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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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auch Einbrüche?« Karla Baumann war
überrascht. Das Make-up konnte die dunklen Ringe unter ihren
Augen nicht vertuschen. »Ich dachte, Sie sind von der
Mordkommission.«
    Franka und Micha
tauschten einen Blick. »Wie meinen Sie das?«
    »Bei uns ist
doch eingebrochen worden. Ich habe die Polizei angerufen und die
Sache gemeldet. Und jetzt warte ich darauf, dass der Fall
aufgenommen wird. Ihrer Verwirrung entnehme ich, dass Sie nicht
wegen des Einbruchs kommen?«
    »Allerdings.
Dürfen wir reinkommen?«
    Die Ereignisse
überschlugen sich. Karla Baumann schien noch nichts vom Tod
ihres Mannes zu wissen. Das hatten sie befürchtet. Franka
hatte einen Kloß in der Kehle. Sie hasste es,
Angehörigen die Nachricht vom Tod eines nahe stehenden
Menschen überbringen zu müssen. Micha hielt sich hinter
ihr auf. Unterwegs hatte sie versucht, ihn zu überreden, Karla
Baumann vom Tod ihres Mannes zu unterrichten - vergeblich.
»Mach du das mal, ihr Frauen seid da viel sensibler als wir
Kerle«, hatte Micha gesagt und sich mit aller Gewalt
gesträubt. Und nun standen sie vor Baumanns Haus.
    Karla Baumann nickte.
»Natürlich. Kommen Sie herein.« Sie gab den
Eingang frei und führte die Kommissare in das Wohnzimmer. Es
war sauber und aufgeräumt. Etwas anderes hätte Franka
auch gar nicht erwartet. Frau Baumann zeigte auf die lederne
Sitzgruppe, die sich um den niedrigen Glastisch herum zog.
»Nehmen Sie Platz.« Jetzt lächelte sie.
»Haben Sie keine Angst, ich weiß, dass man nach einem
Einbruch nichts anfassen soll, wegen der Fingerabdrücke. Aber
hier in diesem Raum waren die Diebe nicht.«
    »Was macht Sie
da so sicher?« Micha runzelte die Stirn.
    »Sehen Sie sich
um. Es ist aufgeräumt, und es fehlt nichts. Die Diebe hatten
es auf das Büro meines Mannes abgesehen. Dort sieht es aus wie
nach einer Explosion.«
    »Das tut uns
leid.« Micha und Franka sanken auf die Ledercouch. Karla
Baumann zog es vor, in ihrem gefütterten Hausanzug stehen zu
bleiben.
    Franka achtete auf
jede Regung im Gesicht der wohlhabenden Frau. »Es tut uns
leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann tot
ist.«
    Karla Baumanns Miene
wirkte versteinert, als sie langsam nickte. Dann ihre
überraschende Redaktion: »Ich wusste es. Irgendwie
wusste ich, dass das eines Tages geschehen wird.« Mit einer
fahrigen Handbewegung fuhr sie sich durch das kastanienrote Haar.
Sie sank zitternd auf die Lehne des Sessels und barg das Gesicht in
den Händen. Für Karla Baumann brach gerade eine Welt
zusammen, auch, wenn sie sich nach außen hin so beherrscht
zeigte, wie es nur irgendwie ging.
    »Er wurde das
Opfer eines Gewaltverbrechens.«
    »Musste er
leiden?«
    »Nein. Wie uns
der Arzt mitteilte, wurde er mit einem einzigen Schuss getötet, abgegeben aus
nächster Nähe.«
    Micha
überließ Franka das Reden.
    »Gut.«
    »Gut?«
Franka glaubte, sich verhört zu haben. »Sie sagen gut?
Wie habe ich das zu verstehen?«
    »Gut, dass er
nicht leiden musste.« Karla Baumann blickte ihre Besucher
unverwandt an. »Ich weiß nicht, ob das der richtige
Moment ist, um darüber zu sprechen, aber unsere Ehe bestand
doch lediglich auf dem Papier. Wir hatten uns meilenweit
auseinander gelebt.«
    »Warum haben Sie
sich nicht einfach scheiden lassen?«
    Karla Baumann lachte
humorlos auf. Sie blickte sich im Raum um und breitete die Arme
aus. »Schauen Sie sich um! Es geht uns gut. Mein Mann ist,
das heißt, er war verdammt wohlhabend. In seiner finanziellen
Situation konnte er mir jeden erdenklichen Luxus bieten. Wir haben
uns nicht ständig gestritten, falls Sie das meinen. Wir waren
das klassische alte Ehepaar. Man lebt gemeinsam im selben Haus, man
sieht sich zum Essen, man redet über das, was einen bewegt.
Aber die Zärtlichkeit, die innige Liebe und die Zuneigung, das
hat sich irgendwann verloren. Und so lebten wir nebeneinander her
und genossen das Leben in vollen Zügen. Wir waren wie zwei
alte Schluffen, die keiner mehr
wegschmeißt.«
    »Sagt Ihnen der
Name Mandy Klimmek etwas?«
    »Ist das eine
seiner Gespielinnen gewesen?«
    »Wie meinen Sie
das?«, mischte sich Micha nun doch
ein.         
    »Er hatte einige
Frauen. Ich wusste davon, doch es interessierte mich nie
sonderlich. Irgendwann ist man immun gegen so was. Wissen Sie, ich
habe mir auch ab und zu einen Callboy geleistet, der mir das gab,
was ich von Klaus schon lange nicht mehr bekam. Wenn Sie
verstehen?«
    »Natürlich.«
Micha nickte entgeistert.
    »Wer ist diese,
wie hieß sie gleich? Mandy

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