Mein Ist Die Nacht
ist ihm auch der Mord an Thomas Belter
zuzuschreiben.«
»Soweit ich
weiß, kannte sie ihre Fotografen aus diversen Internet-
Foren. Vermutlich hat dieser Clay einen Nickname benutzt, um seine
wahre Identität zu verbergen.«
»Das vermuten
wir auch. Manchmal nutzt man diesen Nickname auch im
Sprachgebrauch, deshalb hatten wir gehofft, Sie würden einen
gewissen Clay kennen.«
»Leider nicht,
nein.«
Franka hatte genug
gehört. Sie erhob sich.
Micha tat es ihr nach.
»Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert
haben.«
»Keine Ursache,
wenn ich dazu beitragen kann, dass man dieses verdammte
Dreckschwein hinter Schloss und Riegel bringt.« Petra Ziegler
schüttelte wütend die Fäuste und brachte die Beamten
zur Tür. Dort angekommen, zog Franka ihre Karte hervor und
überreichte sie der Frau. »Falls Ihnen noch etwas
einfallt, scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen. Natürlich
werden Ihre Hinweise streng vertraulich
behandelt.«
»Ist
gut.«
Dann waren die
Kommissare draußen. Graue Wolken hatten sich vor die
Wintersonne geschoben. Die ländliche Gegend wirkte
plötzlich kalt und abweisend. Franka fröstelte.
Schweigend stapften sie nebeneinanderher zum Wagen.
»Und?«,
fragte Micha, als sie im Auto saßen. »Was denkst du
über Petra Ziegler?«
»Fest steht,
dass sie die Lebensweise ihrer Schwester sehr kritisch betrachtet
hat. Und fest steht auch, dass sie von den schnell wechselnden
Männerbekanntschaften ihrer Schwester wusste. Dennoch hat sie
dicht gehalten und ihre Schwester nicht bei Belter
angeschissen.«
»Blut ist dicker
als Wasser«, zitierte Micha eine alte
Lebensweisheit.
»Und sie waren
Schwestern, da petzt man nicht.
»Ich frage mich,
ob Petra Ziegler auch davon wusste, dass ihre Schwester eine
Prostituierte war.«
»Wohl kaum. So
etwas passt gar nicht in ihr geordnetes Leben, Franka. Ich
könnte mir vorstellen, dass sie die Freier ihrer Schwester
einfach für ständig wechselnde Liebhaber hielt. Petra
Ziegler ist vielleicht einfach zu brav - oder zu naiv, um zu
denken, dass ihre werte Schwester eine Hure war.«
»Ich denke,
Mandy Klimmek war wirklich nymphoman veranlagt. Um ihren Trieb
auszuleben, hat sie nebenbei angeschafft und diese Nacktfotos
gemacht. Trotzdem steht die Frage im Raum, was sie mit dem Geld
getan hat, das sie damit eingenommen hat.«
»Wir müssen
noch mal nachforschen, möglicherweise hatte sie ein Konto im
Ausland. Irgendwo muss die Kohle ja geblieben
sein.«
»Wir sollten uns
diesen Freund von Thomas Belter zur Brust nehmen, diesen seltsamen
Bernd Wiesinger. Vielleicht weiß er mehr.«
Micha hatte keine
Einwände. Er trat das Gaspedal des Dienstwagens tiefer
durch.
Es gab viel zu
tun.
40
11.55
Uhr
Als der Schlüssel
in die Haustüre gesteckt und schnell umgedreht wurde, zuckte
sie zusammen. Mit klopfendem Herzen fuhr sie auf dem Absatz herum.
Ihr Mann Max stand im kleinen Flur und drückte die Tür
hinter sich ins Schloss. Er lächelte, doch seine Miene wirkte
maskenhaft, falsch und aufgesetzt. Fast bereitete er ihr Angst.
Schneeflocken hatten sich in seinem dichten Haar verfangen und
schmolzen jetzt in der warmen Luft. Seine Wangen waren rot. Max
trat näher, beugte sich vor und hauchte ihr mit mechanischen
Bewegungen einen Kuss auf den Mund. Seine Lippen waren kalt und
hart. Sie wäre um ein Haar zurückgewichen.
»Was machst du
denn schon hier?«, fragte sie schließlich, nachdem sie
die erste Überraschung über sein plötzliches
Auftauchen verarbeitet hatte.
»Du freust dich
gar nicht.« Das war eine Feststellung, und in seiner Stimme
schwang Bedauern mit. Das Lächeln verschwand aus seinem
Gesicht.
»Doch, schon,
aber es ist…«, stammelte sie und spürte, wie ihr
das Blut bis unter die Haarspitzen schoss. Sie mied seinen Blick
und rührte in den Töpfen. Mit einem hektischen Blick auf
die Küchenuhr an der Wand stellte sie fest, dass die Kinder in
einer halben Stunde nach Hause kommen würden.
»… zu
früh?« Max kicherte. »Ich habe früher
Feierabend gemacht, um dich zu überraschen.«
»Na, das ist dir
gelungen.«
»Ich war noch in
der Apotheke und habe dein Medikament abgeholt.« Er zog eine
kleine Tablettenpackung aus der Tasche und legte sie auf die
Arbeitsplatte der Küchenzeile. »Hier«, sagte er.
»Damit wirst du durchschlafen können.« Er kaute
nachdenklich auf der Unterlippe. »Heute Abend habe ich aber
noch einen Termin in der Zentrale. Die Geschäftsleitung kommt,
um … ist auch egal, ich möchte dich
Weitere Kostenlose Bücher