Mein Ist Die Nacht
sich eine Tasse mit Tee und
ein etwas rustikal anmutender Kaffeepott, jeweils gab es
Gebäck dazu.
»So«,
sagte sie, jetzt ein wenig freundlicher. »Dann lassen Sie es
sich schmecken. Mein Mann dürfte auch gleich da
sein.«
Die Kommissare
bedankten sich und schlürften ihre Getränke. Das Klimpern
des kleinen Löffels im Teeglas erfüllte das Haus. Kaum,
dass sie den ersten Schluck getrunken hatten, wurde die Tür
mit einem Schlüssel geöffnet. Ein großer Mann im
teuren Maßanzug erschien und betrachtete seine Besucher.
Unter dem Arm klemmte eine kleine Ledertasche., Ah«, sagte er
und klopfte sich den Schnee von den Schuhen. »Wir haben
Besuch.« Seine Überraschung war gespielt, und er war ein
schlechter Schauspieler.
Als wenn du das noch
nicht wüsstest, durchzuckte es Franka, doch sie schwieg und
erhob sich. Im gleichen Augenblick erschien seine Frau.
»Da bist du ja
schon. Wir haben Besuch, die Herrschaften sind von der Kripo und
möchten dich noch einmal sprechen.«
»Danke,
Karla.« Baumann betrachtete seine Gäste mit einem
Lächeln und ließ die Hände in den Hosentaschen
verschwinden. »Dann werde ich mich mal unserem Besuch
annehmen.«
Karla Baumann nickte
und verschwand in einem angrenzenden Zimmer. Franka und Micha
erhoben sich. »Guten Tag Herr Baumann, Hahne von der
Kriminalpolizei. Mein Kollege Kommissar Stüttgen. Wir haben
noch ein paar Fragen an Sie.«
»Ich habe Ihren
Kollegen gestern schon …«, setzte er an. Seine Miene
verdunkelte sich schlagartig.
»Das wissen wir,
Herr Baumann, aber diesmal geht es leider nicht
ausschließlich um ein ausgebranntes Gebäude.
»Hm«,
brummte Baumann und nickte halb verstehend. »Dann kommen Sie
bitte mit in mein Büro. Ich habe allerdings gleich Termine und
nur wenig Zeit, um …«
»Es wird nicht
lange dauern«, versprach Micha und erhob sich nun ebenfalls.
Sie folgten Baumann quer durch die Empfangshalle, durch ein
Vorzimmer. Der Schreibtisch war verwaist.
»Ihre
Mitarbeiterin ist nicht da?«, wunderte sich Micha.
»Sie hat sich
krank gemeldet. Kein Wunder, bei diesem Wetter.«
Die
Verbindungstür zwischen dem Vorzimmer und Baumanns Büro
stand offen. Sie führte in ein fast dreißig Quadratmeter
großes Büro, das von einem schweren Mahagonischreibtisch
beherrscht wurde. Baumann warf die Ledertasche auf den Tisch und
ließ sich ächzend in den Ledersessel hinter seinem
Schreibtisch sinken. »Nehmen Sie Platz«, sagte er
gefällig und deutete auf die beiden ebenfalls mit schwarzem
Leder bezogenen Schwingstühle.
»Ich stehe
lieber«, erwiderte Micha, doch Franka kam der Aufforderung
nach und setzte sich. Baumann verschränkte die Hände
hinter dem Kopf und lehnte sich weit zurück.
»Also - was kann
ich für Sie tun?«
»Da gehen ja
schreckliche Dinge vor in einem Ihrer Objekte«,
eröffnete Franka das Gespräch.
»Darauf habe ich
keinen Einfluss«, entgegnete Baumann schlagfertig. »Ich
bin nur heilfroh, dass durch den Brand niemandem etwas
zugestoßen ist. Später werde ich in die Stadt fahren und
mir einen Überblick verschaffen.« Seine Miene glich
einer Maske.
»Es soll
Brandstiftung gewesen sein. Haben Sie den Täter
festgenommen?« Er bedachte Franka mit einem durchbohrenden
Blick, dem sie jedoch mühelos standhielt.
»Leider nicht.
Wir haben noch ein paar Fragen zum Mord an der jungen Frau.«
Franka beugte sich vor und achtete auf jede Regung in Baumanns
Gesicht. Doch er hielt auch ihrem Blick stand, legte die
Fingerspitzen beider Hände aneinander und führte die
Hände zu den Lippen. Seine Miene wirkte verschlossen und
ausdruckslos. Aber in seinen Augen funkelte es. »Ich sagte
bereits, dass ich den Kollegen gestern Rede und Antwort gestanden
habe. Die Wohnung, in der sich das schreckliche Verbrechen ereignet
hat, stand zum Tatzeitpunkt leer - wie auch das Gebäude. Ich
habe Ihren Kollegen Einblick in meine Unterlagen
gewährt.«
Franka fixierte
Baumann mit ihrem Blick. »Sie sprachen von einer Wohnung,
aber dabei handelt es sich doch um eine alte
Fabrik?«
»Nun, die
ehemalige Produktionshalle war seit Längerem durch
Trennwände wie eine Wohnung mit entsprechend großen
abgetrennten Räumen hergerichtet. Ich habe sie zeitweise an
Studenten oder an Künstler vermietet, die offenbar ein Faible
für den morbiden Charme dieses alten Fabrikgebäudes
haben. Tagsüber hat man mit den hohen Decken und den
großen Fenstern viel Licht, und Maler haben dort ihre
Kunstwerke vollendet.« Er winkte lächelnd ab.
»Allesamt namenlose
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