Mein Leben
Ausstellung an und nahm Abschied von ihnen. Es war hart. Wir hatten so eine lange Zeit miteinander verbracht, und mir war klar, ich würde niemals mehr ein Instrument finden, das eins dieser beiden ersetzen konnte. Sie erzielten bei der Auktion unglaubliche Preise. Blackie ging für 959.500 Dollar weg, ein neuer Weltrekord für eine Gitarre, und die ES-335 brachte 847.500 Dollar ein, der höchste Preis, der je für eine Gibson bezahlt wurde. Alles in allem wurden achtundachtzig Gitarren für insgesamt 7.438.624 Dollar verkauft, die Crossroads zugutekamen.
Als die Amerikatour im Herbst zu Ende war, stürzte ich mich, zurück in England, auf ein neues Hobby, das mich inzwischen ebenso fasziniert wie das Angeln. Mein Freund Phillip Walford, der als Flusswärter für den Abschnitt des Flüsschens Test verantwortlich ist, an dem ich immer angeln gehe, hatte mir seit langem geraten, mich auf die Jagd zu verlegen, wenn auch nur aus dem Grund, dass die Jagdsaison beginnt, wenn die Angelsaison gerade endet. Ich war dem Thema immer ausgewichen, weil ich intuitiv wusste, dass die Jagd im Gegensatz zum Angeln ein sehr geselliger Zeitvertreib ist. Als Ausgleich für die viele Zeit, die ich aus beruflichen Gründen in der Öffentlichkeit stehe, habe ich mir immer solche Betätigungen gewählt, die mir erlauben, allein zu sein, und das Angeln hat sich dabei als perfekt erwiesen.
Den Ausschlag gaben dann die Tauben, die bei uns unterm Dach nisteten und mit ihrem Gurren die Kinder schon morgens um fünf aus dem Schlaf rissen. Jedenfalls erwarb ich eine Schrotflinte, und dann ergab sich alles Weitere wie von selbst. Ich bin ein gründlicher Mensch, und bald schaffte ich mir diverse edle englische Flinten an, fuhr kreuz und quer durchs Land, streifte durch alle möglichen Jagdreviere und wurde so nach und nach ein ganz guter Schütze, während ich sehr viel Spaß dabei hatte.
Moralisch hatte ich nie ein Problem damit, es ist genau wie beim Angeln. Meine Familie und ich essen, was ich fange und schieße. Das ist frisch und gesund, und es schmeckt uns. Ich bin ein Jäger, das ist in meinen Genen so angelegt, und ich kann gut damit leben. Ich beteilige mich auch an vielen anderen ländlichen Aktivitäten, ganz einfach weil ich glaube, dass sie ein wichtiger Teil unserer Kultur und unseres Erbes sind und geschützt werden müssen, insbesondere vor Leuten oder Bewegungen, die zu wenig von dem heiklen ökonomischen Gleichgewicht ländlicher Gemeinden wissen und zu viele Disney-Filme gesehen haben.
Bald traf ich alte Freunde wieder, die ebenfalls diesen Sport betrieben, Paul Cummins zum Beispiel, den ehemaligen Co-Manager der Dire Straits. Er machte mich mit Jamie Lee bekannt, dem Leiter des privaten Jagdreviers Rushmoor in Dorset. Jamie gilt als einer der besten Jagdschützen der Welt, auch wenn meist er selbst das behauptet, und das Revier, dem er vorsteht, ist das beste, in dem ich jemals auf die Pirsch gegangen bin. Und die Betreiber dieses Reviers zählen zu den interessantesten Leuten, die man sich nur vorstellen kann, wenngleich ein paar von ihnen ausgesprochen psychotisch sind. Auch Gary Brooker, Steve Winwood, Roger Waters, Nick Mason und Mark Knopfler sind leidenschaftliche Jäger, und so schließt sich für mich irgendwie der Kreis, jedes Mal, wenn ich all die alten Freunde aus der Musikwelt der Sechziger in einer freilich vollkommen anderen Welt wiedertreffe.
Wenn ich nicht gerade auf Jagd war, tüftelte ich an einem Plan für das nächste Jahr. Ich hatte schon länger über die Wiedervereinigung von Cream nachgedacht. Seit Gründung der Band waren fast vierzig Jahre vergangen, und da wir alle noch unsere Instrumente halten konnten, fand ich die Idee nicht schlecht, noch einmal zusammen aufzutreten und uns sozusagen selbst ein Denkmal zu setzen. Und da ich derjenige war, der die Sache bis jetzt immer wieder hinausgezögert hatte, erkundigte ich mich diskret und in aller Demut, ob Jack und Ginger noch Interesse daran hatten.
Ihre Antwort fiel recht positiv aus, und wir einigten uns auf eine Woche in der Albert Hall, in der wir auch schon unser Abschiedskonzert gegeben hatten. Der Termin wurde auf den Mai 2005 festgelegt, vorher wollten wir einen Monat lang proben. Da ich bereits ahnte, dass ich anschließend Erholung nötig haben würde, charterte ich für die Zeit danach ein großes Boot für eine Kreuzfahrt mit Melia und den Kindern durch das Mittelmeer. Melia war noch nie in Griechenland gewesen, und wir waren auf die Idee
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