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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Franka.
»Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen
soll.«
    »Das wäre
plus minus null.«
    »Eben.«
Franka öffnete den Schacht des DVD-Players und nahm die
Silberscheibe an sich. Wie sie mit einem Blick feststellte,
handelte es sich um einen selbst gebrannten Rohling. Da man im Film
während des Aktes keine Änderung des Blickwinkels
feststellen konnte, ging sie davon aus, dass das Paar die Kamera
auf einem Stativ befestigt hatte, um sich dann selbst beim Sex zu
filmen.
    »Warum haben sie
sich beim Sex gefilmt?«, fragte Franka.
    »Vermutlich hat
es ihnen den ultimativen Kick gegeben, sich danach dabei zusehen zu
können, wie sie es miteinander treiben. Was meinst du, wie
viele das machen.«
    »Du meinst, nach
dem Sex ist vor dem Sex?«
    »Möglich.
Das heißt, so wäre es, wenn sie den Film für ihre
privaten Zwecke verwendet haben. Anders wäre es, wenn
…«
    »Der Computer,
das Internet.« Franka schlug sich mit der flachen Hand vor
die Stirn. »Vielleicht haben sie die Filme ins Netz gestellt.
Womöglich, um ihr Gehalt aufzubessern. Vielleicht aber auch,
um Kontakt zu bekommen.«
    »Sie waren
vielleicht Swinger?« Micha wiegte den Kopf.
    »Ich will nichts
außer Acht lassen, Micha. Den Computer nehmen wir auf jeden
Fall mit und schaffen ihn in die KTU. Die Kollegen sollen die
Festplatte durchleuchten. Vielleicht finden wir dann einen Hinweis.
Überall dort, wo Sex geschäftlich genutzt wird,
kämpft man mit harten Bandagen.«
    »Wenn ich dich
recht verstehe, gehst du also wirklich davon aus, dass Belter seine
Freundin getötet hat und uns auf eine falsche Fährte
gelockt hat?«
    »Ist nur so eine
Vermutung, Micha. Ich kann genauso gut irren. Jedenfalls hat er von
der Fährte ja jetzt selber nichts mehr.« Franka warf
einen Blick in den Schrank und öffnete auch die Fächer
der Kommode. Doch außer einigen Sexspielzeugen und Dessous
fand sie nichts mehr, was auf den Lebensstil des jungen Paares
hindeutete.
    »Wir werden auf
jeden Fall eine Schufa-Auskunft einholen. Womöglich war sie
hoch verschuldet und hat diesen Mist gemacht, um die Schulden
bezahlen zu können.«
    Micha, der sich in der
Wohnung umgesehen hatte, nickte. Nachdem er den Rechner
heruntergefahren hatte, löste er die Kabel vom Gerät und
klemmte sich das graue Gehäuse unter den Arm. »Dann mal
Rückzug. Vielleicht haben die Kollegen von der IT mehr
Glück. Aber bevor wir zurück ins Präsidium fahren,
lad ich dich zu 'nem Happen ein.«
    Franka lachte.
»Da sage ich nicht nein.«

 
    22
    11.30
Uhr
    »Ich kann dir
nicht sagen, warum, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Belter
seine Freundin auf dem Gewissen hat.« Micha biss herzhaft in
seinen Cheeseburger. Auf dem Weg vom Röttgen ins
Polizeipräsidium hatten sie am Alten Markt Station gemacht,
und er hatte seine Kollegin in das Fast-Food-Restaurant neben der
Schwebebahnstation eingeladen. Den Wagen hatten sie unweit der
Wupper am Gemarker Ufer abgestellt. Nun hockten sie auf den
Plastikstühlen und kämpften sich durch die
Verpackungsberge. Franka betrachtete, während sie aß,
das Geschehen auf der großen Kreuzung. Seit wenigen Minuten
war der Winter zurück in der Stadt der Wupper, und die ersten
Schneeflocken taumelten auf das graue Asphaltband der B 7
hernieder. Sofort verlangsamten die Autofahrer ihr Tempo, und es
bildete sich rasch eine Blechschlange, die sich in Richtung
Oberbarmen und weiter hinten in Richtung Elberfeld schob. Dort, wo
sich früher die Trasse der Straßenbahn befunden hatte,
rollten nun Linienbusse über die Talachse. Eine Schulklasse
stand gröhlend an einer der Haltestellen.
    »Wenn es so war,
dann hat er uns eine fast perfekte falsche Fährte
gelegt«, nahm Franka kauend den Faden auf und schob sich eine
Hand voll Pommes Frites in den Mund. »Und wenn nicht, dann
stehen wir trotzdem vor einem Haufen von Fragen.«
    »Wir werden uns
die Familien der beiden vorknöpfen«, schlug Micha mit
vollem Mund vor.
    »Das wird 'ne
Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat, aber da
müssen wir
durch.«         
    »Ich komme nicht
davon los, dass die beiden offenbar so freizügig waren. Wir
haben das Internet, wir haben den selbst gedrehten Sexfilm, und wir
haben eine Tote, die mehrfach missbraucht wurde, bevor sie
todgebissen wurde. Das klingt alles ziemlich
krank.«
    »Wer beißt
eine hübsche junge Frau zu Tode?« Micha biss in seinen
Burger und putzte sich mit dem Handrücken die Sesamkrümel
des Brötchens aus dem Dreitagebart. »Ein Freak,

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