Mein Ist Die Nacht
Kriminalhauptkommissar, zusammen.
Frank hatte eine in sich ruhende, aber wenn es darauf ankam sehr
bestimmende Art. Die Kollegen wussten von ihm, dass ihm nichts
über die Familie ging und er zuhause ein liebender Ehemann und
liebevoller Vater eines dreijährigen Sohnes war. Ihnen
gegenüber hatten Birgit Hanser und Henrik Mellinghaus am Tisch
Platz genommen. Kriminalkommissarin Birgit Hanser war Mitte
dreißig, trug das schwarze Haar sportlich kurz und wirkte in
ihren etwas konservativen Kostümen immer ein wenig wie eine
strenge Lehrerin. Viel wussten die Kollegen nicht von ihrem
Privatleben, außer, dass sie alleine lebte und wahrscheinlich
mit Männern nicht viel am Hut hatte. Meilinghaus hingegen war
ein Ass in Internet- und Telefonrecherche.
Mit Ende dreißig
war er geschieden worden; seine Ehe hatte nur ein Jahr lang
gehalten. Seitdem stürzte sich Mellinghaus mit Übereifer
in die Arbeit und hielt sich von den Frauen fern. Insofern war es
eine Ironie, dass ausgerechnet er mit KK'in Hanser - so stand es
auf dem Namensschild an ihrer Bürotür - ein Team bildete.
Ohne Partner saß Georg Brackwede am Tisch; er gehörte
eigentlich zur IT-Abteilung des Präsidiums. Da Computer und
Handys aber eine immer größer werdende Rolle in der
Kriminalität spielten und es fast keinen Mordfall mehr gab, in
dem ein PC nicht wichtig war, hatte Bever ihn zum Team geholt.
Somit hatte Brackwede den Vorteil, von Anfang an zu wissen, worum
es ging, sollte er im Verlauf des Falles Rechner und Handys
analysieren müssen. Die Spurensicherung des KK 11 war mit zwei
Kollegen vertreten: Zum einen saß Werner Zielke, ein stiller
Vertreter Anfang fünfzig, am Tisch. Als ältester
»Spusi«-Mann war er der ruhende Pol der Abteilung; ihn
brachte so schnell nichts mehr in Rage. Zielke freute sich schon
seit zehn Jahren auf den Ruhestand, den er mit seiner Frau Else im
Garten seines Hauses am Stadtrand genießen wollte. An seiner
Seite saß Lars Ricken. Er hatte im letzten Jahr die
dreißig überschritten und war für die technische
Ausrüstung der Abteilung verantwortlich. Von Bernd Krüger
dagegen fehlte jede Spur, was Franka ein wenig verwunderte. Am
rechten Ende des Tisches, gleich neben der Tür, saßen
noch zwei unbekannte Männer, die Bever mit zwei Sätzen
als Kollegen des Hagener KK 11 vorstellte. Sie ermittelten im
Tötungsdelikt Thomas Belter und kooperierten mit der
Wuppertaler Kripo, da die beiden Morde offenbar im Zusammenhang
standen.
Nachdem er den
anwesenden Staatsanwalt Stefan Adler und die Kollegen aus Hagen
begrüßt hatte, fasste er das noch in der Nacht erlangte
Wissen zusammen:
»Wir haben einen
offenbar psychisch gestörten Täter, der sein Opfer in
einer Art Ritual getötet hat, indem er es zu Tode biss. Die
Frau starb durch den enormen Blutverlust, das hat die erste
Untersuchung der Rechtsmediziner ergeben, die in der Nacht am
Tatort waren. Die Obduktion findet heute oder spätestens
morgen statt; der endgültige Obduktionsbericht wird uns also
erst in ein paar Tagen vorliegen. Aber zurück zum
Tötungsdelikt: Nachdem der Täter den Leichnam der Frau an
einer in jener Nacht wenig befahrenen Straße abgelegt hat,
heftet er sich an die Fersen des Freundes der Frau, um auch ihn zu
töten. Diesmal muss es schnell gehen - er tötet Thomas
Belter mit mehreren Messerstichen in den Oberkörper. Nach
vollbrachter Tat fährt der Täter zurück nach
Wuppertal und kehrt zum Tatort zurück. Hier zündet er das
Objekt an, in dem er die Tat verübt hat, wahrscheinlich, um
Spuren zu verwischen. Da die Gegend nachts nicht stark frequentiert
ist, dauert es eine Zeitlang, bis der Brand bemerkt wird. Zu diesem
Zeitpunkt ist es bereits zu spät: Das Gebäude brennt beim
Eintreffen der Feuerwehr in voller Ausdehnung, und die Kollegen
können sich nur darauf beschränken, dass das Feuer sich
nicht auf die angrenzenden Nebengebäude ausweitet.«
Bever hatte einige Namen und Notizen an das Flipchart
gekritzelt.
Franka blickte sich im
Raum um. Alle hatten Unterlagen vor sich liegen. Informationen zum
Fall, die sie in aller Schnelle zusammengetragen hatten.
Bever marschierte
durch sein Büro wie ein dozierender Professor. Er hatte die
Hände hinter dem Rücken verschränkt und gab sich
Mühe, ruhig zu bleiben.
»Ich bin froh,
dass in den Zeitungen nur kurze Meldungen stehen. Nur im lokalen
Radiosender haben sie schon ausführlicher über die
rätselhaften Leichenfunde berichtet. Aber unsere
Radio-Reporter sind ja bekanntlich nicht die
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