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Mein Jakobsweg

Mein Jakobsweg

Titel: Mein Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Sauer
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wir auf den Resten einer alten Römerstraße gehen. Nach dem Überqueren der Landstraße passieren wir den Grenzstein zwischen Aragon und Navarra. An dieser Stelle sind wir zuvor schon mit dem Taxi vorbeigekommen.
    Weiter geht es nun auf einer schnurgeraden Schotterpiste, breit und staubig. Hoch am Himmel steht die Sonne. Nirgends gibt es Schatten.
    Während ich immer langsamer werde, ist Resi schon weit vor mir. Irgendwann sehe ich Claude, der unter einem kleinen Baum in dessen noch winzigerem Schatten ruht. Zu allem Überfluss nehme ich bei den ersten Häusern den falschen Weg. Vergebens suche ich nach den gelben Pfeilen und gehe einfach weiter auf einer stark befahrenen Landstraße, die mit einem kleinen Umweg dann auch in den Ort führt. Das ist mir noch nie passiert! Eigentlich könnte man auf dem Weg nach Sangüesa einfach seiner Nase folgen: Von Zeit zu Zeit legt sich eine Wolke üblen Geruchs über diese Stadt. Die Ursache dafür: In Sangüesa wird Zellstoff hergestellt.
    Auf der Suche nach der Herberge kommt mir Resi entgegen. Sie war schon dort, die Herberge ist wegen Renovierungen geschlossen.
    Wir treffen erstaunlich viele Pilger, alle auf der Suche nach einer Unterkunft. Stella will zum Campingplatz etwas außerhalb der Stadt, wo für Pilger ein großes Zelt stehen soll. Claude hingegen kommt von dort und will nun doch lieber ein Hotelzimmer. In einem Café entdecke ich Ranaia und Maria, die uns ein Hotel nennen. Sie wollen noch etwa fünf Kilometer weiter, in eine private Herberge.
    Angesichts dieses Hotels wäre es wirklich klug gewesen, weiterzugehen. 40 Euro für ein mieses Zimmer, Toilette und Bad auf dem Flur.
    Immerhin kommt im Bad zu meiner Überraschung richtig heißes Wasser in einem dicken Strahl aus der Leitung.
    Sogleich lasse ich mir die Badewanne randvoll laufen. Welch ein Genuss für meinen von der Sonne ausgetrockneten Körper! Auch die Wäsche wird noch schön warm gewaschen, vor allem die völlig verstaubte Jeans. Wir haben einen winzigen Balkon mit Eisengittern vor dem Fenster. Es ist so warm, dass die Wäsche dort in einer Stunde trocken wird.
    Anschließend wollen wir eine Kleinigkeit essen. Auf der Suche nach einem Tisch in einem Straßencafe treffen wir einen Künstler, von dem Resi unterwegs erzählt hat, ich glaube, ein Holländer.
    Er pilgert, sagt Resi, und wolle ein Buch darüber schreiben. Eine gepflegte Erscheinung ist er, das muss ich sagen. Aber wie ein Pilger sieht er deshalb nun nicht gerade aus. Kein Wunder: Er hat längst ein Hotel, und in den Herbergen übernachtet er gar nicht.
    Seine herablassende Art stört mich, daher gebe ich vor, noch etwas besorgen zu wollen. Beim Fortgehen treffe ich den Laptopmann. Auch er ist wieder einmal wie aus dem Ei gepellt; sieht aus, als hätte er sich gerade noch seine Hosen gebügelt.
    Wo hast du deinen Computer, frage ich.
    Im Hotel, anwortet er.
    Es ist das große, ein Luxushotel am Ortseingang. Ich war daran vorbeigegangen.
    Er wolle sich hier nur ein wenig umsehen, schließlich müsse er wissen, über was er schreibt. Ein kurzes Nicken noch, und eilig wendet er sich zur anderen Straßenseite.
     

Von Sangüesa nach Monreal
     
     
    Blaue Länder der Wolken,
    Weiße Segel dicht,
    Die Gestade des Himmels im Fernen
    Zergehen in Wind und Licht.
    Georg Heym
     
    D em Bettzeug im Hotel traue ich nicht, deshalb habe ich in meinem Schlafsack geschlafen. Dadurch war es in dieser Nacht besonders warm.
    Gestern war ich mir noch nicht sicher, aber nun steht mein Entschluss fest: Ich werde mit dem Bus fahren. Während Resi sich mit Stella zum Frühstück trifft, mache ich einen kleinen Bummel durch die Stadt in Richtung Bushaltestelle.
    Auf den zweiten Blick sieht Sangüesa nun doch sehr ansprechend aus. Ich entdecke manch schöne, oft ungewöhnliche Hausfassade. Sie stammen wohl aus dem 16. Jahrhundert, als Sangüesa noch eine der wichtigsten Städte des Königreichs Navarra war. Die Kirche ist leider geschlossen. Stattdessen beobachte ich die Störche, die im Minutentakt auf dem flachen Turmdach starten und landen, um ihren Jungen das Futter zu bringen. Ich zähle mindestens sieben oder acht Nester. Bei durchschnittlich vier Jungen müssten etwa 40 Störche da oben sein!
    Zum Frühstück habe ich warmes Brot, ganz frisch vom Bäcker. Auf der Bank bei der Haltestelle esse ich es gleich aus der Hand. Zufrieden sitze ich später im Bus und sehe über die Landschaft, durch die ich hätte pilgern müssen, die kegelförmigen Berge mit ihrem

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