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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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allzu sehr um den anderen zu kümmern.
    Ist dies der Fall, reagieren sie womöglich zutiefst verunsichert und sehen sich in ihrer Rolle gefährdet, wenn der Süchtige selbst etwas zu seiner Rettung unternimmt, da sie nun ihrer eigenen Sucht nicht mehr richtig frönen können. Das Familienprogramm von Hazelden konzentrierte sich unter anderem darauf, dass die Angehörigen sich ernsthaft und aufrichtig mit dem Wesen ihrer Beziehung beschäftigten und lernten. Sie sollten lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und, falls erforderlich, so zu verändern, dass sie mit jemandem zusammenleben konnten, der auf ihre Hilfe nicht mehr angewiesen war.
    Für Pattie erwiesen sich diese Sitzungen als enorm hilfreich, nicht zuletzt deshalb, weil sie dort andere Leute kennenlernte, die in der gleichen Situation waren wie sie selbst. Ich glaube, sie hatte das Gefühl, fast ihr ganzes Leben lang als Ersatzmutter gedient zu haben, zuerst für ihre Geschwister und später dann für die Männer, mit denen sie zusammen war. Was ihr Leben mit mir betraf, hatte sie sich vielleicht mehr Unabhängigkeit ersehnt, bekam aber selten Gelegenheit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, weil meistens ich im Mittelpunkt des Interesses stand. Jahrelang hörte sie immer nur: »Was sollen wir bloß mit Eric machen?«, oder »Eric macht immer nur Schwierigkeiten«, »Eric hat dies getan, Eric hat das getan. Ist er nicht wunderbar? Ist er nicht furchtbar?« Bis sie nach Hazelden kam, hatte sie noch nie jemand gefragt: »Wer bist du, und aus welchem Grund bist du mit ihm zusammen?«
    Natürlich hatte ich gelegentlich das Gefühl, ich würde es nicht schaffen, diesen Monat zu überstehen, und einige aus meiner Gruppe gaben tatsächlich auf. Ein sehr reicher Typ ließ seine Frau mit einem Hubschrauber auf einem Acker in der Nähe landen und schlich mitten in der Nacht davon. Ich überstand diesen ersten von zwei Aufenthalten in Hazelden mittels dessen, was man, wie ich später erfuhr, als »Stepptanzen« bezeichnet. Ich fand heraus, was genau die Leute von mir zu erwarten schienen, und gab es ihnen. Ich beobachtete die Therapeuten sehr genau und versuchte sie nachzuahmen, ging zu den Patienten in der Abteilung und versuchte ihren Problemen auf den Grund zu gehen, um die Aufmerksamkeit von mir selbst abzulenken. Und so schaffte ich die vier Wochen, indem ich gerade genug von dem tat, was man von mir erwartete, um entlassen zu werden.
    Besonders bemerkenswert an Hazelden war die ausgezeichnete Nachsorge. Noch ehe ich meine Abteilung verließ, hatte man bereits Kontakt zu den Anonymen Alkoholikern in meiner Gegend aufgenommen und jemanden organisiert, der mich abholen sollte. Mein »Pate« hieß David und lebte in Dorking. Man empfahl mir, mich für die erste Zeit an diesen Mann zu halten. Wenn ich mir dann im Klaren darüber wäre, was ich brauchte, könnte ich mir einen anderen suchen. (Wobei man mich übrigens eindringlich darauf hinwies, dass ich der Letzte wäre, der erfahren würde, was ich brauchte.) Des Weiteren wurde mir eingeschärft, dass es nicht ratsam sei, innerhalb des nächsten Jahres irgendwelche wichtigen Entscheidungen zu treffen oder bedeutendere Dienstreisen zu unternehmen. In dieser Zeit sollte ich erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen und Schritt für Schritt in die Wirklichkeit zurückfinden. Ich tat natürlich das Gegenteil.
    Vorher jedoch stand ich vor dem Problem, mich wieder in das Leben zu Hause hineinfinden zu müssen. Zum Beispiel gab es dort einen Saufkumpan, einen Mann, den ich gar nicht so gut kannte, der aber jedes Wochenende von Chessington runtergekommen und mit mir um die Häuser gezogen war. Normalerweise fingen wir samstagsvormittags im Windmill an. Und am ersten Samstag nach meiner Rückkehr aus Amerika meldete er sich wie gewohnt zur Stelle. Er hatte keine Ahnung, wo ich gewesen war, und mir schwante, dass es nun so weit war und ich zum ersten Mal einem Fremden davon erzählen musste.
    Natürlich war ich nervös, aber ich trat aus dem Haus und sagte zu ihm: »Ich kann leider nicht mit in den Pub. Ich hab das Trinken aufgegeben.« Er sah mich neugierig an und sagte schließlich: »Ah, verpiss dich doch!«, stieg in sein Auto und fuhr davon. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Ich glaube wirklich nicht, dass seine Reaktion böse gemeint war. Das war unser üblicher Gesprächston, aber es bereitete mich auf die Art von Reaktion vor, die ich von gewissen Leuten, insbesondere von alten Zechbrüdern, zu

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