Mein Ist Die Nacht
Hilfe«, murmelte Peterberg und seufzte, als er zum
Telefon griff und die Nummer vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden
wählte.
24
12.10
Uhr
Die Kollegen der
Technik hatten eine Liste der Anrufe erstellt, die mit Belters
Handy geführt worden waren. Sowohl die ein-, als auch die
ausgehenden Anrufe waren mit dem Namen des jeweiligen Teilnehmers
aufgeführt. Micha blätterte in den Unterlagen.
»Jetzt werden wir erfahren, ob Belter Kontakt zu seinem
Mörder gehabt hat.«
»Du glaubst also
doch, dass es zwei Mörder waren?« Franka ließ sich
auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch nieder.
Micha nahm sich jetzt
endlich die Zeit, eine Zigarette zu rauchen. Frankas
missbilligenden Blick ignorierte er und studierte die
Einträge, die ihr die Kollegen aus der KTU mitgegeben hatten.
»Ich will es mir nur nicht so leicht machen wie Bever und
möchte nichts außer Acht lassen«, erwiderte er
paffend. Er blätterte in der Liste. »Zuletzt taucht hier
eine Lisa Krämer auf. Belter hat mit ihr telefoniert,
unmittelbar bevor er umgebracht wurde. Damit ist das
bestätigt, was wir letzte Nacht schon in Belters Wohnung
vermutet haben. Vielleicht ist diese Lisa Krämer eine Geliebte
von Belter.«
»Das kann sie
uns bestimmt selbst beantworten.« Franka kramte ihren Zettel
hervor und griff zum Telefon.
Sie erzählte der
jungen Frau nur das Nötigste. Nur, dass sie sie wegen Thomas
Belter und Mandy Klimmek sprechen mussten, mehr nicht. Lisa
Krämer zeigte sich kooperationsbereit. Ja, sie habe in zwei
Stunden Zeit.
25
14.50
Uhr
Das Haus an der
Straße Weinberg in Elberfeld war nicht zu übersehen.
»Hier wohnt 'ne Maus in 'nem grünen Haus«, reimte
Micha und amüsierte sich wie ein kleiner Junge. Die
knallgrüne Fassade leuchtete im Grau des Winternachmittages.
Ein bunter Fleck in der winterlichen Tristesse, dachte Franka.
Während die Fassade in einem hoffnungsvollen Grün
gestrichen war, gab es ein frisch gedecktes, knallrotes Dach und
quietschgelbe Fensterrahmen. Nachdem Franka den Audi auf der
gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte,
überquerten sie die Straße.
Ein Linienbus
quälte sich die steil ansteigende Straße hinauf. Immer
wieder drehten die Antriebsräder im Schnee durch, und Franka
fragte sich, wo die Streufahrzeuge blieben.
Micha studierte
unterdessen die Namen am Klingelbrett. »Da ist sie: L.
Krämer.« Er betätigte den Knopf und wartete. Es
dauerte einen Augenblick, dann summte der Türöffner, und
Micha warf seine massige Gestalt gegen die hellgraue Haustür.
Drinnen roch es nach frischer Farbe und Reinigungsmitteln.
Vermutlich legte der Hausbesitzer größten Wert auf
Sauberkeit. Oben wurde eine Wohnungstüre geöffnet.
»Ja bitte?«, schallte eine Frauenstimme durch das
Treppenhaus. Micha und Franka eilten nach oben. Im zweiten
Stockwerk standen sie ein wenig außer Puste vor einer etwa
fünfundzwanzigjährigen Frau mit kurzen dunklen Haaren,
die im Rahmen der Wohnungstür lehnte. Sie war schlank, trug
einen weiten Pulli und eine bequeme, graue Jogginghose. An den
Füßen trug sie alberne Plüschpantoffeln mit
Gesichtern. Würde sie sich anders kleiden und
dezentes Make-up tragen, wäre sie eine hübsche junge
Frau, dachte Franka.
Nun verschränkte
Lisa Krämer die Arme vor der Brust.
Sofort zeigte Franka
ihr den Dienstausweis. Frau Krämer? Wir haben telefoniert.
Mein Name ist Franka Hahne von der Kripo Wuppertal, das ist mein
Kollege, Kommissar Stüttgen. Dürfen wir kurz
hereinkommen?
Lisa Krämer
nickte. Im gleichen Augenblick wich jede Farbe aus ihrem Gesicht
und sie zögerte keine Sekunde. »Ist den beiden etwas
zugestoßen?« Die zierliche Frau zitterte am ganzen
Leib.
»Dürften
wir zuerst einen Moment hereinkommen?« Micha, dem die
Reaktion der jungen Frau nicht verborgen geblieben war,
räusperte sich.
Lisa Krämer gab
den Eingang frei und führte die Beamten in ihre Wohnung.
»Bitte gucken Sie sich nicht um - ich habe noch nicht
aufgeräumt heute.«
»Das ist kein
Problem«, erwiderte Franka lächelnd und dachte mit einem
schlechten Gewissen an ihre eigenen vier Wände, die sie auch
schon seit Tagen aufräumen wollte. Doch das musste wohl noch
warten. Jedenfalls so lange, wie der oder die Mörder von
Belter Und Klimmek frei herumliefen und möglicherweise schon
bald ein neues Opfer suchten - und am Ende fanden.
Sie waren im
Wohnzimmer angekommen, und durch die hohen Fenster fiel das
milchige Licht des Tages in den Raum. Auf dem Sofa lag eine
Wolldecke, die Lisa Krämer
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