Mein Leben
gelungener Urlaub.
Unser Kapitän Nick Line hatte eine ungefähre Route um Korsika und Sardinien herum ausgearbeitet, mit der Möglichkeit, wenn das Wetter es zuließ und wir Lust dazu hatten, nach Sizilien weiterzufahren. Anfangs wussten wir selbst nicht genau, wohin wir wollten, aber bald war klar, dass weiche Sandstrände für die Kinder das Beste waren. Korsika hat mir sehr gefallen. Die Landschaft und die ursprüngliche Architektur waren genauso herrlich wie die Strände, und jeder Hafen, in den wir einliefen, besaß seinen eigenen Charme. Ich kannte die Insel noch nicht und war sofort verliebt. Es war Frühsommer und daher noch recht kühl und windig, sodass es zum Schwimmen beinahe zu kalt war. Also fuhren wir weiter nach Sardinien, wo es deutlich wärmer war, uns aber eine vollkommen andere Atmosphäre erwartete. In den Gebäuden dort, die man vom Meer aus sah, hätte die Familie Feuerstein leben können. Sie wirkten wie Karikaturen von alten Häusern, waren aber offensichtlich erst vor gar nicht allzu langer Zeit aus schlechtem Material zusammengeschustert worden. Ich fand den Anblick reichlich grotesk und konnte es kaum erwarten, nach Korsika zurückzusegeln.
Melias Eltern reisten nach einer Woche ab, und für sie kamen Richard und Chris Steele, während Brian noch ein paar Tage blieb. Mit dem Kapitän sprach ich nur selten, hauptsächlich über die nächsten Ziele, aber Richard verbrachte viel Zeit auf der Brücke und versorgte uns dann mit Insiderinformationen. Einmal kam er ganz aufgeregt zu uns und erzählte mit glänzenden Augen, dass das Schiff zu verkaufen sei. »Das ist nicht dein Ernst«, sagte ich, aber er blieb dabei und kam immer wieder darauf zurück. Schließlich gab ich meiner Neugier nach und sprach den Kapitän direkt darauf an.
Es war tatsächlich zu verkaufen, und der Preis schien mir angemessen. Ich zog Erkundigungen ein und sprach auch mit meinem Manager Michael Eaton, der zu meiner Überraschung sehr positiv reagierte, im Gegensatz zu den meisten anderen, die mir von dem Geschäft abrieten. Die mir zurieten und deren Rat ich auch sonst sehr zu schätzen weiß, sagten alle ungefähr das Gleiche: »Im Grab nützt dir dein Reichtum nichts mehr.« Und so machte ich kurz entschlossen ein Angebot. Ich sagte dem Kapitän und allen anderen, die es wissen wollten, dass ich nicht wirklich daran interessiert sei, ein Boot zu kaufen, sondern einzig und allein dieses Boot. Es ist ein wunderschönes Schiff, viel besser als alles andere, was ich je auf dem Wasser gesehen habe.
Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich mir Geld leihen, um etwas zu kaufen, und fühlte mich gar nicht wohl dabei. Mein Leben lang hatte ich immer alles sofort bezahlt, vermutlich eine Reaktion auf meine Kindheit, wo alles in Raten bezahlt wurde, »auf Pump«, wie man das damals nannte. Zum Glück konnte ich bald wieder auf Tour gehen, eine ausgewachsene Welttournee, die mich zumindest für ein Weilchen wieder zahlungsfähig machen würde. Die Tour sollte von April 2006 bis April 2007 gehen, und ich war insgeheim schon ziemlich aufgeregt. Es war lange her, dass ich eine so große Tour unternommen hatte, und gut möglich, dass es die letzte wäre.
Gegen Ende unseres Urlaubs kam Brian noch einmal für ein paar Tage zurück, und es war schön zu sehen, wie auch er sich erholte. Wir kreuzten vor der Südküste Korsikas. Besonders hatte es uns das Hafenstädtchen Bonifacio angetan, das wir etwa alle zwei Tage ansteuerten, um in den Boutiquen dort trendige Klamotten zu kaufen, für die wir zu alt waren. Die kleine Ella hatte sich in Brian verliebt und nannte ihn »mein Freund Frian«, und die beiden kamen prächtig miteinander aus. Es war eine wunderbare Zeit für uns alle. Sizilien ließen wir aus, da es dort offenbar keine Strände gab, und schließlich wurde es Zeit, wieder nach Cannes zurückzufahren. Unterwegs legten wir einen Zwischenstopp auf Elba ein, wo sich abends Scharen italienischer Urlauber am Kai versammelten und unser Boot bewunderten. Ich konnte es ihnen nachempfinden. Das Boot weckte Träume, und bald würde es mir gehören.
Im Sommer dieses Jahres mussten wir uns auf Viviens Rückzug vorbereiten. Ein herber Verlust, denn sie hatte seit fünfzehn Jahren für mich gearbeitet, war immer hilfsbereit, absolut loyal und die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Vivien kannte mich wahrscheinlich besser als jeder andere Mensch auf der Welt und hatte sich nie, auch in den schlimmsten Zeiten nicht, von
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