Mein Leben
in London waren. Zu wenig Proben waren das eine, aber hier trat auch etwas anderes zutage: Arroganz. Dazu kam, dass unser Sound in dem riesigen Madison Square Garden ziemlich dünn und blechern war. Ich wiederhole, das ist bloß meine persönliche Meinung, aber für mich war die Luft raus, und gewisse Animositäten hatten sich wieder eingeschlichen. Vielleicht lag es am Geld, wer weiß, aber für mich stand fest, es reichte, und ich würde das wohl nicht noch einmal machen. Es war jedoch beruhigend zu wissen, dass die anderen für eine Weile bei Kasse sein würden, und letztlich war mir das die ganze Sache wert.
Im November erfuhr ich, dass Billy Preston schwer erkrankt war und im Koma lag. Die Nachricht traf mich wie ein Schock, denn genau wie Brian hatte er bei unserem letzten Zusammensein einen sehr gesunden Eindruck auf mich gemacht. Tatsächlich hatte er in den letzten fünf Jahren immer wieder Nierenprobleme gehabt und musste auch auf Tournee zwei- oder dreimal die Woche zur Dialyse. Aber bei den Escondido – Sessions hatte er vergleichsweise fit gewirkt, und daher erschreckte mich die Nachricht schon sehr, zumal es diesmal ganz danach aussah, dass er nicht mehr davonkommen würde. Ich nahm mir vor, ihn gleich nach Weihnachten zu besuchen.
Endlich Weihnachten. Nach allem, was im Herbst geschehen war, hatte ich dringend etwas Aufmunterung nötig, und dank meiner Kinder war Weihnachten für mich wieder so aufregend wie zu der Zeit, als ich selbst ein Kind gewesen war. Wir hatten jetzt drei Kinder, für die wir Geschenke kaufen konnten, und es wurde ein herrliches Fest, genau wie es sein soll. Ich hatte ein Weihnachtsmannkostüm besorgt, und nach dem Abendessen am Heiligabend sollte ich oder ein geeigneter Freiwilliger in dieser Verkleidung einmal kurz draußen durch den Garten gehen. Melia sorgte dafür, dass die Kinder das mitbekamen, und die waren so begeistert, dass sie noch tagelang davon erzählten. Es war herzerfrischend, meine Familie mit solchen Kleinigkeiten zu erfreuen, und ich war rundum glücklich.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag flog ich nach Arizona zu Billy. Er lag immer noch im Koma in einer Privatklinik, und seine Überlebenschancen standen schlecht. Joyce Moore, seine Managerin, hatte mich in den letzten Wochen auf dem Laufenden gehalten und hoffte, Billy fände vielleicht wieder ins Leben zurück, wenn einer seiner Freunde bei ihm war. Bei seinem Anblick sank mir jedoch der Mut. Er sah so alt aus, und er starrte mit offenen Augen ins Nichts. Das hatte ich nicht erwartet. Ich hatte gedacht, er würde aussehen, als ob er schläft, und ich war schockiert.
Ich sprach viel mit ihm, flüsterte ihm ins Ohr, sagte ihm, wie gern ich ihn habe und dass er mir fehle, und dass wir alle uns wünschten, er würde wieder gesund und könne wieder bei uns sein, aber ich muss zugeben, ich fühlte mich auf verlorenem Posten. Ich habe nicht viel Erfahrung in solchen Dingen, aber mir schien, er hatte uns bereits verlassen. Und so nahm ich endgültig Abschied von ihm und flog nach Hause zurück. Hätte er sich tatsächlich wieder erholt, wäre das voreilig gewesen, aber ich habe es für uns beide getan, da ich wirklich nicht mehr daran glaubte, ihn in diesem Leben noch einmal wiederzusehen.
Das Jahr endete mit einem traurigen, aber nüchternen Abend im Leisure Center. Brians Bild wurde über die Bühne projiziert. Er war bei den Guildford-Leuten sehr beliebt und wurde schmerzlich vermisst, und wir veranstalteten eine phantastische Abschiedsfeier für ihn. Seine Kinder Cathy und Nick waren ebenfalls anwesend, und sein Freund Pat hielt eine herzzerreißende Rede. Ich werde ihn und alles, was er so selbstlos für so viele von uns getan hat, niemals vergessen.
Das Jahr der Welttournee begann relativ ruhig. Obwohl eine Menge vorzubereiten war, machten wir erst einmal eine kleine Kreuzfahrt durch die Karibik, bevor es mit der Arbeit richtig losgehen sollte. Die See um Antigua und die Nachbarinseln war viel rauer als das Mittelmeer und machte den Kindern manchmal ziemlich zu schaffen, aber ich fand es großartig, meiner Familie all die Orte zu zeigen, an denen ich vor so vielen Jahren schon gewesen war. Ruth und ihr Freund Derek kamen für eine Woche dazu, und es war schön zu sehen, wie sehr Ruth, die aus Montserrat stammte, sich freute, wieder in der Umgebung ihrer Kindheit zu sein. In der Karibik hatte sich nicht viel verändert. Hier und da gab es neue Designer-Boutiquen, ansonsten aber waren die Inseln noch
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