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Mein Jakobsweg

Mein Jakobsweg

Titel: Mein Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Sauer
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Häuschen, weil ich so gerne Butter esse und in diesen Wochen keine hatte.
    Irmgard war ursprünglich mit ihrer Freundin unterwegs. Die ist leider krank geworden und schon längst zu Hause. Wir beide fliegen nun morgen, auch die drei Österreicherinnen, die erst jetzt aus Finisterre zurückkommen. Es ist schön, noch einmal gemütlich zusammen zu sein. Die Gemeinschaft des Pilgerns auszukosten. Bis zur letzten Minute.
    Der Würzburger setzt sich noch zu uns. Auch für ihn ist dies der letzte Tag. Morgen fährt er nach Lissabon. Gerade war er bei dem Pilger-Menü, von dem ich ihm erzählt hatte, und bedankt sich für diesen Tipp. Ein japanischer Pilger war mit ihm, der wohl nicht mehr genug Geld hatte. Deshalb plagte ihn während des ganzen Essens ständig die Angst, er müsse das Essen am Ende doch bezahlen.
    Weißt du, ich war sehr überrascht, dich hier zu sehen, sagt plötzlich ein junger Mann.
    Wieso, frage ich. Ich verstehe seine Bemerkung nicht. Zumal ich mich nicht erinnern kann, diesem jungen Mann irgendwo begegnet zu sein.
    Na, sagt er, ich habe dich überholt, und du bist ja kaum den Berg hochgekommen. Ich hatte richtig Angst um dich und dachte, du fällst gleich um.
    So schnell falle ich nicht um. Bei Anstrengungen fehlt mir nur der Sauerstoff. Ich habe einen Herzklappenfehler, das ist alles.
    Mit einem Herzfehler geht die über den Camino, höre ich jemanden halb ungläubig, halb anerkennend sagen. Eine andere Stimme fügt lachend hinzu: Oh, vergiss das Hinken nicht.
    Ach, das sind doch alles nur Peanuts, wehre ich ab. Es ist mir peinlich, dass sich nun alle plötzlich mit mir beschäftigen. In Santiago überhaupt angekommen zu sein, ist das Wichtigste. Und durch Spanien zu pilgern, ist für jeden von uns eine sehr mutige Entscheidung. Und für mich, und dabei betone ich jedes meiner Worte, ist die wichtigste Erfahrung auf dem Camino: das angstfreie Gehen.
    Stimmt, bestätigen mehrere Frauen.
    Das ist wahr, sagt wieder eine andere.
    Die Männer sind ganz still geworden, wissen vielleicht noch nicht mal, welche Angst wir meinen. Plötzlich schreckt jemand auf und sagt, es ist schon nach zwölf.
     

Heimreise von Santiago
     
     
    Wildgänse aus hohem Norden
    Wolken weit von Westen her
    fließt der Rhein breit und mächtig
    stromabwärts Schiffe hin zum Meer
    Elke Sauer
     
    I ch habe nicht schlafen können, so nervös war ich in dieser letzten Nacht. Resi muss noch ihren Flug bestätigen lassen und fährt schon morgens um fünf im Taxi mit mir zum Flughafen. Das ist mir sehr lieb. Ich bin froh, Resi an meiner Seite zu haben. Zumal wir zur verabredeten Zeit auf der Straße stehen, aber das Taxi ist nicht da! Nervös renne ich auf und ab und stelle mir die ernsthafte Frage, was ich tun könnte. Zurück in die Herberge kommen wir nicht mehr. Resi sucht mich zu beruhigen: Der kommt noch, wiederholt sie sich. Nach bangen 15 Minuten gehen bei einem Auto die Lichter an. Der Fahrer hatte geschlafen.
    Nun sitze ich im Flugzeug und kann mich entspannt zurücklehnen. In wenigen Stunden schon bin ich zu Hause bei meiner Familie. Die Morgenröte, erst nur ein schmaler Streifen Licht am Horizont, weitet sich aus, der Himmel wird immer heller, bis die Sonne mit grellroten Strahlen in das Fenster dringt. Ich sehe das Land unter mir, durch das ich gerade gepilgert bin.
    Nach dem Umsteigen in Barcelona startet das Flugzeug mit einer Stunde Verspätung. Noch ein-, zweimal teilt sich über den Alpen die dicke weiße Wolkenschicht. Im Landeanflug auf Düsseldorf sehe ich unseren Rhein. Ich erkenne die neue Brücke, über die Peter mich gleich nach Hause fahren wird.
    Mein Herz ist voller Freude, und die Zeit zwischen dem Flugzeug und Peter wird mir zu lang. Am liebsten würde ich ganz schnell loslaufen.
    Da bist du ja endlich, lacht Peter und schließt mich glücklich in seine Arme.
    Habe ich doch gesagt, ich komme gesund wieder.
    Er will mir den Rucksack abnehmen, aber ich sage: Lass nur, die letzten Meter trage ich ihn auch noch.
     

Der Weg des Pilgers
     
     
    Das Bleibende ist der Wandel.
    Luise Rinser
     
    Z u Beginn deiner Pilgerreise bist du sehr unsicher. Die Organisation der Pilgerschaft fordert deine ganze Aufmerksamkeit. Dich beschäftigt die Frage, ob du durchhalten wirst, die Tagesetappe nicht zu lang ist, ob du genug zu trinken hast. Ob du an diesem Abend, erschöpft und müde wie du bist, ein Bett haben wirst. Dein Rucksack wird schwer und drückt die Schultern nieder. Die Beine beginnen zu schmerzen. Du

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