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Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Mein Koerper und ich - Freund oder Feind

Titel: Mein Koerper und ich - Freund oder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanne Seemann
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damit nicht jeder in der Familie sähe, was sie denn nun schon wieder (nicht) kann. Es gab noch eine nette Diskussion zwischen uns, weil Annette gerade ihren Behinderten-Ausweis bekommen hatte –gerade als sie an einem Punkt angelangt war, wo sie unbehindert wieder gehen konnte. Ich schlug ihr vor, ihn zu behalten, ich würde sie darum beneiden – wegen der Parkplätze. Ich fand, es stünde ihr zu, mal etwas zu bekommen, ohne sich dafür anzustrengen. Sie lachte und fand das auch, und außerdem wollte sie nun doch lieber alles ein wenig leicht nehmen und ihr Leben nach ihrem eigenen Rhythmus, also ein bisschen langsamer leben, und dass sie nicht so intelligent sei wie ihre restliche Familie, fand sie auch ganz in Ordnung, und so fort …
    Wenn ein junger Mensch bis zu seiner Volljährigkeit – das sind nicht unbedingt die vorgeschriebenen 18 Jahre – gelernt hat, mit sich selbst im Einvernehmen zu leben und sich von seinem Körper beraten zu lassen, immer wenn etwas nicht stimmt, dann hat er und sie eine gute Chance, weiterzukommen. Wie jene Medizinstudentin, die erzählte, dass sie vorher MTA (medizinischtechnische Assistentin) gewesen sei – und zwar gerne. Sie habe aber in ihrer ersten Arbeitsstelle viel Kopfweh gehabt – was sie vorher gar nicht so gekannt habe. Weil die soziale Atmosphäre dort nicht schön gewesen sei, habe sie sich eine andere Stelle gesucht – mit mäßigem Erfolg, die Kopfschmerzen seien nicht weggegangen. Da habe sie noch mal nachgedacht und – wie wir sähen – studiere sie jetzt Medizin und sei sehr zufrieden – ihr Kopf auch.
    Was die Entwicklungsknoten betrifft, so können Sie, wenn Sie möchten, die alte Zahlenlogik zugrunde legen, derzufolge die Siebener-Schritte im Leben der Menschen bedeutsam sind: Mit sieben geht man hinaus ins (Schul-)Leben, mit vierzehn ins geschlechtliche Dasein, mit 21 hatte man in früheren Zeiten die Erwachsenenreife erlangt – und dann wurde es erst wieder im Alter von 49 Jahren interessant. Da kommt es nämlich zur Wendezeit – da ist die Lebensmitte erreicht. Dass heute alles ein bisschen schneller geht, verwundert nicht, es handelt sich bei den Siebener-Schritten nämlich um die seelische Entwicklung – während wir bei den Kindern und Heranwachsenden besonders auf ihre kognitive Entwicklung schauen, und da wir die sehr fördern, beschleunigt sie sich – die Geschlechtsreife auch, was möglicherweise mit der üppigen Ernährung zusammenhängt. Die Natur scheint zu denken: Wohlgenährte Mädchen können früher und letztendlich auch mehr Kinder bekommen – daran ist die Natur interessiert, hat aber ihre Rechnung ohne die Pille gemacht. Ob die psychische Entwicklung da mitzieht, sei dahingestellt. Wir merken aber, dass frühes Einschulen der Kinder sich später sehr oft nicht auszahlt, wenn die erforderliche psychische Stabilität nicht da ist.
Mittelalter und Wechseljahre
    Wenn man auf psychosomatische Störungen mit Bezug auf das Lebensalter schaut, so fällt auf, dass bei den jungen Erwachsenen in der Karriere- und Familienphase, also wenn es wichtige Dinge zu tun gibt, der Körper gut mitzieht und funktionelle Störungen gut regulierbar sind. Man kann gegensteuern und kommt irgendwie zurecht. Es ist die Zeit der höchsten Vitalität, und wenn die Balance zwischen Eigennutz und sozialer Bezogenheit prinzipiell ausgewogen ist, werden in dieser Zeit die psychosomatischen Symptome durch ausgleichende Aktivitäten oder auch Passivitäten, also Auszeiten, beantwortet und ausgeglichen. Die Einzelnen oder Paare oder Familien wissen, was sie möchten, was sie brauchen, was sie anstreben, was sie sich für ihre Zukunft wünschen – und machen sich munter an die Verwirklichung. Da kann der Körper nicht Nein sagen. Begeisterung, Lust, Hoffnung, Liebe – all das erfüllt ihn mit guter Stimmung, kurbelt seine (Glücks-)Hormon-Produktion an und lässt ihn zu seiner Hochform auflaufen. Das kann viele Jahre anhalten und, wenn sich einer oder eine dabei nicht chronisch übernimmt und noch ein wenig Selbstaufmerksamkeit erübrigen kann, um zu sehen, wie es um ihn oder sie steht, dann werden es, psychosomatisch gesehen, gute Jahre sein.
    Dann in den Wechseljahren, die ja vor allem etwas mit den Hormonen zu tun haben – woran man wiederum sehen kann, wie abhängig wir von diesen kleinen Dingern sind –, kann es noch einmal sehr turbulent zugehen. Unterschiedlich bei den Frauen und den Männern wie bei den Mädchen und Jungen in der Pubertät. Es wäre

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