Mein ist der Tod

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Autoren: Gert Heidenreich

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nicht.
    Im Gegenzug dafür durfte die Journalistin die in der KTU aufbewahrten Gebeine ansehen und fotografieren. In Bossis Wohnung, die dem LKA gehörte und ihr für die Zeit der Untersuchungen zur Verfügung stand, konnte sie übernachten. Wenn alles glatt ging, würden sie am Morgen des übernächsten Tages wieder zurück nach Zungen fahren.
    Die Chefermittlerin versprach als Gegenleistung, Aminata mit einem Journalisten der Zungerer Nachrichten und mit einem Maler bekannt zu machen, der in seinem Brotberuf lange Jahre und erfolgreich in der Mordkommission tätig gewesen war und mehr über den Toten im Fischerhaus wusste als sie selbst.

TAGEBUCH

    Ich habe von einem Baum geträumt, den ich in einem Pferdefuhrwerk transportieren musste. Die Baumkrone ragte heraus und bog sich im Fahrtwind.
    Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Ich war nie in einem Fuhrwerk. Ich hasse Pferde. Kann sie nicht sehen, ohne dass mir schlecht wird.
    Dann stand ich auf einem verschneiten Acker neben dem Fuhrwerk, das anscheinend auf freiem Feld gehalten hatte. Um mich herum lauter Krähen. Starrten mich alle an, und ich sah an mir runter und war ab dem Nabel nackt. Fror aber nicht. Habe mich wahnsinnig geschämt.
    Es wird allmählich Zeit, dass ich ihnen den letzten Kopf der Teufelin aushändige, den alle Iris nennen werden, wenn sie ihn finden. Der Ort wird den Entdeckern besondere Freude machen. Dann wird es Begräbnisse geben. Christlicher Zauber gegen Höllenmagie und dann endlich tief unter der Erde.
    Wenn sie das Rätsel lösen, das ich ihnen diesmal aufgebe:
    Per lo patto che Dio con Noè puose,
    del mondo che già mai piu´non s’allaga

XII

    Die leichteste Farbe

    ZUNGEN AN DER NELDA war nie berühmt für sein Nachtleben gewesen. Doch seit nicht nur die Zungerer Nachrichten , sondern auch diverse Fernsehsender der Republik die Frauenmorde in all ihrer entsetzlichen Brutalität dargestellt, sie ausgeschmückt und kommentiert hatten, war die Kleinstadt mit Einbruch der Dunkelheit so still, als wäre sie evakuiert worden.
    Dass die Presse versuchte, eine Verbindung der Mordopfer zu dem aufgefundenen Nelda-Ötzi zu konstruieren und dessen Herkunft als Afrikaner schwarzer Hautfarbe zu wilden Spekulationen über Geheimrituale benutzte, verstärkte das allgemeine Gefühl der Unsicherheit. Nur ein paar unerschrockene junge Leute entschieden sich, ihre Bierkästen nachts an die Ufer von Mahr und Mühr und zu den Stufen am Mäuseturm zu tragen. Die leeren Flaschen schleuderten sie in den Fluss, als ob dort im Dunkel Angreifer zu treffen wären. Mancher zerschlug sie auf dem Pflaster und freute sich über den klirrenden Knall in der lautlosen Stadt.

    Alexander Swoboda war zufrieden. Er hatte Freya Paintners Bezichtigung ihrer beiden Brüder an Kriminalhauptkommissar Törring weitergeleitet; der würde alles, was jetzt zu tun war, in die Wege leiten und das BKA in Gestalt von Michaela Bossi informieren.
    Endlich konnte er sich seinem Auftrag widmen.
    Es war kurz vor Mitternacht, er stand allein auf dem schwarz-weißen Mosaikboden der Aegidiuskirche. Langsam war er Sprosse für Sprosse von der schwankenden Stehleiter abgestiegen, nachdem er seinen mit Gouache und Aquarell gemalten Entwurf in der Höhe befestigt hatte, und richtete jetzt die Werkstattscheinwerfer auf das Ostfenster der Apsis aus. Die drei Meter lange Papierbahn vor dem Fenster zeigte seine jüngste Fassung der Auferstehung .
    Vom unteren Fensterrand zogen sich drei Farbfahnen in die Höhe, nahmen mehr und mehr Licht auf und vereinigten sich unter dem Spitzbogen der Fensterlaibung nicht als Mischung ihrer Töne, sondern als ein nur noch lasierter Sonnenton auf weißem Grund, der fast blendete.
    Die Farbschleier begannen am Grund des Fensters als tiefes Krapplackrot, Vandyckbraun und daneben als fast schwarzes Ultramarinblau, stiegen wie Nebel nach oben, wurden heller und änderten durch zunehmende Beimischung von Chromgelb ihre Tönung: Das tiefe Rot links, das Swoboda an eintrocknendes Blut erinnerte, wandelte sich zu einem flammenden Orange und leuchtenden Gelb, das lichtlose Braun, das aus dem Innersten der Erde zu stammen schien, wurde sandig, hölzern und verlor sich in hellem Ocker, das höhlendunkle Blau rechts hellte sich über ein bläuliches Grün zu einem jungen Echtgrün auf; und höher steigend blichen alle Farbstränge aus, bis sie nur noch aus Sonnenluft zu bestehen schienen. Das große Bild enthielt keine Grenzlinie, keinen Rand, das Ganze war eine