Mein Leben
und zu erklären versuchen, warum seine Musik für mich immer frisch geblieben war, was sie in meinem Leben immer wieder in den Vordergrund gerückt hatte und wieso ich in dem Projekt eine Gelegenheit sah, diesem großen Musiker endlich meinen Dank auszudrücken. Es war auch sehr interessant, zu beobachten, wie diese beiden doch recht modernen Menschen in den Bann von Johnsons Musik gerieten und sich von den Rätseln um sein Leben und Sterben faszinieren ließen, genau wie es mir vor vielen Jahren auch gegangen war. Das bestätigte, was ich und viele andere schon immer von Robert Johnson gedacht hatten. Er war wirklich der Größte. Sessions for Robert J wurde auf DVD veröffentlicht, mit Interviews, guten Live-Versionen einiger Songs des Albums und zwei Solo-Einspielungen von mir, »Crossroads« und »Love in Vain«. Alles in allem fand ich das Projekt sehr gelungen und hatte endlich das Gefühl, meine Schulden bei Robert beglichen zu haben.
Das Album erschien im März 2004, und Ende des Jahres ging ich schließlich ins Studio, um das »Familienalbum« fertigzustellen. Ich hatte vier Songs geschrieben, die direkt von meiner neuen Rolle als Familienvater erzählten: »So Tired«, »Run Home«, »One Tracked Mind« und »Back Home«, und ich war sehr stolz darauf. Außerdem wollte ich zwei Künstler ehren: Syreeta Wright, die im Juli gestorben war, mit »Going Left«, und George Harrison mit »Love Comes to Everyone«, einem Song, an dessen Originalaufnahme ich mitgewirkt hatte. Außerdem nahm ich zwei Songs von Doyle Bramhall auf, »Lost and Found« und »Piece of my Heart«, sowie eine Coverversion von »Love Don’t Love Nobody«, einem Song der Detroit Spinners, den ich immer gemocht hatte. Ich nannte das Album Back Home, und der Titelsong brachte exakt auf den Punkt, wie ich mich in meinem neuen Leben fühlte. Das Album gefiel mir, und ich konnte es kaum erwarten, damit auf Tour zu gehen.
Ein anderer, seit langem von mir gehegter Plan war, einmal ein Musikfestival zu organisieren. Vielleicht zum Ausgleich dafür, dass ich von meinem ersten Festival im reifen Alter von vierzehn Jahren nichts mitbekommen hatte, weil ich zu betrunken gewesen war. Jedenfalls inszenierte ich im Sommer 2004 das Crossroads Guitar Festival in Dallas. Mit Unterstützung von Michael Eaton, Peter Jackson und Scooter Weintraub sowie meiner gesamten Roadcrew stellten wir ein zweitägiges Event mit einer Reihe phantastischer Musiker zusammen, unter anderem B. B. King, Buddy Guy, Carlos Santana, Jimmie Vaughan und J. J. Cale, die allesamt ihre Instrumente für eine zweite Auktion stifteten, die Christie’s in New York veranstalten sollte.
Um die logistischen Probleme möglichst klein zu halten, verbanden wir das Festival mit dem Start einer Amerika-Tournee. Um der Familie eine Freude zu machen, nahm ich sie schon Anfang Juni zu den Proben nach Dallas mit, doch leider landeten wir dort mitten in einer Serie heftiger Stürme. Eine ganze Woche lang, während wir das Festival auf die Beine zu stellen versuchten, tobten die schlimmsten Gewitter und kamen die gewaltigsten Wassermassen vom Himmel, die ich je gesehen hatte. Seltsamerweise schliefen meine kleinen Töchter jede Nacht ruhig durch, während ich bebend vor Angst auf den Knien lag und betete, dass das Unwetter weiterziehen und unser Festival verschonen möge.
Einen Tag vor der ersten Show hörte der Regen auf, und das Event wurde ein Riesenerfolg. Ich hatte den ganzen Tag zu tun, alle meine Lieblingsmusiker zu begrüßen und ihnen zuzuhören. Ich kam mir vor wie ein Kind in einem Süßwarenladen. Irgendwann zwischendurch fragte ich J. J. Cale, ob er Lust habe, ein Album mit mir zu machen. Oder, um genau zu sein, ich bat ihn, mein nächstes Album zu produzieren. Ich bin immer ein großer Fan seiner Aufnahmen gewesen. Er erzeugt darauf einen einzigartigen Sound, und das wollte ich mir zunutze machen. Er sagte freundlich ja, und wir vereinbarten, uns in einem Jahr zu treffen und die Sache in Angriff zu nehmen. Ich wäre schon glücklich gewesen, wenn das Festival mir sonst gar nichts eingebracht hätte, tatsächlich aber war es von Anfang bis Ende eine phantastische Erfahrung, und die nachfolgende Auktion brachte noch einmal sehr viel Geld für Crossroads ein.
Hier trennte ich mich endgültig von Blackie und der kirschroten Gibson ES-335 aus Yardbirds-Zeiten, der ersten vernünftigen Gitarre, die ich je besessen hatte. Am Tag vor dem Festival sah ich mir die beiden noch einmal in der
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