Mein ist die Stunde der Nacht
das Mädchen abgestellt?«
»Michaelson hat gesagt, sie habe zwei wichtige Prüfungen, eine morgen und eine am Freitag. Sie habe nur gelacht über die Vorstellung, sie könnte das Gelände verlassen. Ihr Vater wollte sie nicht beunruhigen und hat ihr nichts von den Drohungen erzählt. Er und seine Frau werden morgen hierher fliegen, um sich mit Jean Sheridan zu treffen. Der General möchte am Freitagmorgen herkommen und mit Ihnen sprechen.«
»Wie heißt er?«
»Michaelson wollte das am Telefon nicht sagen. Das Mädchen weiß, dass es adoptiert wurde, aber bis heute wussten der General und seine Frau nichts über die Identität der leiblichen Eltern. Jean Sheridan behauptet fest, dass sie nie jemandem etwas von ihrem Kind erzählt hätte, bis sie diese Botschaften erhalten habe. Meiner Ansicht nach muss der Unbekannte, der über ihr Kind und die Adoptiveltern Bescheid weiß, das zu der Zeit herausgefunden haben, als ihre Tochter geboren wurde. Michaelson schließt kategorisch aus, dass jemand sich Einblick in seine Aufzeichnungen verschaffen konnte. Jean Sheridan vermutet das Leck in der Praxis des Arztes, bei dem sie während der Schwangerschaft war. Das gibt uns wenigstens einen Anhaltspunkt, wo wir mit der Suche anfangen können.«
»Das bedeutet demnach, dass Laura Wilcox nichts mit den Drohbriefen zu tun hat und auch das letzte Fax mit der Entschuldigung nicht abgeschickt hat. Dann habe ich mich wohl zu weit aus dem Fenster gelehnt, als ich ihr Verschwinden als einen Werbegag bezeichnet habe«, meinte Rich Stevens bitter.
»Dazu können wir noch nichts Definitives sagen, Rich, aber wir wissen jetzt, dass sie mit Sicherheit nicht diejenige ist, die das Mädchen bedroht. Und das wirft die Frage auf, ob das Fax vielleicht mit der Absicht gesendet wurde, dass wir unsere Ermittlungen einstellen.«
»Ja, und genau das habe ich angeordnet. In Ordnung, Sam, Sie haben grünes Licht. Ich werde Sie von den Mordfällen befreien. Ich würde zu gerne wissen, wie die Kadettin heißt. Ist der General wirklich überzeugt, dass das Mädchen in Sicherheit ist?«
»Laut Michaelson ist sie es, wegen der Prüfungen. Er meinte, wenn sie nicht im Unterricht sei, sitze sie in ihrem Zimmer und lerne. Sie habe ihrem Vater versprochen, West Point nicht zu verlassen.«
»Dann sollte sie angesichts der Sicherheitsvorkehrungen dort eigentlich in Sicherheit sein, zumindest für den Augenblick. Das ist schon mal eine Erleichterung.«
»Ich bin mir da nicht so sicher. Ihrem leiblichen Vater hat es auch nicht das Leben gerettet, dass er auf dem Gelände von West Point war«, brummte Sam. »Er war auch Kadett. Zwei Wochen vor seiner Abschlussfeier wurde er von einem Unbekannten überfahren. Der Fahrer ist abgehauen, und man hat ihn nie ermitteln können.«
»Gibt es irgendwelche Zweifel, dass es ein Unfall war?«, fragte Stevens scharf.
»Nach allem, was mir Jean Sheridan darüber gesagt hat, ist nie jemand auf den Gedanken gekommen, dass Reed Thornton – so hieß er – absichtlich überfahren worden sein könnte. Es wurde angenommen, dass der Fahrer in Panik geflohen und später davor zurückgeschreckt ist, sich zu stellen. Aber ich glaube, so, wie es jetzt aussieht, wäre es keine schlechte Idee, sich die Akte über den Fall noch einmal anzuschauen.«
»Kümmern Sie sich darum, Sam. Großer Gott, können Sie sich vorstellen, was die Medien daraus machen würden, wenn sie diese Geschichte in die Finger kriegen sollten? Die Tochter eines Drei-Sterne-Generals, Kadettin in West Point, wird bedroht. Ihr leiblicher Vater, ein Kadett, ist bei einem mysteriösen Unfall in West Point ums Leben gekommen. Ihre leibliche Mutter ist eine bekannte Historikerin und Bestsellerautorin.«
»Es gibt sogar noch mehr«, sagte Sam. »Reed Thorntons Vater ist Brigadegeneral a. D. Und er weiß nichts von der Existenz seiner Enkelin.«
»Sam, ich frage Sie ein letztes Mal: Sind Sie sicher, dass sich das Mädchen in Sicherheit befindet?«
»Ich muss mich damit zufrieden geben, dass ihr Adoptivvater befunden hat, dass sie in Sicherheit ist.«
Als Sam sich erhob, fiel sein Blick auf einen Stapel Notizen auf Rich Stevens’ Schreibtisch. »Neue Hinweise in Bezug auf die Morde?«
»Sam, seit Sie heute Morgen dieses Büro verlassen haben, sind so viele Anrufe über verdächtig aussehende Männer hereingekommen, dass ich mit dem Zählen nicht mehr mitkomme. Eine Frau hat Stein und Bein geschworen, dass ihr jemand aus dem Supermarkt gefolgt ist. Sie hatte
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