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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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nicht, ob die Einbrecher zu diesem Zeitpunkt schon da
waren. Aber Sie haben recht, sicherlich hätte ich etwas von
dem Lärm, den sie hier veranstaltet haben,
mitbekommen.«
    »Dürfen wir
wissen, wo Sie gestern Abend waren?«
    »Natürlich.
Ich habe mich mit alten Freundinnen getroffen. Das tun wir ein-,
zweimal im Monat. Wir gehen etwas essen und meist danach noch in
eine Bar, wo wir den Frauenabend in gemütlicher Runde
ausklingen lassen.«
    Franka warf Micha
einen schnellen Blick zu, und er gab ihr unauffällig zu
verstehen, dass er wusste, worauf sie hinaus wollte.
    »Sicherlich
können Sie uns die Namen der Damen nennen, mit denen Sie
gestern unterwegs waren.«
    »Natürlich,
das können Sie gern überprüfen.« Karla Baumann
vergaß, dass sie Spuren verwischen konnte, als sie zum
Schreibtisch ihres Mannes ging, sich ein Blatt Papier und einen
Stift nahm, um die Namen der Freundinnen samt Adressen und
Telefonnummern zu notieren. Auch den Namen des Lokals, in dem sie
zuletzt gesessen hatten, schrieb sie auf.
    »Hier«,
sagte sie. »Das sind alle Angaben, die ich machen
kann.« Dann lachte sie ein wenig hysterisch auf. »Sie
glauben doch nicht ernsthaft, dass ich … dass ich Klaus
umgebracht habe?«
    »Wir glauben gar
nichts«, erwiderte Franka und nahm den Zettel an sich.
»Wir müssen nur jeder Spur nachgehen und alles
überprüfen.« Sie lächelte. »Danke erst
einmal für Ihre Mithilfe.«
    Als es an der Tür
klingelte, blickten sie auf.
    »Das werden Ihre
Kollegen vom Einbruchsdezernat sein«, murmelte Karla
Baumann.

 
    68
    12.05
Uhr
    Unruhig wie eine
Löwin im Käfig war sie durch die Wohnung gelaufen. Roland
arbeitete. Er hatte die Hauptschicht übernommen und würde
erst am späten Nachmittag nach Hause kommen. Sie zog die
Gardinen auseinander und blickte hinaus in den grauen Wintertag.
Sie verspürte keine große Lust, ihre wohlig warme
Wohnung heute noch einmal zu verlassen.
    Ihr war schlecht. Die
privaten Probleme mit Roland, und dann noch der viele Alkohol waren
ihr auf den Magen geschlagen. Sie überlegte, ob sie sich heute
krank melden sollte. Ihre Schicht begann am Nachmittag, und sie
haderte mit sich. Sie wollte ihrer Verantwortung gerecht werden,
natürlich. Andererseits war sie heute alles andere als fit.
Sie dachte an ihre Bekanntschaft aus dem Chat. Dark Lord …
das klang so geheimnisvoll und düster. Sie fühlte sich
von dieser Dunkelheit angezogen.
    Rebecca blieb vor dem
Computertisch stehen. Sollte sie es wagen? Roland hatte sie gestern
wieder beleidigt und für verrückt erklärt. Er hatte
einfach kein Verständnis für sie. War es da nicht
legitim, sich bei einem anderen Mann, der so dachte wie sie, Rat zu
suchen? Minutenlang haderte sie mit sich. Dann schaltete sie den
Rechner ein und ging ins Internet.
    Ihre Finger zitterten
vor Aufregung, als sie ins Forum ging. Tatsächlich, Dark Lord
war online. Sie hatte seinen anderen Namen bereits kennen gelernt.
Clay.
    Eilig tippte sie eine
Begrüßung.
    ›Hallo Dark
Lord.‹
    Der Cursor blinkte nur
kurz, dann antwortete er.‹
    ›Ich
grüße dich, Königin der Nacht. Musst du nicht
arbeiten?‹
    ›Nein. Erst
um zwei.‹
    ›Dann haben
wir ja noch etwas Zeit. Wie geht es dir
heute?‹
    ›Ich hatte
Streit mit meinem Mann.‹
    ›Wegen
deiner Neigungen?‹
    ›Ja. Er hat
kein Verständnis dafür und hat mich wüst
beschimpft.‹
    ›Das hast du
nicht verdient. Vielleicht ist er doch nicht der richtige Mann
für dich.‹
    ›Daran habe
ich auch schon gedacht.‹
    ›Willst du
vielleicht reden? Wollen wir uns verabreden? Im realen Leben, nicht
über das Forum?‹
    Es trat eine kleine
Pause ein, und die Buchstaben in dem kleinen Chatfenster
verschwammen vor ihren Augen zu einer breiigen Masse. Rebeccas
Aufregung steigerte sich. Er hatte sie wirklich gefragt, ob sie
sich mit ihm treffen wollte, um ihm ihr Herz auszuschütten.
Sollte sie es riskieren? Immerhin war er ein wildfremder Mann
für sie. Sie wusste nicht, wie er aussah, sie kannte seine
Stimme nicht, sie wusste nicht, was er womöglich im Schilde
führte. Vielleicht sollte sie sich mit ihm an einem neutralen,
möglichst öffentlichen Ort treffen.
    ›Bist du
noch da?‹
    ›Ja.‹
    ›Gut,
treffen wir uns.‹
    Sie zögerte, dann
betätigte sie die Eingabetaste.
    ›In einer
Stunde?‹
    ›Das passt.
Von da aus werde ich dann gleich zur Arbeit
fahren.‹
    ›Gut. Komm
zu mir.‹
    Er nannte ihr seine
Anschrift. Rebecca atmete erleichtert auf. Was sollte ihr schon
geschehen? Er hatte ihr

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