt, aber den meine ich jetzt nicht.«
    » Also Ihr Psychologe?«
    » Ja, er hat geschimpft. Und da klang er genauso wie der Mann im Film. Der sieht zwar anders aus, aber die Stimme ...«
    » Warum meinen Sie beide Personen zu kennen?«
    » Ich kenne die Lena schon lange. Und als ihr das damals passierte mit der Bande, die ihren Freund totgehauen hat, da war sie ganz tief unten. Da hat sie dauernd geweint und den Glauben an die Menschheit verloren. Ich hatte richtig Angst, dass sie sich umbringt. Sie müssen wissen, die Lena ist eine ganz Sensible. Und ich hab ihr den Doktor empfohlen, weil er mir geholfen hat. Na ja, also sagte ich zu
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