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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Nase voll voneinander.
    Als er vorhin eingetroffen war, hatte er sich schnurstracks zur Rezeption begeben, um sich zu vergewissern, dass Miss Wilcox noch nicht wieder aufgetaucht war und auch nicht das Taxi abbestellt hatte, das sie um Viertel nach zwei zum Flughafen bringen sollte.
    Um Viertel nach zwei sah er, wie ein uniformierter Fahrer die Eingangshalle betrat und zur Rezeption ging. Jake schnellte hoch und stellte sich hinter ihn, um die Bestätigung zu vernehmen, dass er tatsächlich gekommen war, um Laura Wilcox abzuholen.
    Um halb drei ging der Fahrer sichtlich verärgert wieder. Jake hörte ihn schimpfen, es sei eine Schweinerei, dass sie nicht rechtzeitig abgesagt habe, weil er in dieser Zeit locker einen anderen Job hätte haben können, und wenn die Dame das nächste Mal ein Taxi benötige, brauche man ihn gar nicht erst anzurufen.

    Um vier saß Jake noch immer in der Eingangshalle. Zu diesem Zeitpunkt betrat Dr. Sheridan das Hotel mit dem älteren Mann, mit dem sie sich nach dem Dinner unterhalten hatte. Sie gingen zur Rezeption. Sie fragt nach Laura Wilcox, dachte Jake. Seine Vorahnung war also richtig gewesen – Laura Wilcox war verschwunden.
    Er dachte, es könnte eigentlich nicht schaden, wenn er versuchte, eine Aussage von Dr. Sheridan zu bekommen. Als er sich neben ihr aufpflanzte, hörte er den Mann gerade sagen: »Jean, ich gebe Ihnen Recht. Die Sache gefällt mir auch nicht, aber andererseits ist Laura erwachsen und hat das Recht, ihre Reisepläne zu ändern und das Flugzeug zu verpassen.«
    »Entschuldigen Sie, Sir. Mein Name ist Jake Perkins, Reporter der Schülerzeitung von Stonecroft«, hakte Jake sich ein.
    »Sam Deegan.«
    Es war offensichtlich, dass weder Dr. Sheridan noch Sam Deegan größeren Wert auf seine Anwesenheit legten. Gleich mit der Sache kommen, dachte er. »Dr. Sheridan, ich weiß, dass Sie sich Sorgen gemacht haben, weil Miss Wilcox nicht zum Brunch erschienen ist, und jetzt hat sie das bestellte Taxi zum Flughafen verpasst. Glauben Sie, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte? Ich meine, angesichts der Vorgeschichte mit den Frauen, die alle beim Mittagessen in Stonecroft zusammensaßen?«
    Er sah, wie Jean Sheridan einen bestürzten Blick auf Sam Deegan warf. Sie hat ihm nichts von der Tischrunde erzählt, dachte Jake. Er wusste nicht, wer dieser Typ war, aber es wäre interessant, seine Reaktion auf das zu testen, was Jake nunmehr mit Sicherheit für eine Topstory hielt. Er zog das Foto von den Mädchen, die in der Kantine um den Tisch saßen, aus der Tasche. »Sehen Sie, Sir, dies war die Mittagsrunde von Dr. Sheridan im letzten Jahr in Stonecroft. In den zwanzig Jahren seit ihrem Schulabschluss sind fünf von ihnen gestorben, die Letzte vor weniger als einem Monat.
Zwei von ihnen kamen bei Unfällen ums Leben, eine hat Selbstmord begangen, und eine ist verschwunden – sie wurde vermutlich in Snowbird von einer Lawine begraben. Vor wenigen Wochen ist die Fünfte, Alison Kendall, in ihrem Swimmingpool ertrunken. Soviel ich weiß, gibt es Zweifel, ob es ein Unfall war. Und jetzt scheint Laura Wilcox verschwunden zu sein. Glauben Sie nicht, dass das alles ein reichlich merkwürdiger Zufall ist?«
    Sam nahm das Bild in die Hand und warf einen Blick darauf. Seine Miene verfinsterte sich. »Ich glaube nicht an Zufälle dieser Größenordnung«, sagte er knapp. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden, Mr Perkins.«
    »Oh, kümmern Sie sich nicht um mich. Ich werde hier weiterwarten und schauen, ob Miss Wilcox noch auftaucht. Ich würde gerne ein letztes Interview mit ihr machen.«
    Sam wandte sich ab, zückte seinen Ausweis und zeigte ihn dem Empfangschef. »Ich möchte eine Liste der Angestellten, die gestern Abend im Dienst waren«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

33
    »ICH WOLLTE UM DIESE Zeit schon längst weg sein, aber als ich vom Brunch kam, wartete eine Reihe von Nachrichten auf mich«, erläuterte Gordon Amory. »Wir drehen gerade eine Folge unserer neuen Serie in Kanada, und es gibt ein paar Probleme. Ich bin die letzten zwei Stunden am Telefon gehangen.«
    Er war mit dem Gepäck in den Händen zur Rezeption gekommen. Der Empfangschef ging gerade mit Sam die Arbeitsblätter der Hotelangestellten durch. Gordon musterte Jeans Gesicht. »Jean, ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Laura ist verschwunden«, sagte Jean und bemerkte, dass ihre Stimme bebte. »Sie sollte um Viertel nach zwei abgeholt und zum Flughafen gefahren werden.

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