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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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mal
anschließen und sehen, ob sich mein Verdacht
bestätigt.«

 
    79
    14.45
Uhr
    »Bist du
zuhause?« Er klang gehetzt. Im Hintergrund vernahm sie
Verkehrslärm. Stimmengewirr, dann das wohl bekannte und
charakteristische Quietschen einer Bahn. Der Schwebebahn. Demnach
befand er sich in der unmittelbaren Nähe des Gerüsts oder
er stand auf einem der Schwebebahnhöfe des Wuppertaler
Wahrzeichens.
    Sie kicherte humorlos.
»Natürlich, wo soll ich sonst sein? Ich spiele die
trauernde Witwe, schon vergessen?«
    »Ist die Luft
rein?«
    Das Rasseln der
Türen des Schwebebahnzuges übertönte kurz die
Geräuschkulisse. Dann klangen die Geräusche ein wenig
gedämpfter, nur das Stimmengewirr hielt an. Er befand sich
jetzt in der Schwebebahn.
    »Die Luft ist
rein, allerdings. Die Geschichte mit dem Einbruch haben sie mir
anstandslos abgenommen. Du hast gute Arbeit
geleistet.«
    »Gut. Dann bin
ich gleich bei dir.« Er wartete ihre Antwort nicht ab. Sie
hörte das Knacken im Hörer, dann das monotone Tuten. Er
hatte aufgelegt. Sie würde ihm die Höflichkeit noch
anerziehen. Aber auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Mit
einem nachsichtigen Lächeln wanderte sie durch das alte Haus,
das von jahrhundertealten Bäumen umgeben war. Sie trat ans
Fenster. Die Straße war von hier aus nicht auszumachen. Auch
jetzt im Winter, als alle Bäume ihr grünes Laubkleid
verloren hatten, lebte sie hier so wunderbar zurückgezogen und
in völliger Abgeschiedenheit. Gut so. Sie erwartete ihn
bereits. Hier war er in Sicherheit.
    Sollte er ruhig
herkommen.

 
    80
    14.55
Uhr
    Micha grinste
triumphierend. Er hatte Kötters Rechner von Monitor, Maus und
Tastatur getrennt und den neuwertig wirkenden Computer aufgestellt.
Das System fuhr unerwartet schnell hoch und verlangte sehr zu
Michas Überraschung nicht nach einem Kennwort. Nachdem das
Betriebssystem gestartet war, erschien nicht der bekannte
Desktop-Hintergrund auf dem vergilbten Monitor, sondern ein Logo,
das grafisch von zwei Marmorsäulen gestützt war.
Dazwischen befanden sich drei Buchstaben, die Micha und Franka
allzu gut kannten: KB1 - Klaus Baumann Immobilien.
    »Der Rechner
gehört Klaus Baumann«, entfuhr es Franka. »Also
ist Kai Kötter tatsächlich bei ihm eingebrochen und hat
den Computer mitgehen lassen, um weitere Spuren, die zu ihm
führen konnten, zu verwischen. Er arbeitet mehr als
gründlich, wenn du mich fragst.«
    »Dann sollten
wir die Kiste zu Brackwede bringen. Er wird sich bestimmt
dafür interessieren.«
    »Davon ist
auszugehen. Andererseits ist Baumann inzwischen tot. Ich weiß
nicht, ob die Daten auf diesem Rechner für die Ermittlungen
noch relevant sind. Wir haben doch unseren
Mörder.«

 
    81
    19.10
Uhr
    Er war verschwunden.
Er war nie in der Spedition angekommen. Er war einfach
untergetaucht, und es schien, als hätte es Kai Kötter
alias Clay auf diesem Planeten niemals gegeben. Es gab den Beamten
auch Rätsel auf, dass Kötter in keiner einzigen Datenbank
auftauchte - nicht einmal in der des Einwohnermeldeamtes. Es gab
keinen Telefonbucheintrag auf seinen Namen, kein Fahrzeug, das auf
ihn zugelassen war und keine Geburtsurkunde auf diesen
Namen.
    Kötter blieb
auch, nachdem sie ihn als Täter entlarvt hatten, ein
Phantom.
    »Er verschwindet
in der Nacht, wie eine Fledermaus«, murmelte Franka und trank
ihren inzwischen kalt gewordenen Kaffee. Micha hatte am
Schreibtisch gedöst; die Füße auf die Platte und
den Kopf auf die Brust gelegt. Nun schreckte er hoch, murmelte eine
Entschuldigung und nickte. »Ein Wesen der Nacht, das ist das,
was er den Frauen immer vorgab zu sein. Im wahren Leben ein
Kurierfahrer, der nachts arbeitete und an seinen freien Tagen
leicht bekleidete Frauen fotografierte, um sich sein Gehalt
aufzubessern.«
    »Und um seinen
perversen Trieb zu befriedigen«, stimmte Franka gallig
zu.
    Es war spät
geworden, und die Fahndung nach Kötter war bislang ergebnislos
verlaufen. Zwar hatte Bever, nachdem Kötter nicht wie
angekündigt auf dem Speditionshof aufgetaucht war, den
Fahndungsdruck erhöht - er hatte jeder Streifenwagenbesatzung
den Ausdruck mit Kötters Konterfei mitgegeben - aber es
schien, als gebe es Kötter gar nicht.
    Zwei Büros weiter
war Georg Brackwede damit beschäftigt, den Computer von Bernd
Wiesinger auszuwerten, den die Kollegen von der Sitte am
späten Nachmittag in U-Haft gesteckt hatten. Hans Schimpf
verdächtigte Wiesinger, Frauen zur Prostitution angestiftet zu
haben, um sich an deren Provisionen zu

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