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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod
Autoren: Volker Ferkau
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übriggeblieben war, als wegzugehen.
    Sie hatte nicht anders handeln können!
    Er hatte sie halten wollen und von sich weggetrieben. Also gehörte sie nicht zu jenen Frauen, die sich Drohungen beugten.
    Die Fachleute waren derzeit dabei, ein Täterprofil zu erstellen. Seine wenigen, aber spontanen und aggressiven Sätze konnten Aufschluss geben, wie er tickte.
    Das war mehr, als erhofft, dennoch hingen sie fest.
    Donald spulte die Bilder zurück.
    Und wieder ging der Mann mit der langen Perücke und dem falschen Bart auf den Platz. Griff sich sein Opfer. Immer dasselbe.
    Irgendetwas musste Donald weiterbringen. Aber wo war es? Oder trat er auf der Stelle?
    Es war Zeit für einen Richtungswechsel.
    Warum sich auf den Täter konzentrieren? Viel wichtiger waren die unbekannte Lena und der hochgewachsene, vermutlich ältere Mann. Die beiden galt es aufzuspüren. Dann würde die Verbindung zum Alexandermörder ganz von selbst entstehen.
    Und wieder spulte Donald die Bilder zurück.
     
     
     
     
     
     

38
     
    George W. Fielding sagte:
    » Ein Vater erkennt sein Kind immer. An den Bewegungen. An Dingen, die ein Außensteher niemals wahrnehmen würde. Maximilians Verwünschungen, seine zornigen Worte zu den Cafégästen wurden im Fernsehen übertragen und ich erkannte sofort die Stimme meines Jungen. Ich erkannte sie auf der Stelle. Von diesem Moment an blieb ich ihm und Ihnen auf den Fersen, beobachtete Sie beide heimlich, was mich dann zum Alexanderplatz führte, wo er es ein zweites Mal versuchte, der Narr. Er und Sie verließen verkleidet seine Wohnung. Ich kaufte in einem Kaufhaus einen Trenchcoat, ein Wunder, dass es diese alten Dinger noch gibt, und einen Hut, denn ich wollte auf keinen Fall, dass die Überwachungskameras mich erkennen.« Er lachte hart. Lena nahm einen Schluck des Tees. Er war perfekt.
    » Welches Interesse haben Sie an mir? Wir kennen uns nicht.«
    » Sie sind jene Frau, die vor zwei Jahren Zeugin einer Untat am Potsdamer Platz war. Sie verloren Ihren Freund. Wissen Sie ... ich mag ein alter Mann sein, zweiundsiebzig, aber mein Verstand läuft noch immer auf Hochtouren. Ich habe ein sehr gutes Gesichtergedächtnis. Ich erkannte Sie wieder. Und ich dachte mir, warum Sie die Praxis meines Sohnes aufsuchten. Alles war ganz schlüssig. Es mag Ihnen seltsam vorkommen, aber ich wollte nicht, dass Ihnen noch einmal etwas Schreckliches geschieht. Sie sind sehr hübsch, wirken filigran, und Max ist ein Mann, der Sie zerbricht, sobald er die Gelegenheit dazu sieht. Vielleicht hat er es schon getan.«
    Lena schloss die Augen.
    Ich war dabei, als getötet wurde!
    Ich habe es getan, weil Max es für wichtig hielt!
    »Max hat mir vieles über Sie berichtet. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie ein Gutmensch sind.«
    George sah traurig aus. »Deshalb lassen Sie mich beginnen.«
    » Falls Max seine Drohung ernst meint, haben Sie mich in Lebensgefahr gebracht. Warum haben Sie ihn nicht der Polizei gemeldet?«
    » Ich wusste nicht, wie Max reagieren würde. Konnte ich ahnen, dass er sogar Sie bedroht? Und was die Polizei angeht ...« George senkte den Kopf. Unversehens wirkte er uralt. Als er aufblickte, wirkten seine Augen trüber als zuvor. »Er ist und bleibt mein Sohn. Wie könnte ich ihn ins Gefängnis bringen? Schließlich bin ich der beste Beweis dafür, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann.«
    Nun war Lena hellwach.
    Und George berichtete über Stanley Milgram. Ohne etwas auszulassen, schilderte er Lena das Experiment, an dem er teilgenommen hatte. Als er endete, war Schweiß auf seiner Stirn. Noch immer litt er unter einer Schuld, die er nie verarbeitet hatte.
    Lena beschloss, nichts zu kommentieren.
    Die Teetasse war leer, doch sie gab keine Regung von sich. Der Mann sprach die Wahrheit und sein Bericht klang nicht anders als der von Max.
    George fuhr fort:
    »Als ich nach Deutschland zurückkehrte, lernte ich Elsbeth kennen. Wir verliebten uns ineinander und bald kam Maximilian auf die Welt. Er war ein stilles intelligentes Kind. Während ich arbeitete, kümmerte sich Elsbeth um ihn. Ich ahnte nicht, dass meine Frau eine gestörte Persönlichkeit hatte. Sie trieb mit dem kleinen Max Spielchen, bei denen sie zwar keine körperliche Gewalt anwendete, denn das hätte ich wahrgenommen, sondern psychische. Sie behandelte ihn wie einen Hund. Er musste wie ein Tier aus einem Napf fressen, wenn er zu laut wurde, so wie kleine Kinder eben sind, bestrafte sie ihn, indem sie ihn stundenlang in der Ecke
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