Mein ist die Stunde der Nacht
Sie hat heute Nacht nicht hier geschlafen, und das Zimmermädchen sagt, einige ihrer Sachen seien nicht mehr da. Vielleicht hat sie nur bei jemand anders übernachtet, und ihr fehlt gar nichts, aber eigentlich hatte sie fest vor, heute Vormittag mit uns zusammen zu sein, sodass ich mir jetzt große Sorgen mache.«
»Als sie gestern Abend mit Jack Emerson sprach, hat sie ausdrücklich gesagt, sie wird zum Brunch da sein«, bestätigte Gordon. »Wie gesagt, zu mir war sie recht kühl, nachdem ich ihr klargemacht hatte, dass sie keine Chance hat, in der neuen Serie mitzuspielen. Aber nach dem Dinner, in der Bar, habe ich mitbekommen, was sie zu Jack gesagt hat.«
Sam hatte ihnen zugehört. Er wandte sich an Gordon und
nannte seinen Namen. »Wir müssen bedenken, dass Laura Wilcox ein erwachsener Mensch ist. Niemand kann es ihr verwehren, sich allein oder mit einem Freund aus dem Staub zu machen und ihre Pläne für die Abreise umzustoßen. Dennoch halte ich es für ratsam, der Sache nachzugehen und zu prüfen, ob irgendjemand, sei es ein Hotelangestellter oder eine Freundin, etwas über ihre Absichten wusste.«
»Es tut mir leid, dass Sie warten mussten, Mr Amory«, sagte der Empfangschef. »Ihre Rechnung wäre jetzt fertig.«
Gordon Amory zögerte, dann sah er Jean an. »Du glaubst, Laura könnte etwas passiert sein, nicht wahr?«
»Ja. Laura war sehr eng mit Alison befreundet. Sie hätte die Gedenkfeier auf keinen Fall aus freien Stücken ausgelassen, egal, was sie letzte Nacht vorgehabt haben mag.«
»Ist mein Zimmer noch frei?«, fragte Amory den Empfangschef.
»Ja, natürlich, Sir.«
»Gut, dann werde ich noch etwas bleiben, zumindest so lange, bis wir wissen, was mit Miss Wilcox ist.« Er wandte sich wieder Jean zu. Trotz ihrer brennenden Sorge um Laura bemerkte sie plötzlich, was für ein gut aussehender Mann Gordon Amory geworden war. Früher habe ich nur Mitleid mit ihm gehabt, dachte sie. Er war ein armes Schwein, damals, und jetzt – unglaublich, was er aus sich gemacht hat.
»Jean, ich weiß, dass ich Laura gestern Abend wehgetan habe. Es war gemein von mir – ich glaube, ich wollte ihr irgendwie heimzahlen, dass sie mich immer hat abblitzen lassen, als wir auf der Schule waren. Ich hätte ihr eine Rolle in der Serie geben können, wenn auch nicht die Hauptrolle. Ich habe das Gefühl, dass sie verzweifelt ist. Das würde erklären, warum sie heute Morgen nicht erschienen ist. Aber ich bin sicher, dass sie irgendwann mit oder ohne Erklärung wieder auftauchen wird, und wenn das geschieht, werde ich ihr einen Job anbieten. Und so lange werde ich hierbleiben, damit ich ihr das persönlich sagen kann.«
34
JAKE PERKINS HIELT SICH weiter in der Halle des Glen-Ridge auf und beobachtete, wie die Angestellten, die Samstagabend Dienst gehabt hatten, einer nach dem anderen in das kleine Büro hinter dem Empfang gingen, um von Sam Deegan befragt zu werden. Sobald sie wieder herauskamen, machte er sich an sie heran, und aus den Brocken, die er ihnen entlocken konnte, entnahm er, dass Sam Deegan die Liste durchging und auch alle anrief, die heute frei hatten, aber gestern Abend im Hotel gearbeitet hatten.
Nach allem, was er bisher mitbekommen hatte, lief es darauf hinaus, dass niemand Laura Wilcox beim Verlassen des Hotels gesehen hatte. Der Portier und die Leute vom Parkservice waren absolut sicher, dass sie nicht durch den Haupteingang hinausgegangen war.
Die junge Frau in Zimmermädchen-Uniform müsste diejenige sein, die Lauras Zimmer in Ordnung gebracht hatte, erriet Jake. Nach ihrer Befragung durch Deegan heftete er sich an ihre Fersen, schlüpfte noch schnell hinter ihr in den Aufzug und stieg zusammen mit ihr im dritten Stock aus. »Ich bin Reporter von der Stonecroft-Schülerzeitung«, sagte er und überreichte ihr seine Karte, »und außerdem freier Mitarbeiter bei der New York Post .« Nahe an der Wahrheit, dachte er. Nicht mehr lange, und ich werde es sein.
Es war nicht schwierig, sie zum Reden zu bringen. Ihr Name war Myrna Robinson. Sie studierte am örtlichen College und arbeitete als Teilzeitkraft im Hotel. Sie ist ein bisschen naiv, dachte Jake, als er bemerkte, dass sie es anscheinend wahnsinnig aufregend gefunden hatte, von einem Kriminalbeamten befragt worden zu sein.
Er klappte seinen Notizblock auf. »Was genau hat Detective Deegan Sie gefragt, Myrna?«
»Er wollte wissen, ob ich sicher bin, dass einige von Laura Wilcox’ Kosmetikartikeln fehlen, und ich habe ihm gesagt, ich bin
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