Mein ist dein Tod
der Bundeswehr, sondern mit abgerundeten Ecken und einer vertikalen Sollbruchstelle. Eine US-Marke. Eine sogenannte Dog-Tag . Sie war Max Jung, während er sich bückte, aus dem Hemd gerutscht und baumelte vor seiner Brust. Woher hatte Max die Marke und vor allen Dingen: Was stand darauf?
Donalds Hand raste zum Telefon.
»Ich brauche einen Spezialisten. Sofort!«
47
Lena bekam eine Gänsehaut. Jemand machte sich an der Wohnungstür zu schaffen. Voller Panik rannte sie in die Küche, riss Schubladen auf, suchte etwas, mit dem sie sich wehren konnte. Ihre Hände zitterten, ihre Gedanken sprangen hin und her.
Sie fuhr herum, als die Tür geöffnet wurde.
Die Tür wurde wieder geschlossen und ein Schemen schob sich in die Wohnung, ohne Licht zu machen.
Lena drückte sich mit dem Rücken an die Küchenwand, versuchte ihren Atem zu beruhigen, am besten gar nicht mehr zu atmen, denn er würde es hören.
Wer eine Tür ohne Schlüssel öffnete, war nicht in harmloser Mission unterwegs, sondern führte Böses im Schilde, dachte sie mit kindhafter Logik. Wer in der Öffentlichkeit drohte, zu morden, würde es tun, begriff sie sehr erwachsen. Lieber Gott, wie naiv sie gewesen war.
Es schien, als erstarre auch der Eindringling. Sie hörte kein Geräusch, lediglich das Trommeln ihres Herzens in den Ohren. Dann ein R ascheln. Tapsen. Eine Schublade wurde geöffnet. Noch eine. Stille. Ein metallisches Klicken. Dann Schritte, die nicht zur Küche, sondern von ihr weg führten. Der Eindringling öffnete die Schlafzimmertür. Dann ein Fluch.
Wie ein Blitz schoss Lena das Deckenlicht in die Augen.
»Wo seid ihr?«, donnerte eine Stimme.
Es war Max, unverkennbar.
»Verdammt, habt ihr euch verpisst?«
Lena schauderte, als sie begriff, dass der Mann nicht nur zornig klang, sondern es war.
Dann ein hartes Lachen.
»Wie die kleinen Mäuse? In der Küche versteckt ihr euch?«
Er kam zu ihr.
48
»Wir haben ihn«, rief Werner Schneider, ein Spezialist aus der Abteilung Spurensicherung, begeistert.
Noch war niemand nach Hause gegangen. Sie alle waren übermüdet.
Und Schneider warf ein ausgedrucktes Profil auf den Tisch.
Donald beugte sich darüber.
»Wir haben in der Wohnung des Mörders alles gefunden, was das Herz begehrt. Die Computer sind heiß gelaufen. Wir wissen jetzt, wer der Unbekannte sein kann, vermutlich ist. Max Jung heißt nicht Jung, sondern Fielding. Er ist der Sohn eines ehemaligen GI, George Fielding, der 1959 in Deutschland stationiert war und später hierher zurückkehrte, heiratete und ein Kind zeugte. Maximilian Fielding.«
Donald sagte: »Gute Arbeit, Kollege. Und wo finden wir den Mann?«
» Lesen Sie. Hier haben Sie alles. Auch die Adresse.«
49
Sie kamen fast lautlos.
Doch die Nacht warf helle Lichter. Blaue, sich drehende Lichter, die von Hauswänden widerstrahlten und so manchen Schlafenden behelligen würden.
Auch Lena nahm sie wahr.
Max stand vor ihr. Er musterte erst sie, dann sprang er zum Fenster.
»Polizei!«, ächzte er. »Drei Wagen. Sie stehen unten. Hast du sie gerufen?«
»Nein, nein, habe ich nicht« , stammelte Lena.
» Wir müssen abhauen, sonst kriegen sie uns.«
Lena sah in diesem Moment nur noch einen verzweifelten Mann, der um seine Haut fürchtete. Nichts wies darauf hin, dass er ihr etwas antun würde.
» Was willst du hier?«, fragte Lena.
» Himmel noch mal, das ist jetzt doch egal. Wenn die uns schnappen, gehst du genauso wie ich in den Knast. Du hast Beihilfe zum Mord geleistet. Dafür gibt es locker fünf Jahre. Also lass uns verschwinden, bevor es zu spät ist.«
Erst jetzt sah Lena die Waffe in Maximilians Hand.
»Woher hast du sie?«
» In Vaters Schublade gefunden. Eine alte amerikanische Armeewaffe. Ein Colt 1911, seine alte Ordonnanzwaffe. Dort bewahrt er sie auf, solange ich denken kann. Er hat sie immer gut geölt und gereinigt. Sie ist geladen. Ich hatte sie fast vergessen, doch vorhin fiel es mir wieder ein.«
» Tue das nicht, Max. wenn sie dich mit einer Waffe erwischen ...«
» Okay, du kannst labern, ich haue ab.« Er drehte sich um, blieb noch einmal stehen, dann lief auch Lena los. Nun war sie froh, bekleidet geschlafen zu haben.
Max rannte hinaus in den Flur. Alles war still.
Sie hielten inne und lauschten. Lena atmete schwer. Er drehte sich zu ihr. »Hab keine Angst. Ich kenne einen Schleichweg. Wir müssen schneller im Keller sein als die Bullen im Haus, dann können wir es schaffen.«
Sie hetzten die Treppen
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