Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
Vom Netzwerk:
mir abgewandt. Cecil hatte mir seine frühere Kollegin Nici vorgeschlagen, und nach ein paar kurzen Gesprächen wusste ich, sie war die Richtige, auch wenn Vivien eigentlich gar nicht zu ersetzen war. Zwei Monate lang machte Vivien Nici mit den Feinheiten dieses extrem schwierigen Jobs vertraut und ging dann weg, um sich in Frankreich niederzulassen. Sie wird mir fehlen.
    Im Juli fuhr ich wie jedes Jahr, wenn es mir möglich ist, für eine Woche zum Angeln nach Island und flog dann nach einer weiteren Woche zu Hause in die Staaten, wo die Aufnahmesessions mit J. J. Cale anstanden. Er hatte mir einige Songs zur Beurteilung zugeschickt, und anfangs fielen drei davon ganz besonders auf. Nach längerem Hören gefielen sie mir jedoch alle, und da ich bei meinen vielen anderen Aktivitäten keine Zeit gefunden hatte, selbst etwas zu schreiben, war es mir nur recht, mit diesem Material zu arbeiten. Ich brachte Melia und die Mädchen nach Columbus und flog weiter nach L.A. Im Jahr zuvor hatten wir in der Nähe von Melias Eltern ein Haus gekauft, damit wir sie besuchen und trotzdem in den eigenen vier Wänden wohnen konnten. Auch mir gefiel es dort. Eine sehr ländliche Gegend, genau so, wie ich mir den Mittleren Westen vorgestellt hatte, dort konnte ich an meinem Hot Rod rumwerkeln, ohne Aufsehen zu erregen. Außerdem sollte es unser Stützpunkt während der Amerika-Tournee im nächsten Jahr sein. Julie sollte auf eine Ganztagsschule, und da war es vernünftig, wenn Melia und die Mädchen in der Nähe ihrer Eltern wohnten, solange ich unterwegs war, obwohl wir natürlich vorhatten, uns so oft wie möglich gegenseitig zu besuchen.
    Bevor wir ins Studio gingen, zog ich für eine Woche zu J. J. Wir wollten das Material durchgehen und uns erst einmal näher kennenlernen. Er besitzt ein bescheidenes kleines Haus in den Bergen außerhalb von Escondido, und dort hörten wir Musik und sprachen von alten Zeiten. Gearbeitet wurde nicht viel, aber darum ging es auch nicht. Wir stimmten uns bloß ein. Er wollte eine Menge Musiker zusammentrommeln und so viel wie möglich »live« einspielen, die Aufnahmen sollten nur, wenn es unbedingt nötig war, nachbearbeitet werden. Das war mir recht – so arbeite auch ich am liebsten –, aber ich dachte, es könnte Probleme geben, den Groove umzusetzen, den ich auf seinen Demos gehört hatte, denn der war mit Drum Machines und ähnlichen Geräten erzeugt worden und ein unverzichtbarer Bestandteil seines Sounds.
    Ich hatte die Band für meine anstehende Tour umbesetzt und wollte die Cale-Sessions unter anderem dazu nutzen, mich mit der neuen Rhythmusgruppe warmzuspielen. Neu dabei war auch der Gitarrist Derek Trucks, ein Neffe von Butch Trucks, dem Drummer der Allman Brothers Band, der neben mir und Doyle den dritten Frontmann darstellen sollte. Den Drummer Steve Jordan hatte ich schon vor Jahren kennengelernt, als ich einmal bei der Hausband von David Letterman mitgespielt hatte. Und 1986 hatten wir bei »Hail, Hail Rock and Roll«, der Tribute-Show für Chuck Berry, zusammen gespielt. Ich mag ihn sehr. Er hat es drauf, so zu spielen wie die Schlagzeuger auf alten Blues- und R&B-Platten, und ist ein echter Kenner der Rock’n’Roll-Geschichte. Er ist einer, der aus dem Bauch heraus spielt. Willie Weeks glaubte ich noch nicht zu kennen, er aber meinte, wir hätten uns mal bei einer Session mit George Harrison gesehen, und das kann natürlich gut sein. Wahrscheinlich war ich damals so betrunken, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Willie ist einer der Superhelden des Rock. Seine legendäre Zusammenarbeit mit Donny Hathaway hat Maßstäbe für alle gesetzt, die nach ihm kamen, und es war die reine Wonne, sie alle bei den Cale-Sessions zusammen spielen zu hören.
    Mit Derek, Doyle und Billy Preston waren wir für die Tour gut gerüstet. Derek Trucks ist ein unglaublicher Gitarrist, anders als alle anderen, die ich kenne. Er hat sich mit vielen verschiedenen musikalischen Richtungen beschäftigt, und er hat sie sich alle einverleibt. Grenzen scheint er nicht zu kennen. Die anderen Teilnehmer an den Sessions waren alte Freunde von J. J., allesamt großartige Musiker, viele von ihnen eigentlich längst im Ruhestand und sehr entspannte Typen. Ich selbst hatte Doyle und Billy mitgebracht. Auf die beiden konnte ich nicht verzichten, denn auf ihren musikalischen Instinkt konnte ich mich immer hundertprozentig verlassen.
    Das Album The Road to Escondido war nach einem Monat im Kasten, aber anders als

Weitere Kostenlose Bücher