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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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hatte Mühe, ihre Abneigung gegenüber
Baumann zu verbergen. Noch war gar nichts bewiesen, sie hatten
nicht einmal eine heiße Spur, also musste sie vorsichtig mit
ihren Äußerungen sein. Sie erinnerte sich an die Worte
des Kollegen Meilinghaus. Scheinbar hatte Baumann pfiffige
Anwälte. Trotzdem, so nahm sie sich vor, würde sie sich
an ihm nicht die Zähne ausbeißen.
    »So, bitte
schön.« Baumann hatte sich erhoben und war zum Drucker
gegangen. Auf einem Blatt Papier hatte er die Daten der
Wohnungsnutzung zusammengetragen.
    Micha stand indessen
scheinbar teilnahmslos am großen Fenster des Büros und
blickte wieder hinaus in den verschneiten Park. »Schön
haben Sie es hier«, sagte er, ohne sich zu Baumann
umzudrehen.
    »Freut mich,
dass es Ihnen gefällt.« Baumann trat neben ihn und
verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
»Dafür habe ich auch lange genug gearbeitet.«
Seine wurstförmigen Finger waren in einem sehr hektischen
Spiel verwickelt. Franka ahnte, dass dies ein unterschwelliger
Ausdruck von Nervosität war.
    Klaus Baumann riss
sich vom Anblick des Parks los und drehte sich zu Franka
um.
    »Haben Sie eine
Idee, wer das Fotomodell auf dem Gewissen haben
könnte?«, fragte sie.
    »Also hören
Sie mal«, wetterte der Geschäftsmann. »Das klingt
ja, als wäre ich in einem Verhör. Wenn das so weitergeht,
muss ich Sie auffordern, mein Haus unverzüglich zu verlassen
und meinen Anwalt anrufen.«
    »Das können
Sie gern tun, wenn Sie dafür einen Anlass sehen, Herr
Baumann.« Micha kehrte mit einem süffisanten
Lächeln die Handflächen nach oben. »Die
Entscheidung liegt freilich bei Ihnen.«
    »Diese
Unverschämtheiten verbitte ich mir!« Baumanns rundes
Gesicht hatte eine puterrote Färbung angenommen. Er stemmte
die Hände in die Hüften wie ein wütendes
Mütterlein und stampfte durch sein Büro, um
schließlich mit einem Ächzen auf den Stuhl zu sinken.
»Ich bin ein hart arbeitender Geschäftsmann. Dass in der
Wohnung eines meiner zahlreichen Immobilienobjekte ein derartiges
Verbrechen geschieht, nein, das hätte ich niemals erwartet.
Aber dass Sie hier auftauchen und mich
beschuldigen…«
    »Wir
beschuldigen niemanden, Herr Baumann«, stellte Franka klar.
»Unser Auftrag ist es lediglich, den Mord an Mandy Klimmek
aufzuklären.« Bewusst verschwieg sie den Mord an Thomas
Belter. Eines nach dem anderen, sagte sie sich insgeheim.
»Und da sich dieser Mord in einem leer stehenden Gebäude
zugetragen hat, das Ihnen gehört, fragen wir uns, wer einen
Schlüssel zu diesem Objekt hat.«
    »Verschwinden
Sie.« Er stierte ins Leere wie ein beleidigtes
Kind.
    Franka warf Micha
einen Blick zu. Zeitgleich erhoben sie sich. Franka legte ihm eine
ihrer Visitenkarten auf den Schreibtisch. »Hier, falls Ihnen
doch noch etwas einfällt. Rufen Sie mich an. Tag und
Nacht.«
    Baumann hüllte
sich in Schweigen und strafte seinen ungebetenen Besuch fortan mit
Ignoranz. Franka und Micha waren Luft für ihn. So begaben sie
sich zur Tür. Dort angekommen, wandte sich Franka noch einmal
zu ihm um.
    »Eine Frage
noch, Herr Baumann.« Sein Kopf ruckte hoch.
»Was?«
    »Wo waren Sie in
der Nacht, bevor die Fabrik abbrannte?«
    »Warum wollen
Sie das wissen?«
    »Bitte
beantworten Sie meine Frage.«
    »Ich war hier,
zuhause. Fragen Sie meine Frau, wenn Sie
mögen.«
    »Danke, das wird
nicht nötig sein.« Franka gab Micha ein Zeichen, dann
waren die beiden Kommissare draußen.

 
    37
    10.25
Uhr
    »So ein
verlogener Drecksack«, platzte es aus Franka heraus, kaum,
dass sie das pompöse Haus des Immobilienhais verlassen hatten.
»Er lässt nichts und niemanden an sich heran, und er
mauert, wo er kann.«
    »Psst«,
machte Micha und führte sie zum Dienstwagen. Er
befürchtete, dass sie noch nicht außer Hörweite
waren. »Komm erstmal zum Wagen.«
    Franka ballte die
Hände zu Fäusten und zwang sich selber zur Ruhe. Erst,
als sie im Auto saßen, fluchte sie weiter. »Ich bin
sicher, dieses Arschloch hat die Klimmek auf dem Gewissen, und
wahrscheinlich sogar Thomas Belter auch. Er wollte sich einen
unbequemen Zeugen aus dem Weg schaffen, Micha.«
    »Wir können
ihm nichts beweisen. Gar nichts. Es war ein Gespräch, mehr
nicht.« Er startete den Motor, warf einen letzten Blick auf
den S-Klasse-Mercedes von Baumann, prägte sich das Kennzeichen
ein - keine schwere Übung - und legte den
Rückwärtsgang ein. Während er den Audi zurück
zur Straße rangierte, murmelte er: »Ich bin deiner
Meinung. Dieser Kerl ist nicht koscher.

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