Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
dem man auf der Nase herumtanzt. Er weiß, was er tut. Ihm gelang, dieses Land zu verwirren, und wäre ihm die zweite Tat gelungen, hätten verdammt viele Politiker in Deutschland viel nachzudenken gehabt.«
    » Also wäre es besser gewesen, er hätte Erfolg gehabt?«, fragte einer der Kollegen, ein kleiner hagerer Mann, dessen Namen Donald schon wieder vergessen hatte.
    » Das will ich nicht sagen«, antwortete Donald. »Schließlich will ich meinen Job nicht verlieren.«
    Womit seine Antwort klar war.
    Geraune, scharrende Füße, schräge Blicke.
    Donald erhob sich. »Liebe Güte, hört endlich auf, euch in euren Moralvorstellungen zu wälzen. Max Jung hätte jemand sein können, der dieser Gesellschaft neuen Mut schenkt.«
    » Indem er mordet?«
    Donald nickte. »Das ist grauenvoll und dafür muss er bestraft werden. Aber mal ehrlich. Er sucht sich stets uralte Leute aus, die sowieso nicht mehr lange gemacht hätten, er ...«
    » HERR STARK!«, donnerte Elvira Kreidler.
    Donald setzte sich.
    »Ist das Ihr Ernst oder wollten Sie einen Scherz machen?« Sie blitzte ihn an.
    Donald verzog das Gesicht. Er sah in ihren Augen die bittere Wahrheit. Sie würde niemals auf seiner Seite stehen. Sie hätte schweigen können, doch sie verriet ihn.
    »War nur ein Denkanstoß«, sagte Donald fest, denn er wollte auf keinen Fall kleinlaut wirken. »Nicht politisch korrekt, wie ich gestehe.«
    » Denkanstöße sind wichtig, Herr Stark«, sagte Elvira mit eisgetränkter Stimme. »Aber sie lösen nicht den Fall.«
    Donald sagte: »Finden wir den Trenchcoatmann und verhindern einen weiteren Mord.«

44
     
    Max fand keinen Schlaf. Er blickte auf die Digitalanzeige, die auf kurz vor 22 Uhr stand. Er schwang die Beine vom Bett.
    Was geschah, während er hier lag?
    Verriet Lena ihn an die Polizei?
    Oder war sie bei seinem Vater und hörte sich Lügengebilde an?
    Wurde sie genauso manipuliert, wie er es erlebt hatte?
    George W. Fielding war ein starker Mann mit großer Überzeugungskraft. Er und die Verräterin. Sie waren das perfekte Paar.
    Max war sicher, Lena bei George zu finden.
    Er reckte sich, zog sein Hemd an, schlüpfte in seine Schuhe und rief ein Taxi.
    Es wurde Zeit, seinem Dad einen Besuch abzustatten.
    Und wenn er dort Lena begegnete, umso besser.
    Er freute sich.
    Die Bilder vor seinem inneren Auge glühten.
    Lena mit einem Messers, das er ihr mitten dorthin jagte, wo er ihre größte Stärke vermutete. Dort, wohin er sein Ohr gelegt hatte, um zu lauschen, wie es sich nach dem Sex langsam beruhigte. Ihr Herz!
    Nein, die hatte kein Herz.
    Die war gegangen.
    Und falls sie dieses Herz dennoch hatte, würde es unter dem Stich seines Messers in Stücke reißen.
    Max überprüfte, ob er sein Portemonnaie bei sich hatte, und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten. Das Taxi fuhr soeben vor. Max kannte die Adresse seines Vaters, obwohl er dem Mann seit Jahren nicht mehr begegnet war. Das Taxi fuhr los und er ließ sich behäbig in die weichen Polster fallen.
    In seiner Umhängtasche befand sich alles, was er benötigte.
    Zigaretten, Geld und ein scharfes Messer.
    Mehr brauchte er nicht, um endlich erlöst zu werden.

45
     
    Das Bett roch nach Alter, obwohl es neu bezogen worden war.
    Nein, nicht das Bett roch, sondern die Wände, die Gardinen, die Vorhänge, der alte Teppichboden.
    Hier hatte es sich der Tod gemütlich gemacht und wartete auf seine Gelegenheit.
    Sie wälzte sich unruhig hin und her und honorierte den feinen Weichspülerduft der frischen Wäsche. Wo war George? Er würde auf der Couch schlafen.
    Er hatte sie getröstet, war bei ihr gewesen wie ein guter Freund, hatte ihr sogar verlegen und sanft einen Arm um die Schulter gelegt. Er war so, wir ein Vater sein sollte, den Lena nicht mehr hatte und den sie nicht vermisste.
    (Er kam nicht zur Verhandlung!)
    Er hatte die Ausstrahlung eines Mannes, der viel im Leben gesehen hatte. Clint Eastwood, der eine junge Boxerin förderte. Clint, der seine Vorurteile gegenüber Minderheiten ablegte. Sie summierte die jüngeren Filme, die sie mit dem Schauspieler gesehen hatte, und kam auf einen Nenner: George W. Fielding war ein guter Mann. Er hatte nichts zu verlieren, denn hinter den Vorhängen wartete jener Gevatter, der ihn bald mitnehmen würde. Vermutlich war er einer dieser älteren Menschen, die stabil und augenscheinlich fit durchs Leben schritten, um dann, wenn die Gene explodierten, am nächsten Tag am Stock zu humpeln.
    War sie Max untreu?
    Ließ sie ihn im Stich?
    Wenn

Weitere Kostenlose Bücher