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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zwölf war. Ich glaube, ihren ersten
richtigen Freund hatte sie mit dreizehn, wenn Sie verstehen was ich
meine?«
    »Sie war
dreizehn, als sie das erste Mal mit einem Jungen geschlafen
hat?«, half Franka ihr weiter. Petra Ziegler nickte. Ihr
Blick glitt ins Leere. Sie weinte lautlos, zupfte sich ein
Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich die Nase.
Nachdem sie eine Entschuldigung gemurmelt hatte, fuhr sie fort.
»Sie hat die Jungs nie ernst genommen, hat die Freunde
gewechselt wie andere Leute die Unterwäsche. Es war ihr
wichtiger, mit Jungs herumzumachen, als eine anständige Lehre
zu machen.«
    »Und Ihre
Eltern? Haben sie das Verhalten von Mandy
gebilligt?«
    »Natürlich
nicht. Mein Vater war Polizei-Beamter im Streifendienst. Und meine
Mutter war Vorarbeiterin in einer Fabrik. Sie waren vorbildliche
Bürger - nach damaligen Maßstäben jedenfalls. Dass
Mandy so aus der Art schlug, war ihnen ein Dorn im Auge. Doch sie
scherte sich einen Dreck um die Ansichten unserer Eltern. Es sei
ihr Leben, hat sie immer gesagt, wenn Mutter sie auf ihr Verhalten
angesprochen hat.«
    »Und dann war es
aus mit dem Familienfrieden?«, vermutete Micha und streckte
die Füße unter dem Küchentisch
aus.         
    »Allerdings.
Unsere Eltern stritten immer öfters mit Mandy und mussten
machtlos zusehen, wie ihnen die Zügel entglitten. Je
älter Mandy wurde, umso geringer wurde der Einfluss, den sie
auf ihr ehemaliges Nesthäkchen ausüben konnten. Mandy
ging unbeirrt ihren Weg. Sie schmiss eine Lehre als
Apothekenhelferin und nahm einen Aushilfsjob nach dem anderen an.
Dass sie an ihrem achtzehnten Geburtstag von zuhause auszog, war
nur konsequent.«
    »Und wie kamen
Sie mit der leichtlebigen Art Ihrer Schwester
klar?«
    »Es war ihr
Leben, und ich hatte es lange schon aufgegeben, den Moralapostel
raushängen zu lassen«, lächelte Petra Ziegler und
verschränkte die Arme vor der Brust. »Als ich achtzehn
war, lernte ich Max kennen. Wir heirateten noch im
selben Jahr, und zwei Jahre später wurde ich zum ersten Mal
schwanger. Max hat einen gut bezahlten Job, also zögerten wir
nicht, das Haus zu kaufen. Natürlich war das Mandy alles viel
zu spießig. Sie war nicht gern hier zu Besuch, und wenn
überhaupt, dann trafen wir uns irgendwo in einem Cafe oder
Restaurant, um zu reden. Irgendwann erzählte sie mir von
Thomas. Mit ihm sei alles anders, und er sei der Mann ihrer
Träume. Und ich muss ehrlich sagen: So glücklich und
verliebt hatte ich meine Schwester noch nie zuvor im Leben
gesehen.« Ein versonnenes Lächeln lag auf Petra Zieglers
Gesicht. Sie rührte in den Töpfen. »Doch das
Glück hielt nicht lange an. Bald schon betrog sie Thomas. Er
ahnte nichts davon, und ich habe mehr als einmal mit dem Gedanken
gespielt, ihm reinen Wein über meine Schwester
einzuschenken.«
    »Haben Sie ihm
etwas von den Seitensprüngen erzählt?«
    »Nein, ich habe
es einfach nicht übers Herz gebracht. Er war doch viel zu
gutmütig. Er liebte Mandy über alles, und es hätte
ihm sicherlich das Herz gebrochen, wenn er gewusst hätte, was
seine süße Prinzessin, wie er sie immer genannt hatte,
eigentlich trieb, wenn sie nicht zusammen waren.«
    »Er war sehr
eifersüchtig.« Obwohl es eine Frage sein sollte, klang
es eher wie eine Feststellung.
    »Oh ja,
allerdings«, nickte Petra Ziegler. »Er lebte für
Mandy, und er verlangte das Gleiche von ihr. Sie hat ihm allerdings
nie das zurückgegeben, was er ihr bot. Wie gesagt, ich hatte
auch Probleme mit Mandys Lebenseinstellung. Für sie waren die
Männer nichts als ein Zeitvertreib. Und ich bin sicher, dass
sie auch mit Thomas nicht alt geworden wäre. Der Mann, mit dem
sie den Rest des Lebens verbringen würde, war noch nicht
geboren.«
    »Das klingt, als
wären die beiden trotzdem seit einer Ewigkeit zusammen
gewesen«, bemerkte Micha und streckte die Beine von
sich.
    Petra Ziegler
lächelte. »Es kam einem wirklich so vor, und wenn man
nichts von Mandys Doppelleben wusste, dann hätte man denken
können, die beiden seien das perfekte Paar gewesen. Aber ich
schweife ab. Nein, sie waren seit rund vier Monaten zusammen.
Länger nicht.«
    »Sagt Ihnen der
Name Clay etwas?«
    »Clay…
und weiter?«
    »Das wissen wir
leider auch nicht. Clay war der Fotograf, mit dem sie sich am
letzten Abend verabredet hat. Wahrscheinlich war der Name nicht
echt, aber das wissen wir nicht, deshalb gehen wir jeder Spur nach.
Es ist durchaus denkbar, dass besagter Clay ihr Mörder ist.
Vermutlich

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