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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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wahrsten Sinne über
Leichen.
    »Hast du etwas
über einen gewissen Clay herausgefunden, der sich im Internet
herumtreibt und junge Frauen nackt fotografiert?«
    Kopfschütteln.
»Es gibt keinen Clay in dieser Foto … Community oder
wie das neudeutsch heißt.«
    »Offen gestanden
wäre er ein Idiot, wenn er sich mit seinem wahren Namen im
Netz bewegte«, überlegte Franka.
    »Und in die
Mitgliederbereiche der Foren kommt man nur, wenn man sich
registriert. Und das kostet Geld. Vermutlich auch, um neugierige
Schnüffler wie uns abzuhalten. Wir wissen also nicht, mit wem
wir es zu tun haben.« Micha seufzte und fuhr sich durch das
Gesicht. Die Bartstoppeln raschelten leise. »Außerdem
wird er kaum seinen wirklichen Namen verraten, wenn er sein Opfer
ganz gezielt ausgewählt und getötet
hat.«
    »Du meinst, der
Mord war von langer Hand geplant?«
    »Die meisten
Sexualverbrechen sind Spontantaten, aber diesmal ist es, glaube
ich, anders.«
    »Wie kommst du
darauf?«
    »Wir haben einen
Fotografen, der zum einen dringend tatverdächtig ist,
mindestens einen Mord begangen zu haben. Außerdem, so scheint
es, ist er flüchtig. Gehen wir mal davon aus, dass er eine
krankhafte Neigung hat, denn sonst hätte er sein Opfer wohl
kaum dermaßen zugerichtet. Würde es sich um ein reines
Vergewaltigungsdelikt handeln, dann hätte er sich jede
x-beliebige Frau von der Straße schnappen können.
Überfall, Vergewaltigung, Mord. Ende. Schnell, ungeplant und
meist einem spontanen Trieb folgend. Hier aber hat der Mörder
seine Tat vorbereitet. Er hat Kontakt zu dem Model aufgenommen, hat
sie in sein Atelier eingeladen, hat seine Tat begangen, die Leiche
entsorgt und anschließend auch noch den Freund der jungen
Frau auf bestialische Weise ermordet, damit der uns keinen
heißen Tipp mehr geben kann. Nein, Micha, das ist kein
Sexualverbrechen im üblichen Sinne.« Franka
schüttelte den Kopf.
    »Ich habe auch
recherchiert. Einen ähnlich gelagerten Fall gab es bundesweit
noch nicht. Aber wer weiß? Vielleicht ist der Name Clay, ob
echt oder nicht, ein Hinweis darauf, dass es sich bei dem
Täter um einen Briten oder um einen Amerikaner handelt. Das
werde ich noch prüfen.«
    »Wir sollten auf
jeden Fall …« Franka wurde unterbrochen, als die
Bürotür aufflog und ein Kollege Anfang dreißig den
Kopf in den Raum steckte. Björn Hassner, er war ebenfalls
Kommissar. »Der Alte wäre dann soweit - es kann
losgehen.«
    »Das ist mal ein
Wort«, brummte Micha und erhob sich schwerfällig. ,,Auf
geht's zur Muppet-Show.« Im Stehen leerte er seinen Becher
und knüllte ihn zusammen, um ihn schwungvoll in den Papierkorb
unter seinem Schreibtisch zu befördern. Seite an Seite mit ihm
verließ Franka das Büro.

 
    20
    8.15
Uhr
    »Eine
riesengroße Sauerei ist das, was da letzte Nacht passiert
ist«, bellte Willi Bever. Sein rundes Gesicht war puterrot.
In seinem Büro gab es einen langen Besprechungstisch, der bei
Einsätzen zweimal täglich von allen vierzehn Mitarbeitern
besetzt wurde. Man traf sich meist einmal morgens und einmal am
Abend, um die aktuellen Stände der laufenden Ermittlungen
miteinander zu besprechen. In der Ecke des Büros stand ein
Flipchart, daneben gab es eine altmodische grüne Schultafel,
auf der Bever mit weißer Kreide die Dienstpläne
eingetragen hatte. Wie Franka mit einem Seitenblick auf die Tafel
feststellte, war sie bald wieder mit dem Schießtraining dran.
Bever erhob sich und trat an das Flipchart.
    Da Micha mit der
Übernahme des Mordfalles in der Nacht zum Leiter der
Mordkommission geworden war, übernahm Willi Bever, den alle im
KK 11 nur »der Alte« nannten, die administrativen
Aufgaben im Präsidium. Die Mitarbeiter hatten sich in seinem
Büro eingefunden. Bever hatte das gesamte KK 11 zum
Brainstorming antreten lassen. In den meisten Fällen bildeten
die Kollegen Zweierteams, wobei Bever darauf achtete, dass jeweils
ein erfahrener Kollege mit einem jüngeren
zusammenarbeitete.
    Nun saßen sie
alle am langen Tisch: Neben dem Duo Micha und Franka war noch der
junge, schlaksige Björn Hassner, der aussah, als käme er
eben aus dem Surfurlaub, mit dabei: Er war unrasiert, trug eine
verblichene Jeans und ein buntes Hemd. Tatsächlich fuhr er
einen uralten VW Bus, auf dessen Dach er das ganze Jahr über
ein Surfboard spazieren fuhr. Trotz dieser Eigenschaften - oder
vielleicht gerade deswegen - lagen ihm die Frauen nur so zu
Füßen. Hassner arbeitete mit dem gut zehn Jahre
älteren Sebastian Frank,

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