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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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selbst, fort: Was er sich nur aufregen möchte, der Junge.
    Aminata half ihr auf.
    Wir müssen Frau Freya das Gemüt beruhigen, sagte die Radványi, sie wird sich ängstigen. Im Haus oben trat Korell in die Tür. Er trug einen schwarzen Morgenmantel und kam langsam den Weg herunter.
    Die Streifenpolizistin meldete den Einbruch und wurde, als sie die Adresse nannte, zu ihrer Verblüffung mitten in der Nacht mit Kriminalhauptkommissar Rüdiger Törring verbunden.
    Er setzte ein Tatortteam zur Spurensicherung in Bewegung und starrte auf das laufende Fernsehprogramm, das ihn seit zwei Stunden durch den Schlaf begleitete.
    Während er seine Schuhe anzog, wurde ihm klar, dass er den falschen Mann verhaftet hatte.

TAGEBUCH

    Sie ist hier. Wieder ist es ihr gelungen. Sie hat eine Dienerin, die sie beschützt. Und bedroht Freya und mich in unserem eigenen Haus.
    Wieder ist sie aus der Hölle zurück.
    Ich habe ihr Schlangengesicht gesehen.
    Sie steht mir gegenüber, als wäre sie das unschuldigste Wesen der Welt! Aber ich kenne ihren frechen Mund, ihren Blick auf mein Herz! Dieser Blick, der mich immer noch quält und tröstet und quält!
    Was habe ich Maria angetan, dass sie mich nicht stärkt? Sie ist voll der Gnade, und doch lässt sie mich in diesem Kampf allein!
    Muttergottes, verleihe mir die Kraft, nicht noch einmal zu versagen!
    Ich habe meinem inneren Schweinehund befohlen: Verlasse diesen Körper und kehre zurück in deine Welt aus Schwachheit und Verdorbenheit! Er gehorcht nicht. Die Hydra spürt ihn in mir. Sie will sich mit ihm verbünden.
    In der letzten Schlacht werde ich sie vernichten für alle Zeit.
    Ich bin berufen zum Reiter der Apokalypse!
    Er folgt der Schlange Aminata in meinem Namen.
    Mein ist der Tod.

XV

    Das Fischerhaus

    NACH ÜBERSCHWEMMUNG, wolkengrauen Tagen und dem befreienden Sturm wies der April auf den Mai voraus und kündigte ihn mit barockblauen Föhntagen an. In Zungen an der Nelda verdunstete die Feuchtigkeit der Altstadt, und langsam zog sich die Kälte aus den Gassen zurück.
    Die Angst blieb.
    In München konnte Swoboda aus dem Fenster seiner Künstlerwohnung ein Stück der Alpenkette im Süden sehen, noch weiß leuchtend vom Schnee, als stünde sie direkt am Rand der Stadt.
    Er gehörte zu den Menschen, denen diese Wetterlage keine Migräne, sondern Lebenslust zutrug – eine Zuversichtlichkeit, die er gemessen an seinem vorherrschenden Gemütszustand als Übermut empfand.
    Der Glasmalermeister Max Reber gehörte zum anderen Teil der bayerischen Bevölkerung, demjenigen, den der Föhn mit Kopfschmerz und Niedergeschlagenheit quält. Dennoch rührte er tapfer mit Wasser und Gummiarabicum die Farbpigmente an, die Swoboda ihm vorgab, und wies auf die anstehende Veränderung der Töne durch das Brennen hin.
    Der Farbauftrag auf die vom Leuchttisch milchweiß grundierte Glasscheibe war am Vortag nicht zufriedenstellend gelungen. Im Entwurf hatte Swoboda mit großen Aquarellzonen und mit Gouache auf nassem Papier gearbeitet: Entsprechend verdünnt verliefen diese Farben auf saugendem Untergrund weich ineinander und mischten sich in Übergängen, die mit Pinseln auf Glas nicht in gleicher Weise herzustellen waren.
    Sie hatten den gestrigen Versuch von der Scheibe gewaschen, sie gereinigt, getrocknet und erneut gründlich entfettet und dann mit den sattdunklen Zonen am unteren Rand begonnen. Reber, dessen Migräne durch Schmerztabletten kaum gedämpft war, legte den breiten Pinsel, mit dem er arbeitete, beiseite.
    Das wird wieder nichts. Ich zeig Ihnen mal was, hat unlängst ein Künstler hier mit Erfolg benutzt, aber lachen Sie nicht.
    Einer Schublade unter dem Pigmentregal entnahm er einen gerippten Plastikschlauch mit spitz zulaufender Tülle am Ende, in dessen oberem Ende ein Trichter steckte.
    Wir haben bei seinen Glasbildern mit einer Art Gießtechnik gearbeitet, die Farben aufgeschwemmt und nachgespült, das wird so ähnlich wie Aquarellverläufe! Wir schütten die Farbe oben in den Trichter und lassen sie unten aus dem Mundstück wieder auslaufen, man kann mit der Hand die Menge einfach durch mehr Druck oder weniger Druck steuern und verwischen.
    So lernte Swoboda, die Farblösungen ineinanderzugießen und nach oben hin auszuwaschen. Nach zwei Stunden hatten sie gemeinsam das rechte untere Fenster so gestaltet, dass es ihnen gefiel. Nun brauchten die Farbpigmente Zeit, sich aus der wässrigen Lösung auf dem Glas fest abzusetzen, danach konnte das stehende klare Restwasser durch

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