Mein Leben
betäubt.
Es hat mir sehr wehgetan, die Band entlassen zu müssen. Henry Spinetti und Gary Brooker brauchten lange, bis sie sich von dem Schlag erholt hatten, und Dave Markee habe ich seither gar nicht mehr gesehen. Chris Stainton war der Glückliche, der später wieder eingestellt wurde und seitdem immer an meiner Seite geblieben ist. Dass ich ihnen selbst gekündigt hatte, wirkte sich insofern positiv auf mich aus, als es mir dazu verhalf, die Kontrolle über meine Arbeit wiederzuerlangen, die bis dahin ausschließlich in Rogers Händen gelegen hatte. In der Folge kam es allerdings auch zu einem kleinen Zusammenbruch. Der Druck, das Album fertigzustellen – mein erstes seit dem Auftauchen aus dem Alkoholismus –, war enorm, und es musste gut werden. Während der Aufnahmen zum letzten Song des Albums klappte ich vor Tom zusammen und heulte wie ein Schlosshund.
Das kam wohl unter anderem daher, dass ich den Niedergang meiner Beziehung zum Alkohol betrauerte, die sehr stark war, eine Leidenschaft, die ich mir bis dahin nie richtig eingestanden hatte. Es war meine erste Beziehung gewesen und hatte dann in meinem Leben immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. Ich nannte das Album Money and Cigarettes , weil mir das die einzigen Dinge schienen, die mir geblieben waren. Die Plattenpräsentation mit Tom, Roger, Pattie und ein paar anderen – für die meisten Künstler normalerweise ein freudiger Anlass – erschien mir eher wie eine Toten wache. Das Album klang eigentlich nur gekünstelt, und als wir 1983 damit auf eine ausgiebige Tour gingen, war es schon eine ziemliche Enttäuschung.
Vielleicht hatte ich unbewusst rebelliert und mir gesagt: Das Einzige, was ich will, ist Musik spielen, die ich mag, und zwar zusammen mit Leuten, die ich mag und die mir etwas bedeuten. Das zeigte sich dann noch deutlicher, als ich Ende des Jahres bei den ARMS-Konzerten (Action Research into Multiple Sclerosis) mitmachte. Das war eine Reihe von Benefiz-Shows, die Glyn Johns zugunsten der Erforschung von MS organisiert hatte, einer Krankheit, an der auch Ronnie Lane seit einiger Zeit litt. In den Jahren, die ich bei Ronnie in Wales verbracht hatte, war mir aufgefallen, dass sein Spiel immer unberechenbarer wurde, bis er praktisch nur noch die Luft vor seiner Gitarre schlug, ohne die Saiten zu treffen. Ich hatte keine Ahnung, woher das kam, und erst jetzt verstand ich es.
Ronnie hatte jemanden gefunden, der ihn mittels der Überdrucktherapie behandeln konnte, dazu wurde er gelegentlich in eine Dekompressionskammer gesteckt, was seine Symptome linderte und ihm das Leben jeweils für einen längeren Zeitraum erträglich machte. Die Behandlung war jedoch sehr teuer, und daher war Glyn auf die Idee gekommen, mit einigen seiner Musikerfreunde ein Konzert zu veranstalten, dessen Erlös ihm zugutekommen sollte. Steve Winwood, Jeff Beck, Jimmy Page, Bill Wyman, Charlie Watts, Kenny Jones und Andy Fairweather Low folgten dem Ruf, und nach ein paar Tagen Probe in Glyns Haus gingen wir in der Royal Albert Hall auf die Bühne.
Es war ein voller Erfolg, eine phantastische Atmosphäre. Wir alle spielten zum ersten Mal zusammen, und da wir es für Ronnie und nicht für Geld machten, ließen wir unsere Egos draußen und spielten einfach drauflos. Das Ganze machte uns solchen Spaß, dass wir beschlossen – falls alle einverstanden waren –, mit der Show auf Tour zu gehen und haufenweise Geld für ARMS heranzuschaffen. Das Ergebnis war eine erfolgreiche Amerika-Tournee durch die großen Stadien in Dallas, San Francisco, L.A. und New York, wo wir vor jeweils mindestens zwanzigtausend Leuten spielten und jedes Mal eine Menge Spaß miteinander hatten.
Wenn ich jetzt über die Jahre nach Hazelden nachdenke, wird mir klar, dass es damals für mich überhaupt keinen Grund gab, Platten aufzunehmen. Ein klügerer Weg, mein Leben neu einzurichten, wäre es gewesen, wenn ich die Musik erst einmal sein gelassen, etwas anderes ausprobiert und ein paar Jahre lang versucht hätte herauszufinden, was ich wirklich wollte, statt einfach zum eingefahrenen Muster der Vergangenheit zurückzukehren. Aber das kam nicht in Frage. Ob der Druck von vertraglichen Verpflichtungen herrührte oder reine Gewohnheit war, spielt keine Rolle: Ich war wieder in der Tretmühle und suchte nach einem Konzept für das nächste erfolgreiche Album.
Roger schlug eine Zusammenarbeit mit Phil Collins vor, der damals auf der Erfolgswelle schwamm. Ich war zwar kein Genesis-Fan, aber Phil und
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