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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zu
Fuß gegangen, wohl, weil in der Nacht Neuschnee eingesetzt
hatte, der das Fahren unmöglich gemacht hatte, und erst in den
frühen Morgenstunden heimgekehrt. Da sie immer mit dem Wagen
unterwegs war, hatte Rebecca sich auch heute nicht gescheut, von
dem fahrbaren Untersatz ihres Mannes Gebrauch zu machen.
    »Von mir
aus.« Er grinste immer noch. Zuckte die Schultern und zog
dann gleichgültig die Mundwinkel nach unten. »Wo steht
Ihr Auto?« Da war diese Selbstsicherheit in seiner Stimme,
die einfach keinen Widerspruch duldete. Er sprach seelenruhig,
grinste und grinste. Doch diese Freundlichkeit, diese beinahe
stoische Ruhe war nichts außer einer gefährlichen
Fassade, das wusste Rebecca.
    »In der
Tiefgarage.« Ihre Stimme vibrierte, und als sie den
Ladenschlüssel in der Handtasche versinken ließ,
überlegte sie, ob sie nach der kleinen Sprühdose mit dem
Pfefferspray greifen sollte, die Roland ihr für genau solche
Fälle besorgt hatte. Normalerweise war sie nicht
ängstlich. Doch dieser Detektiv war ihr vom ersten Augenblick
an unheimlich gewesen. Und er wurde immer unheimlicher.
    »Gehen
wir?«
    »Wohin
denn?«
    »Sie sagten, der
Wagen steht in der Tiefgarage.« Er lächelte freundlich,
vielleicht eine Spur zu freundlich, fand Rebecca. Sie wich seinem
Blick aus und marschierte los, die Hände tief in den
Manteltaschen versenkt. Ein Bus rollte mit röhrendem Motor an
ihnen vorbei. Eine Insel gleißenden Lichtes, das kurz die
Tristesse, in der sie sich, wie nach einer Mondlandung, befanden,
durchschnitt. Gut zwanzig Fahrgäste saßen gemeinsam im
Bus, sahen vielleicht das seltsame Paar, ohne wirklich von ihm
Notiz zu nehmen. Rebecca wusste, als der Bus um die nächste
Straßenecke verschwunden war, dass sie diesem unheimlichen
Mann ausgeliefert war.
    Er war stehen
geblieben.
    »Was ist?
Frieren Sie nicht?«
    Der Detektiv
lächelte. »Ich wette, Sie können sich nicht einmal
an meinen Namen erinnern.« Es klang nicht vorwurfsvoll.
Plötzlich klang das Timbre seiner Stimme angenehm und
sympathisch.
    Er spielt seine Rolle
perfekt, dachte Rebecca. Doch sie lächelte ein wenig verlegen.
»Stimmt. Helfen Sie mir?«
    »Friedmann, Mark
Friedmann. Macht nichts. Nennen Sie mich ruhig Mark,
Rebecca.« Eine Hand kam zum Vorschein.
    Rebecca zögerte,
dann ergriff sie seine Hand. »Tut mir leid. Namen sind nicht
gerade meine Stärke.« Sein Händedruck war fest,
doch er schmerzte nicht. Sie mochte Männer mit festem
Händedruck.
    »Nicht schlimm.
Tun Sie mir einen Gefallen?«
    Sie hatten den Eingang
der unbeleuchteten Tiefgarage erreicht und waren stehen geblieben.
Der Wind fegte Schnee auf die Betonrampe der Zufahrt. Rebecca
fröstelte. »Welchen?«
    »Trinken Sie
etwas mit mir? Nicht jetzt, nicht hier. Ich habe nichts gegen
dieses Viertel, aber ich würde vorschlagen, wir suchen uns
eine kleine gemütliche Bar in der Stadt.«
    »Mein Mann
erwartet mich.«
    »Ich werde Sie
nicht lange beanspruchen, vertrauen Sie mir.«
    Rebecca zögerte.
Sie überlegte, ob es gut war, wenn sie sich nach dem gestrigen
Streit mit Roland heute schon mit einem anderen Mann in eine Bar
setzen würde.
    Nein, es war nicht
gut. Es war eine Scheißidee. Aber eine reizvolle.
    Er hatte getobt vor
Eifersucht. Grundlose Eifersucht. Sie hatte eindeutig diese
Neigung, und das wusste er. Darüber hatte sie sich mit einem
Fremden im Chat ausgetauscht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und sie war offen zu Roland gewesen. Er wusste von ihren
Geheimnissen, hatte sie ausgelacht und das alles als Unsinn
abgetan. Ein schwerer Bleigürtel legte sich um Rebeccas Brust,
als sie an die Szene dachte, die er ihr gestern gemacht hatte,
bevor er verschwunden war. Am nächsten Morgen hatte sie ihn
schlafend auf der Couch vorgefunden. Sie hatten kaum ein Wort
miteinander gewechselt. Rebecca wusste nicht, wo und mit wem er die
Nacht verbracht hatte. Und sie wusste nicht, wann er nach Hause
gekommen war. Fest stand nur, dass er es vorgezogen hatte, alleine
auf der unbequemen Couch im Wohnzimmer zu schlafen, anstatt sich zu
ihr in das große Doppelbett zu legen.
    Das alles spukte ihr
jetzt im Kopf herum. Ihr schlechtes Gewissen wurde vertrieben von
einem gewissen Trotz. Wenn Roland schon grundlos eifersüchtig
ist, dann würde sie ihm jetzt einen Grund geben.
Natürlich wollte sie nichts von diesem Friedmann. Und dennoch
ging eine eigenartige Faszination von diesem Mann aus. Er zog sie
mit seinen Blicken aus und gleichermaßen in den Bann. Nein,
sie würde ihren Mann

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